Vortrag über Venrather Kirchengeschichte Wie Venrath zur Kirche St. Valentin kam

Erkelenz · Auf den 14. Februar 1478, den Valentinstag, datiert die erste Notiz über eine Kirche in Venrath. Die heutige Kirche ist jetzt 150 Jahre.

 Rainer Merkens erklärte Kirchengegenstände aus St. Valentin. Die Monstranz von 1740 und die bestickte Rückseite eines 80 bis 90 Jahre alten Chormantels mit dem Motiv „Krönung Mariens“ sind besonders sehenswert. 

Rainer Merkens erklärte Kirchengegenstände aus St. Valentin. Die Monstranz von 1740 und die bestickte Rückseite eines 80 bis 90 Jahre alten Chormantels mit dem Motiv „Krönung Mariens“ sind besonders sehenswert. 

Foto: Ruth Klapproth

„Wir lassen die Kirche im Dorf“ lautete das Motto der 150-Jahr-Feier der St.-Valentins-Kirche in Venrath, das als Festjahr mit diesem Wochenende endete. Und dass die Kirche im Dorf ist, war am Freitagabend zwischen 18.45 und 19.30 Uhr deutlich hörbar, denn für den veranstaltenden Ortsausschuss St. Valentin hatte Rainer Merkens ein Glockenkonzert kreiert und in 60 Schritten programmiert, das sekundengenau seine Wohlklänge über das abend-stille Örtchen schickte. Das Konzert begleitete der Heimatforscher mit Erläuterungen zu den drei Glocken, denen er einen Vortrag zur Geschichte der Kirche und ihrer Bauten folgen ließ.

Knapp zwei Dutzend Menschen, darunter Günther Merkens und Hubert Rütten vom Heimatverein der Erkelenzer Lande, ließen sich wiederum die Informationsfülle nicht entgehen. Vom 30. Mai 1197 datiert Venraths urkundliche Ersterwähnung über einen Schenkungsvertrag, vom 14. Februar, dem Valentinstag, 1478 die erste Notiz über eine Kirche im Ort, 1525 wird der Bau eines Kirchturms und eines neuen Chors dokumentiert. Zum 1. März 1804 konnte Rainer Merkens die lange gewünschte und erarbeitete Loslösung St. Valentins von der Mutterpfarre Wanlo referieren – allerdings mit einem bitteren Beigeschmack für Venrath: Das Landeigentum der Kirche im Ort verblieb bei St. Maria Himmelfahrt in Wanlo. Die alte Kirche wurde zur gleichen Zeit zu klein, da Venrath weitere Katholiken aus Nachbarorten zugewiesen bekam, darüber hinaus zeigte sich der Bauzustand bedenklich.

In den 1850er Jahren wurde das Projekt „Neubau“ eines Gotteshauses konkret, die Finanzierungsfrage angegangen, mit Friedrich Schmidt ein bekannter Kölner Architekt, der im Nachbarort Keyenberg eine neue Kirche entworfen hatte, engagiert. Erste Entwürfe von 1857 des später in Wien zu Ruhm gekommenen und geadelten Schmidt ließen sich am Standort der alten Kirche auf dem heutigen Friedhof aus Platzmangel nicht verwirklichen – Schwung nahm die Sache erst auf, als man den heutigen Standort ins Auge fassen konnte.

1862 kam ebenfalls Schwung in die Finanzierung: Der Oberpräsident der Rheinprovinz genehmigte eine Hauskollekte bei den Katholiken in der Diözese Köln. Und die Venrather schwärmten aus bis in die Eifel, allerdings verbunden mit Aufwändungen für Kost und Logis – und die fielen manchmal höher aus als die Kollektenergebnisse im Klingelbeutel.

Dennoch konnte man 1866 beginnen und die Fundamente abschließen, 1867 folgte das Schiff, für die die örtliche Familie Gillrath ihre heute noch bestehende Ziegelei eröffnete, deren Zweig der Mühlenbauer leistete die Holzarbeiten, der Turm folgte 1868 als quasi Schlusspunkt. „Das ging im kleinen Venrath schneller als ein Flughafen heute in Berlin…“, sorgte Referent Merkens für Humor im Gotteshaus.

Mit Erläuterungen zu einer Ausstellung von Gewändern und auch historischen Liturgiegeräten aus St. Valentin in Venrath – wie Monstranzen, Kelchen und Weihrauchgefäßen – schloss der Abend in der neugotischen Kirche ab, deren Bau von Friedrich von Schmidt entworfen und vom Aachener Architekten Robert Ferdinand Cremer vollendet worden war.

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