Erneut Protestaktion bei Keyenberg und Lützerath Menschenkette gegen Klimapolitik

Erkelenz · Eine vier Kilometer lange Menschenkette legte sich am Samstag symbolisch schützend um die vom Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer. Der Protest verlief friedlich. Die Klimaschützer sprachen von einem vollen Erfolg.

Rund 2500 Menschen kamen am Samstag zur Demo nach Keyenberg und Lützerath und bildeten unter anderem auch eine Menschenkette.

Rund 2500 Menschen kamen am Samstag zur Demo nach Keyenberg und Lützerath und bildeten unter anderem auch eine Menschenkette.

Foto: bauch, jana (jaba)

Unterstützung in ihrem Kampf um den Erhalt der Dörfer und für das vorzeitige Ende des Tagebaus Garzweiler II erhielt das heimische Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ von einem nationalen Bündnis von sechs Klimaschutz-Organisationen, das zu einer Protestaktion am Tagebaurand aufgerufen hatte. Rund 2500 Menschen protestierten am Samstag in Keyenberg und Lützerath mit einer vier Kilometer langen Menschenkette gegen die Klimapolitik der Bundesregierung und für einen schnelleren Kohleausstieg. Die Menschenkette sollte symbolisch die Grenze der globalen Erderhitzung darstellen, die nicht überschritten werden darf: Nur wenn der Tagebau nicht erweitert werde, könne Deutschland einen angemessenen Beitrag zu den Pariser Klimazielen leisten und nehme seine Verantwortung international und gegenüber kommenden Generationen wahrnehmen. Die Flutkatastrophe habe die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise jüngst eindrücklich gezeigt. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl machten die Protestierenden klar: Die neue Regierung muss endlich handeln – Energiewende jetzt. Mit der kilometerlangen, corona-konformen Menschenkette zwischen Lützerath und Keyenberg stellten sich die Menschen zugleich schützend vor die bedrohten Dörfer, die dem Tagebau weichen sollen. Noch dieses Jahr solle Lützerath dem Erdboden gleichgemacht werden, um den Tagebau zu erweitern.

BUND-Geschäftsführer Dirk Jansen sprach von einem vollen Erfolg der Aktion. Die Polizei freute sich über den ruhigen Verlauf, zumal alle Teilnehmer den Aufruf beherzigten, sich nicht direkt an den Tagebaurand zu begeben, da wegen der aufgeweichten Böschungsränder dort Lebensgefahr bestehen könnte.

Im Zentrum der Kritik stand NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, dem nicht nur verbal Versagen und politische Verfehlungen vorgeworfen wurde. Der Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly hatte für den Samstag einen kleinen Wagen gebaut, der Laschet zeigt, wie er auf einem RWE-Bagger über Keyenberg pflügt und dabei die Klimaschutzziele pulverisiert. Campact hatte eine überdimensionale, luftgefüllte Figur dabei, auf der Laschets Klimapolitik als „heiße Luft“ bezeichnet wurde.  Viele der Teilnehmer aus allen Generationen trugen gelbe Bänder, die den Abstand zwischen den Menschen in der Kette angeben sollte. Diese Bänder wurden vom BUND gegen eine Spende abgegeben, der Ertrag soll den Opfern der Flutkatastrophe zukommen. Die Katastrophe nach dem Starkregen zeige ebenso wie die Waldbrände nach der Hitzewelle in Griechenland und der Türkei, dass die Klima-Krise längst real ist. 

Jetzt müsse gegengesteuert werden, betonten alle Sprecher. Die nächste Bundestagswahl stelle die entscheidenden Weichen für den Klimaschutz. Ob Laschet der geeignete Klimaretter ist, wurde in den Reden indes stark angezweifelt. Der von der Politik auf seiner Veranlassung festgeschriebene Ausstieg aus der Braunkohle im Jahr 2038 sei zu spät. Spätestens 2030 muss Schluss sein, was konkret für den Tagebau Garzweiler II bedeute, dass dort noch maximal 60 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut werden dürfen und nicht die fast zehnfache Menge bis 2038. In NRW werde mehr CO2 in die Luft geblasen als im sonstigen Europa zusammen, meint Greenpeace-Klimaexperte Bastian Neuwirth.

Die generationenübergreifende Demonstration zeigt nach Ansicht von Jasmin Ziemacki von der Klima-Allianz Deutschland, dass die Menschen „die rückwärts gerichtete Politik Armin Laschets und seiner Landesregierung“ nicht länger hinnähmen. „Als NRW-Ministerpräsident ist er verantwortlich für das, was hier im Rheinischen Revier passiert. Menschen verlieren ihre Heimat, Dörfer und Kirchen werden zerstört. Hier wird die Zukunft künftiger Generationen für eine Energie-Politik von gestern aufs Spiel gesetzt.” Die Menschenkette habe gezeigt, dass der Protest gegen die Braunkohle inzwischen bundesweite Ausmaße angenommen habe, meinte Britta Kox von „Alle Dörfer bleiben“. Das gebe Mut für den weiteren Kampf.

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