Nacht der Querdenker in Erkelenz Mehr Kritik als Lob für Schülerdemos

Erkelenz · Sind sie Querdenker oder Schulschwänzer – die Schüler, die bei ihren Protestaktionen im Rahmen von „Friday for Future“ für mehr Klimaschutz eintreten?

 Nach dem Friday-for-Future-Demonstrationszug durch Erkelenz und vor der Diskussion in der Leonhardskapelle versammelten sich viel zu einer Kundgebung vor der Hauptschule und der Bücherei.

Nach dem Friday-for-Future-Demonstrationszug durch Erkelenz und vor der Diskussion in der Leonhardskapelle versammelten sich viel zu einer Kundgebung vor der Hauptschule und der Bücherei.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Sie sind weder Querdenker noch Schulschwänzer, so lautet die Antwort. Gegeben wurde sie von Maleika Kerime und Charlotte Schleifenbaum bei der Nacht der Querdenker, zu dem der Klimatisch Erkelenz nach der Freitagsdemonstration in die Leonhardskapelle eingeladen hatte.

Monika Ragazzi freute sich, im Namen des Klimatischs viele Besucher aus allen Altersgruppen zur Diskussion über den Sinn und die Notwendigkeit der Protestaktionen der jungen Menschen begrüßen zu dürfen. Schnell machte sie den Rednerplatz frei für die beiden Schülerinnen, die zunächst über die von Greta Tumberg ins Leben gerufene Aktion und über den dramatischen Zustand des Klimas informierten, bevor sie sich der Diskussion stellten. Sie ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass sie den Unterrichtsausfall für richtig und notwendig halten. Es sei kein Schulschwänzen und der Streik sei auch kein billiges Alibi, sich als Trittbrettfahrer vom Unterricht zu entfernen. „Die Demo heute, die nicht während der Schulzeit stattfand und an der wieder viele Schüler teilnahmen, zeigt, dass dieses Argument haltlos ist. „Die Schule schwänzen könnte ich auch an jedem anderen Tag“, sagte Kerime, die in wenigen Wochen am Cusanus-Gymnasium das Abitur ablegt.“ Von ihrer Schule und von der Stadt Erkelenz hätten die Schüler bisher keine Unterstützung erfahren. Für ihren Protest, der an jedem ersten Freitag im Monat stattfinden soll, gebe es mehr Kritik als Lob und glatte Ablehnung, wie vom Erkelenzer Bürgermeister, statt einen Dialog.

Vor zehn Jahren sei es unvorstellbar gewesen, dass Schüler auf die Straße gehen, meinte Michael Kock anerkennend. Friday for Future auf Schüler zu reduzieren, sei zu kurz gegriffen. Inzwischen sei es eine Bewegung mit wachsender Unterstützung. Wie richtig und wichtig dieser Einsatz für den Klimaschutz sei, zeige auch die Solidarität von inzwischen 26.000 Wissenschaftler in Deutschland.

„Was wir jetzt in der Schule lernen, hilft uns nicht in der Zukunft“, beklagte die Waldorf-Schülerin Schleifenbaum. „Wir haben keine Zukunft, wenn wir nichts für die Zukunft tun.“ Und mit diesem „Wir“ meint sie nicht nur die Schüler und die Bürger, die im Kleinen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können, sie meint auch die Politiker, „die uns zwingen wollen, die Fehler zu machen, die sie seit Jahrzehnten begehen.“

Bedenken, der Klimawandel sei wissenschaftlich nicht belegbar und politisches Handeln zugunsten eines Klimawandels mit etwaigen Nachteilen für Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum verbunden, ließ Oliver Franz, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Erkelenz, nicht gelten. 190 Staaten hätten nach intensiver wissenschaftlicher Forschungsarbeit sich gemeinsam im Pariser Klimaschutzabkommen zu einer Begrenzung des Temperaturanstiegs verpflichtet.

Im Prinzip fordern die Schülerinnen und Schüler und alle anderen nicht mehr, als dass die Politiker das auch tun, zu dem sie sich zuvor völkerrechtlich verpflichtet haben. Nun würden die kritisiert, die auf diesem Missstand aufmerksam machen, anstatt den Missstand zu beheben.

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