Erkelenz Erkelenz im Dritten Reich

Erkelenz · Zwölf Stationen umfasst die „Route gegen das Vergessen“. Sie beschäftigt sich mit der NS-Zeit in Erkelenz und baut auf ein Internet-Projekt auf. Am 9. November wird am Alten Rathaus die erste Erinnerungsplakette angebracht.

In Erkelenz ging es im Dritten Reich auch nicht anders zu als sonstwo in Deutschland. „Wir waren nicht das gelobte Land“, stellt Rainer Merkens nüchtern fest. Der Ratsherr aus Venrath beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit sehr intensiv mit der NS-Diktatur in Erkelenz und hat dafür zig Stunden im Stadtarchiv verbracht. Merkens gehört zum 14-köpfigen Arbeitskreis „Route gegen das Vergessen“ – ein Projekt, das vor mehr als zwei Jahren aus der Taufe gehoben worden war, nachdem der Erkelenzer Hauptausschuss dafür grünes Licht gegeben hatte. „Route gegen das Vergessen“ baut auf das gleichlautende Internet-Projekt auf, mit dem sich Abiturienten und weitere Oberstufenschüler des Cornelius-Burgh-Gymnasiums am bundesweiten „Denkt@g“-Wettbewerb der Konrad-Adenauer-Stiftung beteiligt hatten – und dafür in Berlin im Januar 2007 den zweiten Platz einheimsten.

Print Ausgabe

Einer von diesen ist Andreas Koerfer. Der Student ist auch nun wieder federführend mit von der Partie, hat zusammen mit Dominik Mercks die Schlussredaktion der Print-Ausgabe von „Route gegen das Vergessen“ übernommen, die in diesem Monat fertiggestellt und in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt wird (Herausgeber ist der Heimatverein der Erkelenzer Lande). Dabei wurde die ursprüngliche Online-Fassung der Route (http://denktag2006.denktag.de/Projekt.778.0.html) deutlich überarbeitet und erweitert – statt zehn sind es nun so zwölf Stationen, die an die NS-Zeit erinnern.

Diese gliedern sich in drei Abschnitte: Die Stationen eins bis fünf erinnern an Opfer des Nationalsozialismus – vor allem Juden, aber auch Zwangsarbeiter. Die Stationen sechs bis zehn dokumentieren den Gleichschaltungsprozess, die Stationen elf und zwölf sind Widerständlern im Erkelenzer Land gewidmet.

„Es waren freilich nur einzelne Personen. Organisierten Widerstand gab es hier nicht“, sagt Koerfer. Die intensive Beschäftigung mit der NS-Zeit in Erkelenz habe bei ihm nachhaltige Spuren hinterlassen: „Man wird schon sehr nachdenklich, wenn man das von der abstrakten Ebene konkret auf seine Heimatstadt runterbricht.“ An allen zwölf Stationen wird die Arbeitsgruppe nach und nach Plaketten mit kurzen Infos befestigen. Der Anfang wird am geschichtsträchtigen 9. November (so fand 1938 an diesem Datum die sogenannte „Reichskristallnacht“ statt) am Alten Rathaus gemacht – das diente damals auch als Gefängnis für politisch Gefangene. Dann wird auch Lea Thorn zugegen sein, die Enkelin des Nazi-Opfers Leopold Leyens. Der Jude stammte aus Schwanenberg (dort gab es übrigens auch die erste jüdische Gemeinde im Erkelenzer Land) und wurde mit seiner Frau 1942 deportiert. Danach gab es von ihnen kein Lebenszeichen mehr.

(RP)
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