Ein Fest ohne Geschenkeorgie und Festtagsbraten Sehnsucht an Heiligabend

Erkelenz · Fernab der Familie in Ecuador feiert die Erkelenzerin Franziska Gedak Weihnachten.

 Franziska Gedak.

Franziska Gedak.

Foto: Lehmkuhl

Ein wenig Heimweh und Sehnsucht kommt an Heiligabend schon auf bei Franziska Gedak, wenn sie in Guayaquil daran denkt, wie in Geneiken das Weihnachtsfest im Familienkreis gefeiert wird. „Die Adventszeit ist meine Lieblingszeit im Jahr, und ohne Kälte, Weihnachtsmärkte und Plätzchen ist es etwas schwierig, in Weihnachtsstimmung zu kommen.“

Fernab, in Ecuador, wird die 18-Jährige die Festtage in ihrer Gastfamilie verbringen. Seit August arbeitet die künftige Studentin während eines Freiwilligen Sozialen Jahres in einem Armenviertel von Guayaquil bei einem Projekt, das von der Deutschen Pfadfinderschaft und Adveniat durchgeführt wird. Wie genau das Weihnachtsfest verlaufen wird, weiß Franziska Gedak nur ungefähr. „Auf jeden Fall in der Familie, aber was genau passiert, das entscheidet sich spontan.“ Vorbereitungen, wie in Deutschland mit Festtagsbraten, Einkaufsmarathon und Geschenkeorgien, gibt es nicht. „Das Leben in einer Gastfamilie ist nicht immer einfach, zumal Ecuador ein armes und politisch instabiles Land ist. Aber die Menschen sind herzlich und selbstlos. Deshalb wird es auch zur Weihnachtszeit harmonisch und friedlich in meiner Familie zugehen.“ Das Leben in der Ferne sei nicht problemlos, da man sich an die Werte und Normen im Gastland anpassen muss. „Dennoch ist eine Gastfamilie sehr wichtig, da sie einem Einblick in das Leben vor Ort geben kann, die kein Reiseführer vermittelt.“ Außerdem vermittelt ihr die Gastfamilie Rückhalt.

Franziska Gedak, die als Austauschschülerin schon viel in der Welt erlebt hat, hatte sich bewusst für Mittelamerika bei ihrem FSJ entschieden. Dass ihre Wahl auf Ecuador fiel, lag hauptsächlich an dem Projekt, an dem sie mitarbeitet. „Ich arbeite in der Banco de Materiales.“ Das ist eine Werkstatt in der größten Stadt des Landes, Guayaquil, in der Möbel aus gespendeten und recycelten Materialien gebaut werden, die dann preisgünstig an einkommensschwache Familien abgegeben werden. Franziska Gedak muss schmunzeln, wenn sie an den Beginn ihrer Arbeit zurückdenkt: „Ich musste manchmal beweisen, dass ich bestimmte handwerkliche Dinge überhaupt kann.“ Da sie die einzige Frau in der Werkstatt war, seien die Arbeiter zunächst sehr skeptisch gewesen. „Aber sie sind alle sehr respektvoll, und ich lerne sehr viel von den Kollegen, die mir alles mit sehr viel Geduld zeigen und erklären.“ Dabei kommt sogar der Sport nicht zu kurz: „An Freitagen spiele ich manchmal mit den Arbeitern Fußball.“

Neben Arbeit und Gastfamilie ist der jungen Frau noch ein Aspekt bei ihrem Aufenthalt in der Ferne wichtig: das Engagement bei den Pfadfindern. Jeden Sonntag geht sie dorthin. „Mittlerweile bin ich als Leiterin aktiv, was nicht immer einfach ist, da sich das Pfadfinderwesen stark von dem in Deutschland unterscheidet.“ Es mache aber viel Spaß, die Unterschiede, vor allem aber auch die Gemeinsamkeiten festzustellen.“ Eine verlorene Zeit sei das FSJ auf keinen Fall. „Ich habe hier viele Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt. Ich liebe meine Arbeit in dem Armenviertel, und ich weiß, dass sie mich für immer prägen wird.“ Nur an Heiligabend wird ein wenig Sentimentalität die Freude trüben: „Meine Familie werde ich dann wohl am meisten vermissen.“

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