Erkelenz/Wegberg Drei Jahre Haft wegen schweren Bankraubes

Erkelenz/Wegberg · Polizist aus Erkelenz beging zwei Banküberfälle. In einem Fall hielt ihn das Gericht für schuldunfähig.

Auf das Urteil reagierte der Polizeibeamte (37) vor der Ersten Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts gestern gefasst. Wegen schwerer räuberischer Erpressung muss der Erkelenzer für drei Jahre ins Gefängnis. Bereits zu Prozessbeginn hatte der Verteidiger des 37-Jährigen erklärt: "Was in der Anklage steht, ist alles richtig." So gab der Angeklagte zu, am 9. Januar die Filiale der Kreissparkasse Heinsberg in Schwanenberg und am 15. April eine Sparkassen-Zweigstelle in Beeck überfallen zu haben.

Der hoch verschuldete Bankräuber zeigte sich nicht nur sofort geständig, er wehrte sich auch nicht, als er im April nach der Tat von einem früheren Türsteher festgehalten und einem Polizisten übergeben wurde. Der Bankräuber ließ sich ohne Widerstand festnehmen. Ein verstecktes Geldbündel, das offensichtlich aus der Beute stammte, gab er ohne weiteres heraus. Als er in dem Polizeibeamten einen Kollegen erkannte, erstarrte der 37-Jährige voller Entsetzen. Dann verständigte er seine Frau. "Was ist denn los?", fragte die Ehefrau am Telefon. "Ich habe gerade eine Bank überfallen", war die Antwort.

Hintergründe des ungewöhnlichen Falles wurden gestern aus einem psychiatrischen Gutachten bekannt. Jahrelang sei er Mitglied einer Einsatzhundertschaft gewesen, mit wunderbaren Kollegen. "Das war meine beste Zeit", hatte der 37-Jährige dem Sachverständigen berichtet. Später musste er in Gladbach Streifendienst machen. Dann erlitt der Erkelenzer bei einem Einsatz einen Dienstunfall. Alles änderte sich. Lange sei der Dienstunfall nicht als solcher anerkannt worden. Für eine notwendige Operation wollte man die Kosten nicht übernehmen. Der Polizist war nicht mehr im Dienst, erkrankte an einer schweren Depression und posttraumatischen Belastungsstörungen. Alkoholmissbrauch und Spielsucht kamen dazu, so der Gutachter. Der Schuldenstand sei inzwischen auf 52 000 Euro gestiegen, hieß es im Gericht. Rechnungen ließ er ungeöffnet liegen. Post versteckte er in einem Gartenhäuschen. Die Frau war ahnungslos. Als Pfändungsmaßnahmen drohten, betrat er maskiert und mit Spielzeugpistole bewaffnet die Sparkassenfilialen. Den Überfall in Beeck habe der Angeklagte phasenweise im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen, so das Ergebnis des Gutachtens. Deshalb stellte das Gericht diesen Fall ein.

Wegen des Verbrechens in Schwanenberg muss der Polizist für drei Jahre in Haft. Mit dem Polizeidienst dürfte es nach dem Urteil vorbei sein. Vergeblich hatte der Verteidiger des 37-Jährigen eine Bewährungsstrafe bis zu zwei Jahren gefordert. Bei einem Bankraub sei das nicht möglich, sagte das Gericht.

(RP)
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