Dorfcafé in Holzweiler wird ein Jahr alt Dorfcafé – ein guter Ort, um Zukunftsideen zu schmieden

Erkelenz · Jeweils am zweiten Sonntag eines Monats öffnet in Holzweiler das Dorfcafé. Ehrenamtlich wird es seit einem Jahr betrieben, um Leben in den Ort zu bringen.

 Reger Betreib herrscht immer im Café im Pfarrheim. Es ist zu einem beliebten Treffpunkt in Holzweiler geworden, bei dem Pläne für die Zukunft geschmiedet werden.

Reger Betreib herrscht immer im Café im Pfarrheim. Es ist zu einem beliebten Treffpunkt in Holzweiler geworden, bei dem Pläne für die Zukunft geschmiedet werden.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Die über Jahrzehnte verkündete Aussage „Holzweiler muss weg!“ hat zwangsläufig Auswirkungen auf das Dorf im Schatten des Tagebaus Garzweiler II gehabt: Junge Menschen verließen den Ort, Geschäftsleute schlossen ihre Läden, an Wohnhäusern wurde nicht mehr als nötig saniert, die Infrastruktur zerbröselte. Holzweiler war ein Dorf ohne Zukunft, ein Fall für die Umsiedlung. Mit einem Federstreich wurde alles anders. Holzweiler bleibt, verkündet die Landesregierung 2014. „Wir waren alle skeptisch, als es hieß, dass wir nicht weggebaggert werden“, erinnert sich Waltraud Schmitz. Gemeinsam mit vielen anderen hat sie seither versucht, dem Dorf wieder Leben einzuhauchen.

Die Aktion „Wir in Holzweiler“ und der Verein „Seilerdorf Holzweiler“ entstanden in dem Bemühen, den langsamen Verfall zu überwinden. Es war ein zäher Prozess, der nur langsam in Gang kam, weil zunächst niemand im Ort der Ankündigung aus Düsseldorf traute.

Eigeninitiative war und ist gefragt im ehemaligen Seilerdorf. Erstes Ziel war ein Dorfladen. Das Projekt kam noch nicht zustande, anders als der Dorfmarkt freitagnachmittags. Dort gibt es bereits fünf Stände, unter anderem mit Backwaren, Fisch, Eiern, Blumen und Fleisch. Eine weitere Aktion ist ein Brötchenverkauf jeweils sonntags. Inzwischen werden dabei im Pfarrheim mehr als 700 Brötchen verkauft. Aber das war und ist Waltraud Schmitz und ihren Mitstreiterinnen Petra Schmitz und Brigitte Kaulen noch zu wenig, um Leben ins Dorf zu bringen. Sie entwickelten die Idee einen Dorfcafés.

Vor einem Jahr wagten sich die drei Frauen mit ihrer Idee zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Die Kirche stellte ihnen das Pfarrheim zur Verfügung, sie sorgten für selbst gebackenen Kuchen und Getränke. Jetzt feiert das Café seinen ersten Geburtstag, worauf das Trio stolz ist. „Wir haben inzwischen einen Stamm von 25 Mitwirkenden, die backen, in der Küche arbeiten oder bedienen“, berichtet Petra Schmitz. Mittlerweile hat die Idee so viel Eigendynamik entwickelt, dass die Planung für den nächsten Termin fast schon abgeschlossen ist, bevor das letzte Café beendet wurde. „Kuchenspenden gibt es zuhauf, inzwischen sorgt ein Musiker für Umrahmung, eine Kinderspielecke ist eingerichtet“, schildert Waltraud Schmitz. Über einen Mangel an Besuchern können sie sich auch nicht beschweren.

„Die 80 Plätze im Pfarrsaal sind immer besetzt“, berichtet Brigitte Kaulen erfreut, „und im Sommer haben wir noch zusätzlich 20 Plätze im Freien.“ Das Essen wird dabei nicht ausgehen, ist sich Waltraud Schmitz sicher. Sollten die gespendeten Backwaren nicht reichen, wird zum Waffeleisen gegriffen. „Waffeln gehen immer“, weiß sie als ehemalige Café-Betreiberin.

Junge und alte Bewohner haben das Café als zusätzlichen Ort entdeckt, um sich auszutauschen und Ideen für die Zukunft ihres Dorfes zu schmieden. „Wir haben gemeinsam noch viel vor“, sagt Petra Schmitz. Die Zuversicht ist gewachsen, aber auch die Erkenntnis, dass jeder selbst anpacken muss.

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