Tagebau Garzweiler II RWE Power reißt Immerather Mühle in Erkelenz ab

Erkelenz · Die alte Immerather Mühle, ein Wahrzeichen der Stadt Erkelenz, wird am Donnerstag abgerissen. Sie muss dem nahenden Tagebau Garzweiler II weichen. Damit die Menschen Abschied nehmen können, wurde eine spontane Mahnwache am Donnerstag eingerichtet.

Jüngst hatte es noch einmal politische Initiativen gegeben, die Mühle als Wahrzeichen für den Kampf gegen den Braunkohlenabbau im Rheinischen Revier zu erhalten. Diese hatten unter anderem auch deshalb keinen Erfolg, weil der Stadt Erkelenz gutachterlich belegt worden war, dass die Gebäudesubstanz keinen dauerhaften Erhalt erlaubt. Außerdem hatte sie das Gebäude auf Basis eines politischen Beschlusses zu diesem Zeitpunkt bereits an den Tagebaubetreiber RWE Power verkauft.

Am frühen Donnerstag waren rund um die Immerather Mühle zunächst einige Bäume gefällt worden, um Platz für den Abriss zu schaffen. Außerdem wurde mit Erdreich eine Rampe aufgeschüttet, damit der Abrissbagger an das Bauwerk heranfahren kann, da dieses auf einer Aufschüttung steht.Schockiert über den nicht angekündigten Abriss zeigte sich die Initiative „Kreativ gegen Kohle“.

Damit die Menschen doch noch Abschied nehmen können von der Mühle, hat sie auf einem benachbarten Feld eine spontane Mahnwache eingerichtet, die bis in den späten Abend hinein besucht werden kann.Zeitgleich wurde die Immerather Mühle von einer Drohne umflogen, die Tausende Fotos machte, um das Gebäude zu dokumentieren. „Mit diesen hochauflösenden Fotos wird es möglich sein, von diesem Gebäude später zum Beispiel einmal ein dreidimensionales Modell zu schaffen“, erklärte Olaf Winter, Pressesprecher von RWE Power. Die Dokumentationen sollen sowohl der Stadt Erkelenz als auch dem Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland übergeben werden.

Ebenfalls an die Stadt weitergegeben werden sollen zur Erinnerung einzelne Bestandteile der Mühle. Dies hatte sich Erkelenz beim Verkauf zusichern lassen. „Allerdings besteht die Vermutung, dass sich Hausschwamm in dem Gebäude ausgebreitet hat“, berichtete Olaf Winter am Donnerstag. „Dieser wäre meldepflichtig, weshalb das Abbruchmaterial zunächst noch geprobt werden muss.“

Bauherrin der Immerather Mühle war die Jülicher Landesverwaltung unter Herzog Johann Wilhelm (1614-1653). Im Zweiten Weltkrieg wurden Haube und Mahlwerk zerstört. 1959 kaufte die damals noch selbstständige Gemeinde Immerath die fast verfallene Mühle und, nachdem der Ort 1972 in die Stadt Erkelenz eingemeindet worden war, beauftragte diese 1977 einen Mühlenbauer mit dem Einbau einer neuen Haube und 1979 mit der Errichtung neuer Flügel. In letzter Zeit jedoch verfiel das Gebäude zusehends. Alle Überlegungen und Anträge, die Turmwindmühle von 1642 zu erhalten, umzusetzen oder einen Ort der Erinnerung zu schaffen, ließen sich im vergangenen Jahrzehnt nicht realisieren. Für einen Erhalt hatte sich jüngst noch einmal das Rheinische Mühlen-Dokumentationszentrums ausgesprochen.

Donnerstag, 10.15 Uhr, war mit dem Abriss der Mühle begonnen worden. Nach wenigen Minuten jedoch erlitt der Bagger einen Defekt, so dass Ersatz herbeigeschafft werden musste. Mittags wurde der Abriss fortgesetzt und gegen 14.10 Uhr beendet. Weil der Abriss von RWE nicht angekündigt worden war, wurde dieser – anders als beispielsweise bei den Kirchen in Borschemich und Immerath – von nur wenigen Menschen verfolgt.

Elmar Aretz von der Initiative „Kreativ gegen Kohle“, die im Frühsommer einen der letzten Versuche gestartet hatte, die Mühle zu retten, gehörte zu diesen, nachdem er von den bereits laufenden Arbeiten in Immerath gehört hatte. Er erklärte: „Wir hatten RWE gebeten, den Abrisstermin publik zu machen, damit die Menschen Abschied nehmen können. Das mitzuteilen, wäre das Mindeste gewesen. Dass das nicht geschehen ist, ist taktlos. Nach all den Ereignissen in den letzten Wochen jetzt auch noch dieses Wahrzeichen gegen den Tagebau abzureißen, damit hat RWE auch die letzten Sympathien verspielt.“ Dass dies mit Blick auf Sicherheit und Unfallverhütung nicht geschehen sei, erklärte dazu RWE-Sprecher Olaf Winter.

Damit doch noch möglichst viele Menschen einen letzten Blick auf die Reste der Mühle werfen konnten, organisierte „Kreativ gegen Kohle“ ab Donnerstagmittag eine spontane Mahnwache auf einem nahen Feld.

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