Müll sammeln in und um Erkelenz Mit spitzer Zange und Arbeitshandschuh

Erkelenz · Aus Anlass des World Cleanup Day startete im gesamten Stadtgebiet von Erkelenz eine große Reinigungsaktion, um für eine saubere und umweltverträglichere Stadt zu sorgen. Die Akteure haben eine große Bandbreite an Funden gesammelt.

Die kleine Gruppe im Oerather Mühlenfeld hatte zur Unterstützung "schwere Fahrzeuge".

Die kleine Gruppe im Oerather Mühlenfeld hatte zur Unterstützung "schwere Fahrzeuge".

Foto: Thomas Mauer/THOMAS MAUER

Vier Tage spazierten hunderte Erkelenzerinnen und Erkelenzer durch alle Ortsteile des Stadtgebietes – alle waren sie auf der Suche nach Abfall. Ob jung oder alt, ob Gummistiefel oder festes Schuhwerk, ob Sommerjacke oder Ostfriesennerz, sogar in Kinderwagen oder mit Rollatoren, alle wollten nur das eine: Müll aufsammeln.

Wäre ich eine leere Zigarettenschachtel oder Chipstüte, ich wüsste nicht, ob ich lieber in Golkrath am Bach, in Lövenich auf dem Spielplatz oder in der Innenstadt im Grüngürtel weggeworfen würde. In jedem Fall hätten mich Greifzangen oder behandschuhte Hände sanft emporgehoben. Ich wäre zu meinen Freunden in den Müllsack gewandert und nicht mehr allein Wind und Wetter ausgesetzt. Und der Natur hätte ich auch nicht weiter zur Last gelegen. Erkelenz macht sauber.

Bereits im Frühjahr war die Idee zur Reinigung entstanden, Bürgermeister Stephan Muckel hatte laut eigenem Bekunden ein Projekt daraus gemacht. Anlässlich des World Cleanup Day ging es gemeinsam los. Allerdings war es bereits in mehreren Erkelenzer Stadtteilen gute Tradition, in jedem Frühjahr durch die Straßen und Grünanlagen zu ziehen. „Wenn wir die Ostereier für die Kinder verstecken wollen, sollten wir sicher sein, dass die Kleinen die Eier und nicht den Abfall finden“, erklärte Ralf Knapp im Oerather Mühlenfeld die Aktion im März und fügte aber gleich hinzu: „In der Zwischenzeit hat sich aber schon wieder einiges angesammelt.“ Auch in Lövenich oder in Golkrath machten sich die Sammler keine Sorgen, dass die Müllsäcke leer bleiben.

„Wir gehen hier mit den Hunden jeden Tag und finden immer wieder Gartenabfälle, Glasscherben oder ganze Mülltüten“, beschrieben Janny Hafers und Jens Raterink ihr Handeln. Ihre Devise und die von vielen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Erkelenz lautet: „Nicht darüber hinwegsehen, sondern einsammeln und entsorgen.“ Deshalb war es für etwa 700 Erkelenzerinnen und Erkelenzer sowie 900 Kinder selbstverständlich, sich an der großen und gemeinsamen Reinigungsaktion zu beteiligen. Mehr als 400 Greifzangen und ausreichend Arbeitshandschuhe hatte die Erkelenzer Stadtverwaltung verteilt.

„Das Problem sind nicht so sehr die Wohnhäuser, da sorgen die Bewohnerinnen und Bewohner selbst dafür, dass der Müll auch in die entsprechenden Behälter wandert“, erklärte Christel Honold-Ziegahn den Einsatz in Lövenich. „Schwierig sind die Flächen, für die sich niemand verantwortlich fühlt“. Allein in Lövenich waren etwa 60 Menschen unterwegs. Kinderwagen wurden teilweise für die Versorgung genutzt oder größere Funde damit transportiert. Im Oerather Mühlenfeld lernte eine Neubürgerfamilie aus China Erkelenzer „Reinigungswut“ kennen. Die kleine Tochter durfte unterdessen schon mal mit der Würstchenzange üben.

Gefunden und entsorgt wurden viele alltägliche Dinge wie Zigarettenschachteln, Pizzakartons, Feuerzeuge, Masken, Chipstüten, Glasscherben, Plastikflaschen, aber auch Bälle, Regenschirme, Blumenständer, volle Windeln und Bauschutt. „Das Problem mit dem wildem Müll hat zugenommen.“ Für Bürgermeister Stephan Muckel ist das kaum nachzuvollziehen und angesichts sehr moderater Müllgebühren auch nicht zu akzeptieren. Gedankenlosigkeit und hin und wieder auch Rücksichtslosigkeit bestimmen das Handeln. Und manchmal fehlen auch entsprechende Abfallbehälter oder Spender für die Hundekotbeutel. „Ich habe inzwischen eigene hingehängt, und die werden auch benutzt“, sagte Janny Hafers.

Private Initiativen in der Stadt gibt es zahlreiche. Aber der World Cleanup Day sollte anregen, dass sich jeder angesprochen fühlt, seinen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Laut BUND werden in Deutschland pro Jahr mehr als 106 Milliarden Zigaretten geraucht. Zwei Drittel landen auf dem Boden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort