Hückelhoven Ein Engel mit "janz vell Hätz und Jeföhl"

Hückelhoven · Fast drei Stunden lang begeisterten Tommy Engel und Band in der ausverkauften Aula. Die kölsche Institution zeigte sich blendend aufgelegt und sang Lieder aus über vier Jahrzehnten seiner Karriere – darunter fünf Fööss-Songs.

Ganz auf Tommy Engel zugeschnitten war das Bühnenbild in der Aula: Die Stellwand hinter ihm zierte seinen Namenszug, rechts davon (nicht im Bild) waren Tommy-Engel-Porträts aus über vier Jahrzehnten montiert.

Ganz auf Tommy Engel zugeschnitten war das Bühnenbild in der Aula: Die Stellwand hinter ihm zierte seinen Namenszug, rechts davon (nicht im Bild) waren Tommy-Engel-Porträts aus über vier Jahrzehnten montiert.

Foto: jürgen laaser

Der Song, der den Abend vielleicht am besten zusammenfasste, kam mittendrin: "Für et Hätz un jäjen d'r Kopp" sang Tommy Engel da – eines der bekanntesten Lieder aus seiner Zeit bei L.S.E. Und genau nach dieser Devise verfuhr die kölsche Institution knappe drei Stunden lang in der ausverkauften Aula. Mal rockig, mal leise, mal frech, mal melancholisch, mal witzig, mal traurig, aber immer – um es in Engels Sprache zu sagen – mit "janz vell Hätz und Jeföhl". So wurde es ein außergewöhnlicher Abend mit einer ungeheuren Intensität – keine Frage, dieses Konzert dürfte bei den meisten der restlos begeisterten Zuschauer auch auf längere Sicht hängenbleiben.

Der 63-Jährige zeigte sich blendend aufgelegt, schwadronierte munter drauflos. So erzählte er minutiös, was beim Essen vor dem Konzert in der benachbarten Sporthalle aufgetischt wurde, bekundete angesichts der überaus wohltemperierten Aula sein Mitleid mit den Zuschauern im Oberrang im Allgemeinen ("da muss es ja noch heißer als hier unten sein") und mit einem Zuschauer in der ersten Reihe im Besonderen ("Jung, träck doch de Pullover us"). Das Ganze trug Engel so leutselig vor, als würde man mit ihm zusammen irgendwo am Tresen stehen – wie schon beim Pressegespräch wenige Wochen zuvor ("das fand ich sehr entspannend", merkte er dazu nun an) präsentierte sich Engel wieder äußerst aufgeräumt.

Begleitet wurde er von einer tollen Band, allesamt versierte Musiker. So spielte Gitarrist Pit Hupperten noch vergangene Woche mit Herbert Grönemeyer in New York. Ansonsten nahm sich die Band aber stark zurück – dieser Abend war ganz auf Tommy Engel zugeschnitten.

Die größten Beifallsstürme und Mitsingattacken gab es – na klar – bei den Bläck-Fööss-Songs. "Dat sin schon schöne Leeder, dat weeß ich ooch", kommentierte er den frenetischen Applaus. Statt der angekündigten vier sang er sogar fünf Lieder von den Fööss, die er 1994 verlassen hatte. Zu den Klassikern "Katrin", "Ming eetste Fründin", "Drink' doch ene met" und als Zugabe "En unserem Veedel" kredenzte er auch noch einen seiner Favoriten, die wunderbar wehmütige Ballade "Ich han 'nen Deckel".

Apropos wehmütig: Ergreifend waren auch Engels überaus persönliche Lieder über seine schon vor langem gestorbenen Eltern – vor allem das über die Mutter ging unter die Haut.

Aber auch der Nonsens kam nicht zu kurz – so bei den kölschen Neuvertextungen bekannter Melodien. Da wurde zum Beispiel aus "Senza una donna" "Do es jo de Oma". Und dass der versierte Bandchef Jürgen Fritz auch über herausragende kompositorische Fähigkeiten verfügt, bewies das Ende: Der Hit "Do bes Kölle" entstammt ebenso seiner Feder wie die abschließende Zugabe, die Trude-Herr-Hymne "Niemals geht man so ganz".

(emo)
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