Königsberger Philharmonie und Violinistin Dorothea Stepp in Erkelenz Von romantischen Klängen durchzogen

Erkelenz · Das ehemalige Königsberg ist der Fixpunkt beim dritten VHS-Meisterkonzert in der Erkelenzer Stadthalle. Von der Bühne brach das Orchester eilends auf nach Kaliningrad. So blieb diesmal keine Zeit für eine Zugabe.

 Das Meisterkonzert der Königsberger Philharmonie in der Stadthalle Erkelenz endete preußisch-pünktlich – die Fahrt ging zurück in die Heimat, zum nächsten Konzert.

Das Meisterkonzert der Königsberger Philharmonie in der Stadthalle Erkelenz endete preußisch-pünktlich – die Fahrt ging zurück in die Heimat, zum nächsten Konzert.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Ohne die gewünschte und vom Publikum geforderte Zugabe endete ziemlich abrupt das dritte VHS-Meisterkonzert in der Erkelenzer Stadthalle, gestaltet von der Königsberger Philharmonie und der Violinistin Dorothea Stepp. Wie der musikalische Leiter Georg Mais den verständnisvollen Zuhörern erläuterte, müsse das Orchester sich unverzüglich auf den Weg in die Heimat machen, da schon keine 48 Stunden später dort das nächste Konzert anstehen würde. Wegen der Busreise nach Kaliningrad mit bestimmten Grenzübergangszeiten sei der unverzügliche Aufbruch unvermeidbar. Das Versprechen, die Zugabe beim nächsten Auftritt in Erkelenz nachzuholen, steht jetzt im Raum.

Mais, der seit 1996 erster ständiger Gastdirigent der Königsberger Philharmonie ist und der bereits mit einem anderen Orchester in Erkelenz gastierte, hatte für das gut besuchte Meisterkonzert ein Programm zusammengestellt, in dem die ehemalige ostpreußische Kulturmetropole Königsberg der Fixpunkt war. Die Stadt ist nicht nur Heimatort des 1976 gegründeten Orchesters, zu dessen Aufgaben die Pflege des klassischen romantischen deutschen Repertoires gehört. In Königsberg feierten auch die drei von Mais ausgewählten Komponisten Carl Maria von Weber, Max Bruch und Felix Mendelssohn Bartholdy einige ihrer größten Erfolge.

Zum Glanzpunkt des Meisterkonzerts wurde die Interpretation der jungen Violinistin Dorothea Stepp von Bruchs Violinkonzert Nr. 1 g-moll opus 26. Der Dialog zwischen der Solistin und dem Orchester war von einer Harmonie, die nicht glauben lassen wollte, dass sie nur selten zusammenspielen. Die Begeisterung des Publikums spiegelte sich im lang anhaltenden, rhythmischen Applaus nach dem Auftritt von Stepp. Ihr war es gelungen, mit dem 1868 vom damals 26-jährigen Bruch komponierten Violinkonzert das Publikum in eine verträumte Atmosphäre zu versetzen, aus der es mit dem allegro energico im Finale fast schon brutal heraus gerissen wurde.

Populär wie das zu den vier am meisten gespielten Violinkonzerten aus dem 19. Jahrhundert zählende war auch das Auftaktstück am Konzertabend, die Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Hier offenbarte das Orchester durchaus „Anlaufschwierigkeiten“, um seine Harmonie zu finden. Für die Zuhörer wurde die Ouvertüre mit ihren Melodienfolgen zur Oper in Miniaturform, stellt von Weber doch den dramatischen Gang und den Gefühlsgehalt des „Freischütz“ in komprimierter Form dar.

Der zweite Teil des Meisterkonzerts gehörte Mendelssohn Bartholdys vierter Sinfonie, die „Italienische“, von der der Komponist selbst sagte; es sei „das lustigste Stück, das ich gemacht habe“. Nach der Uraufführung 1833 in London, von Mendelssohn Bartholdy selbst dirigiert, wurde dieses Werk zu einem der bis heute meistgespielten Werke in den Konzertsälen der Welt. Dabei zeigt der Komponist nicht nur das heitere, beschwingte Leben in Italien. Auch die melancholischen und traurigen Seiten des Landes, das der Komponist im Alter von 21 Jahren auf einer Bildungsreise erlebte, kommen in den einzelnen Sätzen zum Ausdruck. Allzu schnell lässt sich der Zuhörer von der geradewegs euphorischen Eingangsmelodie täuschen, die die Sehnsucht weckt, es würde so munter weitergehen. Aber die Melodien verfallen schnell in Düsterheit, aus der sie wieder auftauchen, um zum Tanz zu bitten. Die italienische Sinfonie, so heißt es, sei „ein musikalisches Kaleidoskop eines Landes, das für den Komponisten mehr bedeute als Sonne und Meer“.

Das Publikum konnte die Gefühle von Felix Mendelssohn Bartholdy nachvollziehen. Es hätte gerne noch mehr gehört von den romantischen Klängen, die nicht nur diese Sinfonie, sondern alle drei Stücke durchzogen.

Aber es muss sich gedulden. Die versprochene Zugabe gibt es beim nächsten Mal.

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