Engagierte Erkelenzer Wie Erkelenzer den Flüchtlingen helfen

BELLINGHOVEN · Ein großes Netzwerk aus Ehrenamtlichen kümmert sich um die in Erkelenz lebenden Flüchtlinge. Ein „Dankeschönabend“ für ihr Engagement brachte regen Austausch.

 Drei Erkelenzer ganz unterschiedlicher Generationen und eigener Erfahrungen – Finn Esser (16), Dinko Jurevic (72) und Helmut Becker (81, r.) – erzählen, weshalb sie sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Drei Erkelenzer ganz unterschiedlicher Generationen und eigener Erfahrungen – Finn Esser (16), Dinko Jurevic (72) und Helmut Becker (81, r.) – erzählen, weshalb sie sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Foto: Uwe Heldens

Jeden Tag wenden Ehrenamtliche in und um Erkelenz herum Zeit, Energie und Herzblut auf, um den hier lebenden Flüchtlingen den Eintritt in die Gesellschaft zu erleichtern, ihnen bei Problemen und Barrieren zu helfen, um Hemmschwellen zu senken und den geflüchteten Menschen eine neue Zukunft zu schenken. Diese wichtige und fruchtbare Arbeit würdigte die Stadt Erkelenz mit einem „Dankeschönabend“ für die Flüchtlingshelfer im Hotel-Restaurant Schwanenhof.

Rund 40 Teilnehmer der inzwischen etwa 125 Ehrenamtlichen unterschiedlicher Initiativen tauschten sich in lockerer Atmosphäre und bei gutem Essen aus und redeten über ihre Erfahrungen. Die Vorstellungsrunde zu Beginn zeigte deutlich, wie facettenreich nicht nur die verschiedenen Ehrenamtlichen, sondern auch deren Tätigkeiten in diesem Netzwerk sind. Einige bringen in der Unterkunft Neuhaus Gespräche und Begegnung voran, andere sind im Projekt „Spaß & Kultur“ des Vereins „Willkommen in Erkelenz“ aktiv oder kümmern sich in einem etwa 16-köpfigen Team um die Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlingskinder.

Der Wille, etwas Gutes zu tun, vereint dabei ganz unterschiedliche Menschen. Finn Esser (16) besucht die Jahrgangsstufe EF des Cornelius-Burgh-Gymnasiums und war der Jüngste in der Runde. Auf eigene Faust meldete er sich vor etwa eineinhalb Jahren bei der Stadt Erkelenz und bot seine Hilfe an. Er unterrichtet ehrenamtlich Deutsch als Fremdsprache (DaF), zuerst an der Luise-Hensel-Grundschule, seit Februar 2018 an der Franziskus-Schule. Mit spielerischen Methoden hilft er sechs Kindern zwischen sechs und acht Jahren jeden Montag dabei, ergänzend zum regulären Unterricht, ihr Deutsch zu verbessern. „Ich bin super zufrieden und werde vollends von der Schule und der Stadt unterstützt“, erzählte Finn Esser erfreut. Jedes Wochenende bereitet er etwa drei Stunden lang den nächsten Unterricht vor. „Die Zeit ist es wert, die Kinder zu integrieren, außerdem macht es mir selbst unheimlich viel Spaß. Die Kinder sind sehr liebenswürdig und lernbegeistert.“ Sein Ziel sei es, Französisch und Chemie auf Lehramt zu studieren und sich weitere Qualifikationen für das Fach DaF anzueignen.

Bei Helmut Becker (81) ist die Situation eine andere. Er scherzte: „Ich gehöre sozusagen zum Urgestein der Flüchtlingshilfe.“ Zusammen mit vielen weiteren Helfern steht er an der Seite von Dinko Jurjevic (72), der seit 2015 Leiter des Café International ist. Dieser Treffpunkt für Flüchtlinge dient weitaus mehr als nur der Bewirtung mit Kaffee und Kuchen – das Café-Team bietet den Besuchern jederzeit ein offenes Ohr und hilft beispielsweise bei der Übersetzung offizieller Schreiben von Sozialamt, Jobcenter oder Bank. Becker begann auf einen Aufruf der evangelischen Kirche hin mit der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Es sei ihm ein besonders wichtiges Anliegen, seine freie Zeit als Rentner dazu zu nutzen, den Flüchtlingen in diesem für sie völlig fremden Land den Einstieg in den Lebensalltag zu erleichtern. Auch Dinko Jurjevic möchte seine Zeit im Ruhestand für etwas Gutes nutzen. Doch ihn hat noch ein weiterer Grund bewogen: 1959 kam er selbst als 14-jähriger Flüchtling nach Deutschland. „Damals war für mich auch Vieles fremd, aber ich habe Hilfe von unzähligen Seiten bekommen. Mit meiner Arbeit möchte ich nun etwas zurückgeben – es gibt so vieles, was man für seine Mitmenschen tun kann.“

Auch in spontanen Notfällen stehen die Ehrenamtler mit Hingabe bereit: Die Ehepaare Schulte-Nover und Grafen kümmerten sich beispielsweise zwei Wochen lang um drei Flüchtlingskinder im Alter von neun, vier und drei Jahren. Die Mutter der Kinder musste in dieser Zeit im Krankenhaus behandelt werden, und ohne den Einsatz der beiden Familien hätten die drei Geschwister getrennt werden müssen.

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