Kindheitstraum wird für Konditor zur Wirklichkeit Ein Café aus einer vergangenen Zeit

Erkelenz · Der Erfolg zwingt Gastronom Mike Hartwigsen nach einem Jahr zum Umzug – in größere Räume am Markt.

 Mike Hartwigsen führt das nostalgisch eingerichtete Café an der Aachener Straße. Demnächst zieht er an den Erkelenzer Marktplatz.

Mike Hartwigsen führt das nostalgisch eingerichtete Café an der Aachener Straße. Demnächst zieht er an den Erkelenzer Marktplatz.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Für viele ist das Café Tante Käthe immer noch ein Geheimtipp, und viele wissen gar nicht, dass es das Café an der Aachener Straße in Erkelenz überhaupt gibt, obwohl es dort bereits seit einem Jahr besteht. Mike Hartwigsen hat sich sozusagen heimlich, still und leise seinen Kindheitstraum vom eigenen Café erfüllt. Mit 30 Jahren suchte er eine neue berufliche Herausforderung, nachdem das Altenheim, in dem er tätig war, aufgegeben wurde.

Bei der Suche nach Räumen für sein eigenes Café wurde er an der Aachener Straße fündig. Klein und fein sollte es sein, obendrein gemütlich, nostalgisch, sagt er. „Ich wollte einen Gegenpol zur Schnelllebigkeit der Zeit schaffen, zum Modernen, Kühlen, Sachlichen.“ Das Café, das ihm vorschwebte und das er gestaltete, sollte eher ein Wohnzimmer sein, in dem man sich heimisch fühlt, als ein Raum, in dem Gäste bewirtet werden. Möbel, Utensilien, Wandschmuck und sogar das Geschirr scheinen wie aus einem Museum zu stammen. „So wie bei meiner Oma“, sagt Hartwigsen. Gemütlichkeit soll auch der Name, Café Tante Käthe, ausdrücken. Kein moderner Schnickschnack ist gefragt, Nostalgie ist Trumpf.

Aber nicht nur die Einrichtung hat das kleine Café mit gerade einmal 27 Plätzen zur Anlaufstelle vieler Gäste gemacht, die inzwischen zu Stammgästen geworden sind. Als gelernter Bäcker und Konditor bereitet Hartwigsen jeden Tag seine Backwaren allesamt selbst zu, derweil die ersten Gäste frühstücken, ebenso steht er mittags am Herd in der offenen Küche und kocht Mittagessen; dem heimeligen, gemütlichen Anspruch seines Café entsprechend selbstverständlich einfache Hausmannskost. Werbung hat Hartwigsen nie gemacht. „Die Leute finden uns auch so. Und wem es gefällt, der spricht über uns und kommt wieder.“

Dennoch gibt der in Lövenich geborene und jetzt in Tetz wohnende Gatstronom den Standort an der Aachener Straße auf. Nicht ganz freiwillig, der Erfolg zwingt ihn geradezu dazu. „Es tut mir immer leid, wenn ich Gäste abweisen muss, weil alle Plätze besetzt sind.“ So wie er durch Zufall auf diese Räume gestoßen ist, so kam er durch Zufall auf andere Räume mitten in der Fußgängerzone.

Im ehemaligen Foto Schmitter am Markt wird Hartwigsen sein Café Tante Käthe neu installieren. Im Februar beginnt dort der Umbau. Danach wird er mit seiner Mannschaft auf 240 statt auf 75 Quadratmetern backen, kochen, Gäste bewirten können, und werden 75 statt 27 Plätze zur Verfügung stehen. „Außerdem haben wir einen Biergarten und eine Außengastronomie auf dem Markt.“ An der Aachener Straße ist gerade einmal Platz für vier Stühle vor dem Café. Hartwigsen freut sich auf den Umzug. „Ich habe schon altes Mobiliar gelagert. Das neue Café wird sich nur durch die Größe vom bisherigen unterscheiden.“ Alles andere soll bleiben: die selbst gebackenen Kuchen, die Hausmannskost, die Gemütlichkeit.“

Der Bedarf für die nostalgische Variante einer Bewirtung ist offensichtlich vorhanden. „Ich stehe nicht in Konkurrenz zu anderen. Wir sind alle Mitbewerber und wollen den Gästen eine gastronomische Vielfalt bieten“, sagt Hartwigsen. Er setzt auf die traditionelle, herkömmliche, gediegene Atmosphäre in einem Café, das aus der Zeit gefallen scheint und deshalb so gut als Gegenpol in die hektische, moderne Zeit passt. Über einen Mangel an Kundschaft kann er sich nicht beklagen. „Die Gäste werden immer mehr und immer jünger.“ Zugleich ist sein Café für viele Senioren zu einer erinnerungsträchtigen Anlaufstelle geworden. „Manche haben mir sogar schon Kaffeeservices aus der Zeit ihrer Großeltern vorbeigebracht und geschenkt.“ Dafür wird sich in den Vitrinen, Anrichten, Schränken und Regalen vom Café Tante Käthe sicherlich ein Platz finden; wenn die Tassen und Teller nicht sogar in Gebrauch genommen werden von den Gästen, die es sich in auf einem Sofa, einem Canapé oder in einem Ohrensessel gemütlich machen.

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