Dreck-weg-Tag Erkelenzer räumen ihre Stadt auf

Erkelenz · Am Wochenende nahmen hunderte Menschen in Erkelenz und den umliegenden Dörfern am Dreck-weg-Tag teil. Die Aktion fand wie auch im letzten Jahr unter dem Motto einer weltweiten Aktion statt.

 Auch der Nachwuchs des TC Blau-Weiß Erkelenz half am Samstag beim Müllsammeln mit.

Auch der Nachwuchs des TC Blau-Weiß Erkelenz half am Samstag beim Müllsammeln mit.

Foto: Lia Jörissen

Seit Jahrzehnten setzt sich Heinz Dickert, besser bekannt als der Kostenpflichtiger Inhalt „Mann mit dem Eimer“, für das Erkelenzer Stadtbild ein, indem er fast täglich Müll aufsammelt. Regelmäßig zieht er mit seiner Zange bewaffnet los, zum Beispiel morgens auf dem Weg zum Brötchenholen, so dass alle zwei Wochen eine ganze Mülltonne voll ist. Am Samstag hat er dabei tatkräftige Unterstützung bekommen, denn hunderte Erkelenzer nahmen am Dreck-weg-Tag teil, der wiederum unter dem Motto des „World Cleanup Day“ steht. Als Dickert 2022 den Heimatpreis gewonnen hatte, nutzte er die Bühne, um darauf aufmerksam zu machen, dass das weltweite Müllproblem sich auch auf seine Heimatstadt ausweitet. Bereits im letzten Jahr haben 15 Millionen Menschen weltweit in über 190 Ländern ihre Städte aufgeräumt – darunter auch Erkelenz.

Auch in diesem Jahr packen Erkelenz und die umliegenden Dörfer an und setzen ein Zeichen für den Umweltschutz: Es nahmen19 Kitas teil, zu denen rund 800 Kinder gehören, außerdem rund 30 Vereine, Gruppen, Schulklassen, Familien und Einzelpersonen.

Zu den Vereinen gehört etwa der Tennisclub Blau-Weiß Erkelenz, mit 100 Kindern gibt es hier eine große Jugendabteilung, die auch im letzten Jahr die Initiative ergriffen hat, bei der Aktion teilzunehmen. Ella und ihre Freunde haben viel Spaß beim Sammeln und sind sich dem Problem der Umweltverschmutzung bewusst: „Wenn Leute das ganze Plastik ins Meer werfen, dann fressen das die Fische, werden krank und sterben“ erklären sie, „und die essen wir ja dann auch, und das ist nicht gut“.

Deshalb haben sie ein umso besseres Gefühl dabei, zu Hause etwas für die Tiere zu tun und können nicht verstehen, wie Menschen die Dosen, die sie gefunden haben, einfach auf den Boden werfen.

Oliver Winkelnkemper, der erste Jugendwart des Vereins betont, dass die Teilnahme nicht nur der Umwelt nutzt, sondern auch den Gesamtverein zusammenbringe und so das Gemeinschaftsgefühl stärke. Doch sie sind nicht die einzigen, die das Problem erkannt haben und aktiv werden. Yvonne Kalfhues, der designierte „Prinz“ der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft und ihr Team sammeln auf dem Johannismarkt. Kalfhues und ihren Freundinnen Daniela Rothgang und Monika Becker geht es vor allem darum, Werte zu vermitteln und ein Bewusstsein für Umweltschutz zu schaffen. Beim Karneval in seiner ursprünglichen Form ginge es nicht nur ums Feiern, sondern um Gleichheit und Zusammenhalt, erklärt Kalfhues. Jedoch scheinen insbesondere die Jugendlichen, die an Altweiber besonders gerne am Johannismarkt feiern, das nicht zu verstehen und werfen etwa die Deckel ihrer Partyklopfer achtlos auf das Kopfsteinpflaster. So gerne Yvonne I. und ihr Team sich für die Umwelt einsetzen, so einig sind sie sich auch, dass es am besten gar nicht notwendig sein sollte, überhaupt Müll aufsammeln zu müssen.

Für die Aufräum-Aktion war viel Organisation im Hintergrund nötig. „Im Rathaus werden die Fäden zusammengehalten“, erklärt Bürgermeister Stephan Muckel. Im Vorfeld sind E-Mail-Verteiler an die umliegenden Dörfer geschickt worden, unter anderem Golkrath, Lövenich oder Wockerath haben so teilgenommen. Der gesammelte Müll konnte entweder zu einem Container in der Gasthausstraße gebracht, oder auf Wunsch von Mitarbeitern des Baubetriebshofs abgeholt werden.

In Golkrath war bereits in der vergangenen Woche gesammelt worden.

In Golkrath war bereits in der vergangenen Woche gesammelt worden.

Foto: Ruth Klapproth

Durch das Engagement am „Dreck-weg-Tag“ wird deutlich: Erkelenz ist bereit, anzupacken, aber ein Tag im Jahr reicht dafür nicht aus. Auch Muckel ist der Ansicht, dass man sich 365 Tage im Jahr für den Umweltschutz einsetzen sollte. Freiwillige kritisieren, dass es am Bewusstsein mangele, aber das liege nicht nur an den Bürgern selbst, von denen einige von Dickerts Einsatz angesteckt wurden und planen, nun häufiger sammeln zu gehen. Es gebe nicht genügend Abfalleimer, beispielsweise neben Parkbänken, die Verantwortung dafür, läge ebenso wie die regelmäßige Leerung bei der Stadt. Zudem seien Gewerbetreibenden in der Innenstadt gefordert, vor ihren Lokalen für Ordnung zu sorgen und Kippen, Pappbecher und Laub zu entfernen.

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