Neue Bücher und Streaming-Angebote Digital-Offensive der Erkelenzer Stadtbücherei

Erkelenz · Knapp 555.000 Euro gibt Erkelenz pro Jahr für seine Bücherei aus. Obwohl Corona für erhebliche Einschnitte im Bibliotheksalltag sorgte, hat sich die Stadtbücherei im Jahr 2021 modernisiert und digitalisiert.

 in einer spannend und lebendig vorgetragenen Lesung unterhielt der Autor Simak Büchel die Schüler der Klasse 4a der Franziskusschule in der Stadtbücherei in Erkelenz.

in einer spannend und lebendig vorgetragenen Lesung unterhielt der Autor Simak Büchel die Schüler der Klasse 4a der Franziskusschule in der Stadtbücherei in Erkelenz.

Foto: Ruth Klapproth

Ob flüsternd oder polternd, kindlich oder gebieterisch – wenn Simak Büchel seinen Figuren seine Stimme leiht, macht er keine halben Sachen. So wirkt er wie der geborene Entertainer, wenn der Kinderbuchautor mit der Lesung aus seinem Buch „Projekt Mimesis“ die Schüler der Franziskus-Grundschule in seinen erzählerischen Bann zieht.

Die Autorenbegegnungen für Grundschüler sind nur eines von vielen Angeboten, die die Stadtbücherei unter strengen Hygieneregeln aufrechterhält. Obwohl die Bücherei im letzten Jahr insgesamt neun Wochen lang coronabedingt schließen musste, kümmerte sich das Team rund um Bibliotheksleiterin Karin Rademacher darum, trotz allem für die Besucher präsent zu sein. So wurde unter unter anderem ein kontaktloser Abholservice im Windfang der Stadtbücherei eingerichtet – für die Mitarbeiterinnen ein aufwändiger und personalintensiver Prozess.

Seit vergangenem Juni bot die Bücherei auch wieder Veranstaltungen an, zunächst online, dann konnte Ende August wieder in die Präsenz gewechselt werden. Seitdem fanden 34 offene Veranstaltungen für Familien und Kinder statt – so etwa das Bilderbuchkino oder die Familienlesezeit. Zusätzlich gab es im Rahmen der Förderung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz auch 38 Veranstaltungen für Kindergärten und Schulen. „Es konnte zwar alles nur in stark reduzierter Form stattfinden, aber es war uns wichtig, den Kindern weiterhin den Kontakt zu Büchern zu ermöglichen und überhaupt wieder Angebote in Präsenz zu haben, zumal viele Kinder immer noch durch die digitale Lehre belastet sind“, sagte die stellvertretende Bibliotheksleiterin Judith Schneider.

Generell suchen die Ausstattung und das vielfältige Angebot der Bücherei im Vergleich zu Kleinstädten ähnlicher Größe ihresgleichen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Stadtbücherei in der Kulturförderung der Stadt Erkelenz einen wichtigen und kostspieligen Platz einnimmt. Knapp 555.000 Euro gibt Erkelenz pro Jahr für die Bibliothek aus. Die Fördermittel wurden im Jahr 2021 innerhalb des Zusammenschlusses der Bibliotheken in der Städteregion Aachen vor allem für eine Digitalisierungsoffensive genutzt: Neben einem neuen Bibliothekssystem gibt es seit Ende Oktober ein breit aufgestelltes Streaming-Angebot, das mit dem Bibliotheksausweis kostenlos nutzbar ist.

Das neue System sei nicht nur benutzerfreundlicher als das alte, auch die laufenden Jahreskosten seien sehr viel geringer, sagte Rademacher. Zudem sei das gesamte Angebot auch per App einsehbar: „So ist es zum Beispiel viel einfacher geworden, Medien vorzubestellen oder bereits ausgeliehene Medien zu verlängern, das geht jetzt auch ganz einfach über das Handy“, erklärte Schneider. Seit der Einführung des neuen Systems sei die Nutzung des Medienkataloges deutlich angestiegen, viele würden vor dem Besuch noch einmal online nachschauen, ob das gewünschte Buch verfügbar sei. „Im normalen Betrieb wäre die Umsetzung schwierig gewesen, doch wir haben die Schließung im Sommer genutzt, um das System zu migrieren“, schilderte Rademacher.

Gemeinsam mit der Kooperationsgruppe der Bibliotheken in der Region Aachen hat die Stadtbücherei im Herbst zudem das Angebot der sogenannten Onleihe erweitert. Nun kann im Rahmen der Bibliotheksanmeldung auch das Streaming-Angebot „Dream & Stream“ genutzt werden, welches neben dem Filmportal „Filmfriend“ und einem Musikportal auch die interaktive Kinderbuch-App „Tigerbooks“ umfasst.

Nun gelte es, die digitalen Angebote im Alltag zu etablieren, so Rademacher. „Gerade in den Zeiten der Pandemie, in der die Büchereien immer wieder mit Schließungen zu kämpfen haben, sind die Menschen froh um ein breit gefächertes Online-Angebot. Bis sich die digitalen Neuerungen weitläufig herumgesprochen haben, wird es aber erfahrungsgemäß ein halbes Jahr dauern“, sagte sie.

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