Erkelenz Ein Dorf geht baden

Erkelenz · 700 Jahre Bellinghoven – das wird dieses Jahr nicht nur gefeiert, das war am Sonntag auch Motto beim Vehikelrennen auf der Maar. Bei dem Spektakel war das ganze Dorf auf den Beinen – und die Sonne schien wieder.

700 Jahre Bellinghoven — das wird dieses Jahr nicht nur gefeiert, das war am Sonntag auch Motto beim Vehikelrennen auf der Maar. Bei dem Spektakel war das ganze Dorf auf den Beinen — und die Sonne schien wieder.

Die Tatsache, dass er sich "opfern" und in das bodenlange, rote Prinzessinnenkleid schlüpfen muss, stört ihn überhaupt nicht. "Das ist wenigstens schön luftig", meint Christoph Maus und strahlt unter seiner blonden Perücke. Der Elfjährige hat wie sein Bruder Tristan (12), Vater Wolfgang Maus (40) und Cousin Markus (17) reichlich Erfahrung mit dem Vehikelrennen auf der Maar.

Erfolgsverwöhnt und kreativ

Im Bellinghovener Ortsmittelpunkt gibt es gleich ein doppeltes Jubiläum zu feiern: 700 Jahre Bellinghoven, 25 Jahre Vehikelrennen — so lautet auch das bezeichnende Motto für die sechs lustigen Wassergefährte, die an den Start gehen. Zwei Wochen lang haben Vater Maus und seine Familie an ihrer schwimmenden Ortskarte, auf der Bellinghoven anno 1309 abgebildet ist, gewerkelt. "Wir haben eine große Halle, in der unser Vehikel entstanden ist", verrät der Landwirt.

Das muntere Quartett ist erfolgsverwöhnt, stand fast immer auf dem Siegertreppchen. Bewertet werden die Kreativität der Teilnehmer beim Schönheitswettbewerb sowie die Schwimmtauglichkeit der Vehikel. "Wir hatten sogar schonmal einen Elefanten, der Wasser spucken konnte", erinnert sich Wolfgang Maus an zurückliegende Vehikelrennen.

Steinzeit ist schön

Ein paar Meter weiter am Maar-Ufer machen sich die 15-jährige Franziska Reul und ihre Freundinnen Melanie Deuß (14), Lena Schwesinger (14) und Lisa Dlugosch (15) mit ihrem kleinen Bruder Paul (8) startklar. Die vier Mädchen tragen Fellkostüme, darunter Bikinis, wollen so im Namen der Kapellengemeinde auf die Ursprünge der Bellinghovener Maar aufmerksam machen. "Das war nämlich früher mal ein Vulkan", weiß Franziska, deren Mutter Beate Reul beim Kostüme-Nähen half.

Drei Tage saßen die Mädchen an der Nähmaschine. Auch ihren wassertauglichen Untersatz haben sie selbst hergestellt. Der Vulkan lässt sich sogar anzünden. Es zischt und qualmt, eine rote Flamme wird sichtbar. Das beeindruckt die fünfköpfige Jury. Im Schönheitswettbewerb landen die jungen Steinzeitmenschen auf dem ersten Platz.

Zwei Runden um die kleine Insel werden gepaddelt. "Zeigt Einsatz, die Zuschauer wollen was sehen", fordert Kommentator Manfred Reul, der Sprecher des Sommerfest-Komitees, die Teilnehmer auf. Kurz vorher hat er im Publikum die unabhängigen Wertungsrichter gefunden, darunter Helmut Jopen von der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG) und den pensionierten Cusanus-Geschichtslehrer Gerd Becker. "Wer uns fremd vorkommt, eignet sich dafür am besten", sagt er vergnügt, ehe er zum Mikrofon greift.

(RP)
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