Beratungsstelle in Erkelenz Frauen in Problemsituationen auffangen

Erkelenz · Seit dem 1. Oktober gibt es in der Erkelenzer Innenstadt die allgemeine Frauenberatungsstelle des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer. Dort gibt es bereits nach kurzer Zeit viel zu tun.

 Die Frauenberatungsstelle in Erkelenz hat am 1. Oktober ihren Betrieb aufgenommen. Zu den Beraterinnen zählt auch Simone Dietz, die mit den Frauen ins Gespräch kommt.

Die Frauenberatungsstelle in Erkelenz hat am 1. Oktober ihren Betrieb aufgenommen. Zu den Beraterinnen zählt auch Simone Dietz, die mit den Frauen ins Gespräch kommt.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

Sie fühlen sich angekommen. Der Weg war schließlich lang. Seit dem 1. Oktober läuft das Angebot schon – und wird gut angenommen. Die Frauenberatungsstelle des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer hat in Erkelenz an der Aachener Straße 21 eine wichtige Arbeit aufgenommen.

Karoline Steffens ist die Geschäftsführerin des SKFM Kreis Heinsberg. Wenn sie sich in den frisch renovierten Räumen, die noch nicht ganz fertig gestaltet sind, umsieht, ist sie froh. Sie sagt: „Wir dürfen ja nicht glauben, dass nur, weil wir in einer ruhigen ländlichen Gegend leben, hier nichts passiert. Auch hier erfahren Frauen Gewalt. Der Bedarf, Frauen in Problemsituationen, die ganz unterschiedlich sind, zu beraten, ist da“, unterstreicht Karoline Steffens.

Für Hilfe suchende Frauen sind die beiden Beraterinnen Simone Dietz und Katharina Wenzel vor Ort in der Beratungsstelle an der Aachener Straße 21. Schon vom ersten Tag an war ihre Unterstützung gefragt. „Die Frauen, die zu uns kommen, stammen aus allen Schichten. Und sie kommen mit ganz unterschiedlichen Problemstellungen zu uns. Was sie eint: Sie alle stehen an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie nicht mehr wissen, wie es weitergeht“, erzählen die beiden Beraterinnen übereinstimmend. Sie betonen auch: „Wenn wir davon sprechen, dass darunter Frauen sind, die täglich Gewaltsituationen erleben, dann muss das nicht unbedingt die physische Gewalt sein. Gewalt zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen.“ Heißt konkret: Gewalt kann sich auch psychisch zeigen, auch ökonomisch, wenn die Frau etwa in finanzielle Abhängigkeit geraten ist. Und mittlerweile hat auch die Gewalt in digitaler Form, beispielsweise durch soziale Medien, vielfach an Fahrt aufgenommen. Karoline Steffens führt dabei aus: „Insgesamt kommen die Frauen mit einem enormen Leidensdruck zu uns. Sie sind durcheinander, unsortiert, was bedeuten kann, ihre Gefühle neben überhand.“

Es kommt vor, dass die Familien die Frauen nicht verstehen oder nicht wissen, wie sie mit der Problematik umgehen sollen. Unterm Strich gestaltet sich jede Beratung anders. Die Beraterinnen Simone Dietz und Katharina Wenzel wünschen sich, dass jede Frau, die sich belastet fühlt, zur Beratungsstelle kommt, „denn jede Frau wird emotional aufgefangen. Das ist wichtig. Ebenso wichtig ist es, der Frau zu zeigen, dass wir verstehen, es geht ihr jetzt nicht gut“, so Beraterin Simone Dietz.

Die Frauenberatungsstelle des SKFM in Erkelenz hat ein Netzwerk aufgebaut, was sehr wichtig ist, um auf die individuellen Probleme reagieren zu können. Es war ein langer Weg, ehe die Frauenberatungsstelle am 1. Oktober ihren Betrieb aufnehmen konnte. Im Jahr 2016 wurde das Finanzierungsmodell des Frauenhauses im Kreis Heinsberg umstrukturiert. Bis dahin war es üblich, dass die Frauen mit ihrem Beratungsbedarf ins Frauenhaus kamen und dort beraten wurden. Die Frauenberatung sollte ausgegliedert werden.

Im Zuge dessen hatte Karoline Steffens Anträge gestellt, um eine allgemeine Frauenberatungsstelle zu realisieren. Mit zunächst wenig Erfolg, da das Land Nordrhein-Westfalen mitteilte, es gebe keine Fördermittel. Der SKFM übernahm daraufhin (im Jahr 2018) die Beratung der Frauen, die der Kreis Heinsberg lediglich einzelfallbezogen finanzierte. Es kam der Punkt, an dem auf Kreisebene politisch die Entscheidung getroffen wurde, wegen geringer Fallzahlen keine eigene Beratungsstelle einzurichten.

Aber: Vom 30. Januar 2018 bis 30. Mai 2018 gab es 17 Beratungen. Im weiteren Verlauf entstand politischer Druck, so dass es wieder Fördermittel für allgemeine Frauenberatungsstellen gab. Und so konnte in Erkelenz die Frauenberatungsstelle schließlich eröffnen. Finanzierungslücken schließt der Kreis Heinsberg.

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