Mensch & Stadt „Bedarfe der Kinder vor Augen haben“

Erkelenz · Silvia Rudig ist die neue Schulleiterin der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz. Sie folgt auf Willi Schmitz. Ihr Start dort war außergewöhnlich, denn wegen der Coronakrise hat sie noch nicht alle Schüler kennengelernt.

 Silvia Rudig ist die neue Schulleiterin der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz. Von ihrem Büro aus kann sie in einen kleinen Garten gehen und von dort aus auf die Schule blicken.

Silvia Rudig ist die neue Schulleiterin der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz. Von ihrem Büro aus kann sie in einen kleinen Garten gehen und von dort aus auf die Schule blicken.

Foto: Anke Backhaus

Ihren Start in Erkelenz hatte sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt. Auf den üblich lebhaften Alltag in ihrer Schule hatte sie gehofft, aber dann sorgte das Coronavirus für leere Klassenzimmer. Silvia Rudig (61) musste so also lange ohne ihre neuen Schülerinnen und Schüler auskommen. Sie ist die neue Schulleiterin der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz, und Nachfolgerin von Willi Schmitz, der zu Beginn des Jahres nach 26 Jahren Schulleitung in den Ruhestand ging.

Auch in der letzten Woche vor den Sommerferien ist das Schulgebäude am Schulring weitgehend leer. „Wir haben heute nur einen Jahrgang hier“, sagt sie, als sie auf dem Weg zwischen ihrem Büro und dem Besprechungszimmer unterwegs ist. Dennoch: Im Sekretariat ist eine Menge los, auch zahlreiche Lehrer sind da. Auch wenn Corona den normalen Schulalltag lahmgelegt hat, in der Europaschule gibt es viel zu tun.

Dabei erinnert sich Silvia Rudig noch gut an die Zeit, als sie in Aachen ihr Lehramtsstudium aufgenommen hatte. „Damals war in der Ausbildung alles auf die Vermittlung von Wissen ausgerichtet. Heute geht der Aspekt mehr auf Themen wie Erziehung, soziales und emotionales Lernen“, erklärt sie. Rudig hat sich übrigens ganz bewusst für Erkelenz entschieden, denn: „Die Stadt bietet eine tolle Schullandschaft, die eine sehr gute Qualität bietet und die sehr ausgeprägt ist.“ Rudig hat vorher die Realschule in Würselen geleitet und dort kürzlich noch 120 Schülerinnen und Schülern die Abschlusszeugnisse überreicht, so natürlich auch in Erkelenz an ihrer neuen Schule.

Ihre langjährige Erfahrung als Lehrerin für die Fächer Mathematik, Biologie und Textil („Das gibt es ja heute fast gar nicht mehr in der Form“) und Schulleiterin hat sie eins gelehrt: dass das dreigliedrige Schulsystem mit Gymnasium, Realschule und Hauptschule erhalten werden soll und muss. „Es darf nicht das Argument gelten, dass Eltern Angst vor diesen unterschiedlichen Schulformen haben. Wir müssen zusehen, dass etwa ein Schüler mit sehr guten Leistungen in der Hauptschule die Chance bekommt, zur Realschule zu kommen. Ebenso muss es Möglichkeiten geben, einem Schüler, der sich in einem Gymnasium schwertut, Perspektiven zu bieten. Es geht nicht darum, Schüler weiterzureichen, sondern ihnen die Chance zu bieten, neu Fuß zu fassen. Darum: Wir müssen die Entwicklung und die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen stets vor Augen haben.“

Die Europaschule sieht Silvia Rudig gut aufgestellt. „Mein Vorgänger Willi Schmitz, mit dem ich Übergabegespräche geführt habe, hat eine sehr gute Arbeit geleistet. Technisch beispielsweise ist die Schule auf gutem Stand. Dennoch muss es in diesem Bereich ganz allgemein für die Schulen mehr Entwicklung geben, was heißt: Schüler müssen wir mehr in digitale Elemente einbinden können“, erklärt Silvia Rudig. Auch personell würde sie sich mehr Entwicklung wünschen. „Hier hat Willi Schmitz die Schule ebenfalls vorbereitet. In den Bereichen Ergotherapie und Sozialpädagogik ist gutes Personal da, auch der Werksleiter leistet für die Technik eine gute Arbeit.“

Und dann spricht sie wieder von ihren Schülern, die sie nach den Sommerferien am liebsten im Normalbetrieb besser kennenlernen möchte. „Heute brauchen die Schüler mehr Unterstützung als früher. Auch in der Berufsvorbereitung müssen wir sie mehr begleiten als damals. Aktuell betrachtet kann ich sagen, dass die Schüler und ihre Eltern toll auf die Lage reagiert haben und die Situation mit Corona gemeistert haben. Wir haben übrigens erkannt, dass sich die Arbeit in kleinen Gruppen, wie sie sich zuletzt gestaltet hat, als Förderinstrument bewährt hat.“

Mit Blick auf das Lehrerkollegium der Europaschule, hat die Schulleiterin ebenfalls nur gute Noten parat. „In der Schließungszeit haben die Kolleginnen und Kollegen enorm viel geleistet. Ich bin froh, dass jeder hier gesund ist. Es ist wichtig, dass das so bleibt.“

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