Worte Zur Woche Ein Fluss ohne Wasser — geht das?

Erkelenz · Hätte der Niersverband bis Februar nicht gesäubertes Abwasser aus der jetzt geschlossenen Kläranlage in Kückhoven in den Oberlauf der Niers in Erkelenz eingespeist: Es wäre längst offenbar geworden, dass diesem natürlichen Wahrzeichen der Stadt das Wasser fehlt, weil der Grundwasserspiegel für den Braunkohlentagebau gesenkt wurde.

 Bürger sollen jahrelang neben Flussbett leben, das je nach Wetterlage austrocknet?

Bürger sollen jahrelang neben Flussbett leben, das je nach Wetterlage austrocknet?

Foto: Heldens

Dazu war 1998/99 vom Land NRW eine wasserrechtliche Genehmigung erarbeitet worden, die es RWE Power erlaubt, bis vorerst 2023 das Grundwasser abzusenken. Entsprechend verwies der Niersverband diese Woche darauf, dass die Lage verwaltungsrechtlich genehmigt und nicht zu beanstanden sei. Um Verwaltungsrecht geht es den Bewohnern der fünf Orte jedoch nicht, für die am 28. April die Entscheidung ansteht, ob die Bezirksregierung Köln den nächsten Schritt hin zur tagebaubedingten Umsiedlung anstößt. Ihnen geht es darum, dass sie nicht schon vor diesem Beschluss, und auch nicht vor der endgültigen Umsiedlung, eines Stück Heimats beraubt werden wollen. Die Niers hat sie von Kind an geprägt, und nun sollen sie möglicherweise noch über ein Jahrzehnt neben einem Flussbett leben, das je nach Wetterlage austrocknet?

Für die Verantwortlichen dürfte der Bürgerzorn zur Unzeit kommen. Alle Seiten bemühen sich seit Wochen, wieder Ruhe und Verlässlichkeit in den Umsiedlungsprozess zu bringen. Und längst ist noch nicht sicher, ob die zuletzt vom Erkelenzer Rat gestellten Forderungen an die Genehmigung für den nächsten Umsiedlungsschritt (wie 200-Meter-Abstand des Tagebaus zur Wohnbebauung) darin Eingang finden — da taucht wieder ein Thema auf, das es zu verhandeln gilt, die Frage nach einer künstlichen Wassser-Einspeisung in die Niers bei Kuckum. Da ist es gut, dass die Verantwortlichen schnell an einen Tisch kommen. Gesprächsstoff haben sie ausreichend.

Ihre Meinung? Schreiben Sie uns per E-Mail an redaktion.erkelenz@rheinische-post.de.

(RP)
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