Erkelenz Ein Jahr der Erprobung mit viel Neuland

Erkelenz · Seit einem Jahr hat Streetworker Andreas Priesterath sein Büro an der Südpromenade im Familie-Harf-Haus. Von hier aus koordiniert er die Arbeit mit Flüchtlingen und Jugendlichen. Seine Bilanz fällt positiv aus.

 Im Familie-Harf-Haus an der Südpromenade hat Streetworker Andreas Priesterath sein Büro eingerichtet.

Im Familie-Harf-Haus an der Südpromenade hat Streetworker Andreas Priesterath sein Büro eingerichtet.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Andreas Priesterath ist viele Jahre in Erkelenz als Streetworker aktiv, das Jahr 2015 war für ihn dennoch "ein Jahr der Erprobung". Vor nunmehr zwölf Monaten löste Priesterath sein Büro am Bauxhof auf und zog ins Familie-Harf-Haus an der Südpromenade, von wo aus er jetzt auch die im Stadtgebiet lebenden Flüchtlinge betreut. Der Arbeit mit Jugendlichen auf der Straße sowie der Arbeit mit Asylsuchenden widmet Priesterath jeweils die Hälfte seiner Zeit. Ausreichend ist dies indes nicht, weshalb die Stadt Erkelenz für dieses Jahr eine Stellenausweitung vorgesehen hat.

Ein positives Fazit kann Andreas Priesterath für beide Aufgaben ziehen. "Das Miteinander gestaltet sich bisher entspannt und friedlich", berichtet der Sozialarbeiter über die Flüchtlingsarbeit. Dabei helfe ihm beispielsweise die Vernetzung mit unter anderem dem Kinderschutzbund und dem Verein "Willkommen in Erkelenz". Größtes Problem seien fehlende Kommunikationsmöglichkeiten, immerhin kämen die in Erkelenz lebenden Flüchtlinge aus so unterschiedlichen Weltregionen wie Albanien und Kosovo, Nigeria und Ghana, Syrien und Afghanistan. Die Verständigung laufe mit Händen und Füßen ab. Doch trotz aller sprachlichen Hürden sei eine seiner Hauptaufgaben "die des Zuhörers", ansonsten sei er als Pädagoge gefragt, als Motivator für Integration, als Helfer zur Konfliktlösung, als Begleiter zu Institutionen, Ärzten, Kindergärten und Schulen sowie auf der anderen Seite als Ansprechpartner für die heimische Bevölkerung. In der Arbeit sei "2015 vieles Neuland gewesen, es war ein Jahr der Erprobung", sagt Andreas Priesterath.

Die zweite Hälfte seiner Arbeit, die mit den heimischen Jugendlichen, musste der Streetworker reduzieren. Und so war er nur noch 20 statt 40 Stunden für sie unterwegs, begab sich nur donnerstags und freitags auf die Straße zu den informellen Treffpunkten, "die von der Jugend bewusst und immer öfter aufgesucht werden". Zentrales Thema dieser Aufgabe sei die Hilfe bei der Suche nach einem Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gewesen. Priesterath berichtet: "Ein großer Teil dieser Arbeit war der Einzelfallhilfe, zum Beispiel beim Verfassen von Bewerbungen, gewidmet." Rund 100 Jugendliche hätten 2015 mit seiner Unterstützung in Stellen hinein vermittelt werden können, zieht der Streetworker eine Bilanz, welche im Jugendhilfeausschuss jüngst als "sehr sehenswert" bezeichnet worden war.

Gestoßen ist der Sozialarbeiter bei seiner Tätigkeit auf der Straße vor allem auf 15- bis 21-Jährige, wobei an den informellen Treffpunkten der Anteil der angetroffenen Mädchen laut Priesterath erneut gestiegen ist: "Er liegt jetzt bei 45 Prozent." Weniger besucht wurde Andreas Priesterath 2015 hingegen in seinem Büro, was mit dem Umzug in das Familie-Harf-Haus zusammenhängen könnte, glaubt er und erklärt: "Es ist jetzt meine Aufgabe, mögliche Ängste bei den Jugendlichen, dem unbekannten Umfeld gegenüber, aufzubrechen."

(spe)
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