Stadthalle Erkelenz Russische Musik prägt letztes Meisterkonzert

Erkelenz · Zum Saisonabschluss spielte das Sinfonie-Orchester Aachen in der Erkelenzer Stadthalle. Auf die „fantastisch russische Musik“ wollte Orchesterleiter Chris Ward nicht verzichten.

 Das Sinfonieorchester Aachen unter der Leitung von Christopher Ward spielt Werke von Glinka, Tschaikowski, Tsfasman und Parfenow.

Das Sinfonieorchester Aachen unter der Leitung von Christopher Ward spielt Werke von Glinka, Tschaikowski, Tsfasman und Parfenow.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine überschattet derzeit vieles. So auch das VHS-Meisterkonzert in der Erkelenzer Stadthalle mit dem Sinfonie-Orchester Aachen und dem Pianisten und Komponisten André Parfenov, zumal auf dem Programm am Montagabend ausschließlich Werke russischer Komponisten standen.

„Wir wollten auf diese fantastisch russische Musik nicht verzichten“, erklärte Orchesterleiter Chris Ward, zumal, wie VHS-Leiter Ingo Rümke ergänzte, insbesondere der im Mittelpunkt des zweiten Konzertteils stehenden Peter Tschaikowski (1840 bis 1893) ein Europa zugewandter Komponist gewesen sei, der genau das Gegenteil von Nationalismus und Faschismus darstelle.

Den sehr beschwingten, heiteren Auftakt lieferte das Orchester mit der Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla“ von Michail Glinka (1804 bis 1857), ehe es bewies, dass es auch im Bereich vom Jazz und Swing durchaus überzeugen kann. Die Jazz-Suite für Klavier und Orchester von Alexander Tsfasman (1906 bis 1971) wurde vom Publikum in der gut besuchten Stadthalle mit viel Beifall aufgenommen.

Dafür sorgte auch Andre Parfenow am Flügel, der im Wechselspiel mit dem Orchester leichte, beschwingte Melodien darbot. Die „Schneeflocken“ im ersten Satz erinnerten an Filmmusiken im Stil von Gershwin. Der zweite Satz, ein lyrischer Walzer, ließ Erinnerungen an französische Weisen aufkommen, die Polka verbreitete gute Laune, bevor im vierten Satz Parfenow einen stimmungsvollen Schlusspunkt setzte, der das Publikum zufrieden in die Pause entließ.

Russische Romantik und Aachener Pathos vereinte der zweite Teil des Abends. Tschaikowskis Aufenthalt im Sommer 1887 in Aachen hatte Spuren bei ihm hinterlassen. Hier entstand quasi als Hommage an sein Idol Wolfgang Amadeus Mozart seine Suite „Mozartiana“. Für das Orchester ergab sich so die wunderbare Gelegenheit, klassische Musik mit Aachener Hintergrund zu präsentieren.

Auch ein zweites Werk hat seine Wurzeln in Aachen. Tschaikowsky komponierte 16 Walzertakte, die wiederum der 1972 geborene Parfenow auf Anregung von Ward als Basis für seinen „Aachener Walzer“ nutzte. Hier wurde im Zusammenspiel von Orchester und Solist die jazzige Note der zeitgenössischen Komposition betont, bis hin zu einem etwas abrupten Ende.

„Beschwingt und heiter“, so Ward, mögen die Besucher nach Hause gehen. So gab es als Zugabe den ersten Klavierwalzer von Alexander Glasunow (1865 bis 1936), der noch einmal Romantik aufkommen ließ.

Für Chris Ward, Leiter des Sinfonie-Orchesters, war es eine Premiere, für das Orchester selbst war das Bestreiten des VHS-Meisterkonzerts in Erkelenz, mit dem die Spielzeit beendet wurde, fast schon eine Tradition, die coronabedingt für zwei Jahre unterbrochen werden musste.

Die Tradition findet allerdings in der neuen Spielzeit keine Fortsetzung. Es sei nicht gelungen, einen gemeinsamen passenden Termin zu finden, bedauerte VHS-Leiter Ingo Rümke, der zugleich versicherte: „Die Zusammenarbeit mit dem Sinfonie-Orchester Aachen wird fortgesetzt.“ Die nun abgelaufene Meisterkonzert-Spielzeit war erneut durch die Pandemie unterbrochen worden, mehrere Konzerte fielen aus.

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