Landwirte sind schon jetzt mit der Ernte beschäftigt Sommerhitze hat Folgen für Landwirte

Erkelenz · Wegen der Trockenperiode beginnt die Erntezeit dieses Jahr knapp drei Wochen früher als üblich. Landwirt Hubert Fell aus Terheeg erläutert die momentane Situation. Es drohen Einbußen wegen der Trockenheit.

 Mit seinem Mähdrescher ist Landwirt Hubert Fell derzeit unterwegs und erntet das Getreide.

Mit seinem Mähdrescher ist Landwirt Hubert Fell derzeit unterwegs und erntet das Getreide.

Foto: Paula Meyersieck

„Ernte ist wie Weihnachten, man weiß nie, was man kriegt und geht dabei in Vorleistung“, erklärt Hubert Fell. Er begann seine Lehre mit 14 Jahren und ist bereits seit 32 Jahren ausgebildeter Landwirt. Gerade ist er dabei, seine Getreidefelder abzuernten.

Trotz der Hitze sitzt Hubert Fell im Führerhaus seines Mähdreschers und sorgt dafür, dass so wenig Korn wie möglich verloren geht. „Auch wir Landwirte sind von der Trockenperiode betroffen. Dieses Jahr habe ich einen Verlust von einem Fünftel. Das geht aber noch im Vergleich zu Nord- oder Ostdeutschland, wo es teilweise zu Totalausfällen kommt“, berichtet er. Dennoch ist es sein Motto, positiv zu bleiben. „Wichtig ist es vor allem, mit den Mitmenschen gut auszukommen und sich nicht gegenseitig Steine in den Weg zu legen“, meint er. So gibt Fell beispielsweise anderen Landwirten Bescheid, wenn er seine Felder spritzt, damit sie ihr Biogemüse abdecken können und lädt Kinder und andere interessierte Schaulustige regelmäßig dazu ein, seinen Hof zu besuchen oder auf dem Feld eine Runde mit ihm zu fahren. Außerdem lege er Flächen, die an Wohngebiete grenzen, still und pflanze stattdessen Grünflächen an, um den Menschen zu zeigen, wie wichtig ihm die Kooperation und das Verständnis sei.

 Dieses Jahr beginnt die Erntezeit viel früher. Grund ist die lange Trockenheit.

Dieses Jahr beginnt die Erntezeit viel früher. Grund ist die lange Trockenheit.

Foto: Paula Meyersieck

„Öffentlichkeitsarbeit hat in unserer Branche einen hohen Stellenwert. Ich finde es unheimlich schön, wenn sich Leute für unsere Arbeit interessieren. Dann kann man ihnen unsere Tätigkeit näher bringen und Fragen direkt beantworten“, sagt Fell.

Er ist momentan sehr eingespannt. Seine sechs Felder müssen geerntet werden, was einige Tage in Anspruch nimmt. Darüber hinaus muss die Ernte zum Landhandel gebracht und sich um das Milchvieh auf dem Hof in Terheeg gekümmert werden. Das übrig gebliebene Stroh wird im Anschluss an die Ernte zu Strohballen verarbeitet. Freunde und Bekannte helfen ihm dabei. „Ich bin den Leuten, die mir zur Seite stehen, sehr dankbar. Leider müssen sie dieses Jahr ihren Urlaub etwas nach hinten verschieben“, so Fell. Das liege daran, dass die Ernte eigentlich erst Ende August stattfindet. Da aber durch die Hitze weitere Verluste erwartet werden, wurde die Ernte drei Wochen nach vorne verschoben.

Seinen Hof führt Fell bereits in sechster Generation. In dieser Zeit habe sich viel geändert. Heutzutage müsse man sich am Weltmarkt orientieren. Spekulanten seien dafür verantwortlich, die Lebensmittelpreise festzulegen. „Generell wird so gerechnet, dass die Weltbevölkerung knappe 80 Tage versorgt werden könnte. Wenn das knapp wird, steigen die Preise.“ Und momentan werde es knapp. Außerdem habe sich der Wettbewerb verändert. „Die Großen diktieren uns die Preise und hier muss davon gelebt werden, Großbetriebe haben es da oft leichter“, erklärt Fell. „Im Osten gibt es 40 landwirtschaftliche Unternehmen, die über 30 Prozent aller Ackerflächen besitzen. Das sind ungefähr 10.000 Hektar. Hier im Kreis Heinsberg sind alle Ackerflächen zusammen nicht größer als 80 Hektar, und insgesamt gibt es knapp 800 Betriebe. Vor 1990 waren es noch ungefähr 1500“, fügt er hinzu. Die Abnahme der Anzahl von landwirtschaftlichen Betrieben habe unterschiedliche Gründe, so zum Beispiel die Abhängigkeit von den Pächtern oder die wegen des Braunkohlentagebaus Garzweiler II schwindende Anzahl an nutzbaren Flächen. Obendrein müssen einige Maschinen mittlerweile von vier bis fünf Betrieben gemeinsam gekauft werden, um den Preisdruck angemessen zu verteilen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Laut Fell haben die sich ändernden Wettbewerbsbedingungen aber auch etwas Gutes. So werde die Qualität der Ware stetes verbessert. Schließlich erhalte man keine Subventionen oder müsse im Gegenteil noch hohe Strafen bezahlen, wenn bestimmte Auflagen in Hinsicht auf Gülle oder ähnliches nicht eingehalten werden. Dies werde auch scharf kontrolliert.

Mittlerweile sind einige Reihen abgeerntet. Die Reste der Kornhülsen fliegen um das Fahrerhäuschen des Mähdreschers, und Fell bahnt sich souverän einen Weg durch das Getreide. Dabei passt er stets darauf auf, dass nichts im Weg liegt, denn dadurch könnten die Messer des Mähdreschers schnell beschädigt werden. Das Kurioseste, das Fell bei seiner Ernte bisher fand, waren zwei Fahrräder. Plötzlich stoppt er und zeigt auf einen Weg niedergetretener Halme. „Man sieht immer, wo Kinder gespielt haben. Das ist schade, weil das Getreide dann verloren ist und wir schnell Verlust machen“.

Trotz allem macht Hubert Fell seine Arbeit jeden Tag aufs Neue Spaß. Er schätze vor allem die Flexibilität und Herausforderungen, den Umgang mit Tieren und der Natur und auch den Respekt, den man lernt, ihr entgegen zu bringen. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt er und lädt dazu ein, ihn auf seinem Hof zu besuchen oder bei der Ernte zuzuschauen.

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