Viele Mitarbeiter infiziert Erkelenzer Krankenhaus verhängt Aufnahmestopp

Erkelenz · Weil es zuletzt bis zu 15 positive Corona-Tests pro Tag bei Personal und Patienten gab, nimmt das Erkelenzer Krankenhaus ab sofort nur noch akute Notfälle auf. Auch Besucher dürfen vorerst nicht mehr rein.

 Die Corona-Lage im Erkelenzer Krankenhaus bleibt angespannt. Noch gibt es freie Beatmungsplätze auf der Intensivstation.

Die Corona-Lage im Erkelenzer Krankenhaus bleibt angespannt. Noch gibt es freie Beatmungsplätze auf der Intensivstation.

Foto: Ruth Klapproth

Das Erkelenzer Krankenhaus nimmt ab sofort keine neuen Patienten mehr auf. Ausgenommen sind lediglich Covid-Patienten sowie Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, teilte Krankenhausdirektor Jann Habbinga am Donnerstag mit. Grund dafür sind immer mehr Corona-Ausbrüche beim Personal und bei Patienten.

„Die Infektionsmenge macht auch vor unserem Personal nicht halt. Wir müssen diesen Schritt gehen, weil die Lage in den letzten Tagen leider nicht besser geworden ist“, sagte Habbinga. Die Entscheidung sei auf Aufforderung des Kreisgesundheitsamts gefallen und gelte zunächst bis zum kommenden Montag – dann müsse man weitersehen.

Jeder der knapp 1000 Mitarbeiter absolviert derzeit vor jedem Dienstantritt einen Schnelltest, genau wie eingelieferte Patienten. „Es gab zuletzt Tage, an denen wir zehn bis 15 positive Testungen hatten“, sagte Habbinga, darunter seien auch Mitarbeiter aus völlig unterschiedlichen Bereichen gewesen. „Wir müssen da jetzt Ruhe reinbekommen“, sagte der Verwaltungsdirektor. Akute Notfälle und instabile Patienten sollen auch weiterhin aufgenommen werden, alleine schon, weil das Erkelenzer Krankenhaus das einzige der drei im Kreis Heinsberg (Erkelenz, Heinsberg, Geilenkirchen) sei, das die nötige Infrastruktur habe, um etwa Herzinfarkte bestmöglich zu behandeln. Vor allem geplante Aufenthalte und Operationen sollen verschoben werden.

Das Krankenhaus sei allerdings weiter voll arbeitsfähig, alle Abteilungen, allen voran die Intensivstation, seien ausreichend besetzt. Wie Pflegedirektor Stephan Demus sagte, werde für das Personal in Einzelfällen auch eine sogenannte Arbeitsquarantäne ausgesprochen. Mitarbeiter, die selber nicht positiv sind, aber einen Corona-Fall bei einer engen Kontaktperson hatten, dürfen in diesem Fall zur Arbeit kommen, sind ansonsten aber in häuslicher Quarantäne. Kostenpflichtiger Inhalt Eine solche Maßnahme hatte im November alle 270 Mitarbeiter des Kreis-Rettungsdienstes getroffen.

Am Donnerstag lagen im Erkelenzer Krankenhaus 37 Covid-Patienten, die Zahl halte sich seit Wochen relativ konstant. „Das ist eine Zahl, die wir derzeit gut stemmen können“, sagte der Ärztliche Direktor Harry Elsbernd. 40 Menschen sind im Kreis allein seit Jahresbeginn schon an oder mit Covid-19 gestorben, die meisten davon in den drei Krankenhäusern. Viele Patienten würden aus Pflegeeinrichtungen kommen, darunter auch einige, für die lebenserhaltende Maßnahmen per Patientenverfügung ausgeschlossen seien. „Das respektieren wir, es führt aber dazu, dass wir manche Patienten in kritischen Situationen nicht beatmen können“, sagte Elsbernd.

Das Erkelenzer Krankenhaus hatte am vergangenen Freitag bereits einen Besuchsstopp verhängt, viele andere Häuser in NRW waren diesen Schritt schon gegangen. „Da kommen wir an eine moralische Grenze. Die Menschen liegen alleine in ihren Betten“, sagte Jann Habbinga, der die Maßnahme so schnell wie vertretbar aufheben möchte.

Ab dem kommenden Montag soll das Krankenhauspersonal gegen das Coronavirus geimpft werden. Wie viele Dosen dann ankommen, sei noch unklar. Während die Impfbereitschaft in vielen deutschen Pflegeeinrichtungen bislang nur mäßig sei, würde die Bereitschaft im Krankenhaus von Tag zu Tag wachsen: 90 Prozent des Notaufnahme-personals wolle sich impfen lassen. „Natürlich gibt es auch Mitarbeiter, die Bedenken haben, vor allem junge weibliche Pflegekräfte, die Nachwuchs planen“, sagte Stephan Demus.

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