Erkelenzerinnen werden kreativ Frauenchor kann nicht proben – jetzt wird genäht

Erkelenz · Seinen großen Auftritt bei der Landesgartenschau musste der Chor schweren Herzens absagen. Jetzt haben sich die Frauen vorübergehend in einen Nähkreis verwandelt.

 Für die Masken muss zunächst der Stoff zurechtgeschnitten werden.

Für die Masken muss zunächst der Stoff zurechtgeschnitten werden.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die Vorfreude auf den Auftritt bei der Landesgartenschau im Juni im Kamp-Lintfort war riesengroß bei den Sängerinnen des Frauenchors Auftakt aus Erkelenz. Das Konzert sollte einer der beiden musikalischen Höhepunkte im Jahr sein. Der Stolz, für einen Auftritt vor großem Publikum auf der großen Bühne ausgewählt worden zu sein, für den sich der Chor beworben hatte, war groß. Doch in Zeiten von Corona ist vieles nicht mehr so wie geplant. Zu dem Auftritt kommt es nicht mehr. „Ich habe unser Konzert beim Veranstalter angesagt, aber noch keine Rückantwort erhalten“, sagt Marianne Nitschke, die den Auftritt eingefädelt hatte.

Wie im gesamten Kreis Heinsberg erlahmte das öffentliche Leben in Erkelenz ab Aschermittwoch. Plötzlich stand der Chor mit fast 30 Mitgliedern ohne Proberaum da. Die Evangelische Kirchengemeinde sperrte ihr Gemeindezentrum für Zusammenkünfte. Das Proben in kleinen Gruppe im Wohnzimmer wäre eine Alternative gewesen, die aber aus organisatorischen und gesundheitlichen Gründen verworfen wurde.

Für die Chorfrauen ist die Zeit des gemeinsamen Singens vorübergehend vorbei. Was bleibt, ist das alleinige Singen in der eigenen Wohnung, was längst nicht mit einer gezielten Probe eines dreistimmigen Chores mithalten kann, bei der die einzelnen Stimmen in den verschieden Liedern miteinander harmonieren sollen.

Aber der Chor hat aus der Not eine Tugend gemacht. Federführend dabei ist Jutta Miethe. Sie hat ihre Mitsängerinnen zum Nähen von Mund- und Nasenschutzmasken motiviert. „Ich habe mich zunächst gefragt, ob das überhaupt sinnvoll ist“, berichtet sie. Nachdem aber eine Chorschwester, die als Ärztin im Kreisgesundheitsamt tagtäglich mit der Coronaproblematik vertraut ist, ihr zustimmte, legte sie los. Ihr Hinweis in die choreigene Whatsapp-Gruppe brachte eine enorme Resonanz.

Da wurden flugs die Nähanleitungen verteilt – und aus dem Frauenchor wurde ein Nähkreis. „Inzwischen sind wir so weit, dass wir gegenseitig Material austauschen“, sagt Jutta Miehte. „Ich selbst habe ein ganzes Zimmer voll von Stoffresten, die sich für Masken eignen. Chorschwestern haben Gummibänder, die mir fehlen. Also wird fleißig getauscht – selbstverständlich mit dem nötigen Abstand und mit Masken.“

Inzwischen hat es auch die Ehemänner der Chorfrauen gepackt. Der Bedarf an Schutzausrichtungen ist enorm. Miethe und ihre Sangesschwestern kommen gar nicht nach mit der Produktion. Zunächst sind Familienmitglieder, die Kollegen und die Freunde an die Reihe. Wie so viele andere kann sie ihrer beruflichen Tätigkeit nicht nachgehen. Gewöhnlich unterrichtet sie Deutsch für Ausländer, ist aber seit Aschermittwoch nicht mehr in Klassenräumen tätig geworden. Was bleibt, ist das Nähen – und das Singen.

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