Erkelenzer Land Die Erde als Heizung

Erkelenzer Land · Beim Rheydter Anlagenbauer SMS Meer installierte die NVV vor drei Jahren ein Wärmepumpen-System. Mit Hilfe eines alten Wasserwerks kann massiv Energie und Kohlendioxid eingespart werden – eine Technik mit Zukunft.

Beim Rheydter Anlagenbauer SMS Meer installierte die NVV vor drei Jahren ein Wärmepumpen-System. Mit Hilfe eines alten Wasserwerks kann massiv Energie und Kohlendioxid eingespart werden — eine Technik mit Zukunft.

Als SMS Meer vor drei Jahren bekanntgab, in Rheydt-Dahl zu expandieren, fasste die NVV einen scheinbar widersinnigen Entschluss: Der Energieanbieter schlug dem Anlagenbauer, der nicht einmal zu seinen Stromkunden zählte, ein Konzept vor, das es SMS ermöglichen würde, den Energieverbrauch deutlich zu senken. "Damals war diese Denke noch weit verbreitet: Macht man sich mit solchen Projekten nicht selbst das Geschäft kaputt?", sagt Paul Rutten, bei der NVV für Materialwirtschaft und technische Dienste verantwortlich. "Aber wir haben uns früh zu einem Umdenken in Richtung regenerativer Energien entschieden, um dem Kunden gegenüber glaubhaft zu bleiben."

Nähe als glücklicher Zufall

Im konkreten Fall handelte es sich um ein Wärmepumpensystem. Dabei kam der NVV eine glückliche Fügung zupass: Das 1997 stillgelegte Dahler Wasserwerk liegt keinen halben Kilometer von dem Verwaltungsgebäude und der Schwerlasthalle entfernt, die SMS im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen hat. Der ungewöhnliche Vorschlag lautete: Die noch intakten Brunnen des Wasserwerks werden wieder in Betrieb genommen. Von dort wird das Wasser zu den neuen SMS-Gebäuden geleitet, wo es mittels Wärmepumpen die Energie für den gesamten Komplex liefert. Später versickert das Wasser im Bereich des Wasserwerks wieder. Gesagt, getan. "Die Umsetzung hat nur knapp ein Jahr gedauert", sagt Rutten.

Das Wasser des Werks taugt wegen seiner Nähe zum Industriegebiet zwar nicht länger zum Trinken, wohl aber für andere Zwecke. Auf ein herkömmliches Heizungssystem konnte SMS Meer infolgedessen vollkommen verzichten. Gegenüber einem solchen werden pro Jahr 144 Tonnen Kohlendioxid eingespart. In der Anschaffung war die Wärmepumpen-Technik mit knapp 700 000 Euro zwar "deutlich teurer" wie ein konventionelles System, sagt Rutten. Über die Einsparungen wird sich das so genannte Contracting-Projekt aber nach 20 Jahren amortisieren.

Der Clou beim Wärmepumpen-Prinzip: Die Wärme aus Erdreich oder Grundwasser wird mit Kompressoren und Wärmetauschern zum Heizen oder Kühlen verwendet. Mit dem Einsatz von nur einer Kilowattstunde elektrischer Energie können so rund fünf Kilowattstunden an Wärmeleistung erzielt werden. Mit anderen Worten: Vier Kilowattstunden spendiert die Umwelt — gratis.

Doch die NVV-Spezialisten lernten auch Überraschendes dazu: "Die Wärme, die das versickerte Wasser im Erdreich hinterlässt, bleibt dort viel länger gespeichert, als wir es erwarteten", sagt Prokurist Rutten. Die Grundwassertemperatur rund um das Wasserwerk hat sich also etwas erhöht, insofern muss noch weniger Energie zum Erhitzen aufgewendet werden.

Zuschüsse durch die NVV

Eine Auswertung der Daten der 2000 Grundwassermessstellen in Gladbach habe ergeben, dass das Erdwärmepumpen-Prinzip in rund einem Drittel des Stadtgebiets angewendet werden könnte, sagt Rutten. 2500 Wärmepumpen, in erster Linie in Wohnhäusern, gibt es bereits in Gladbach. Die Installation der Anlagen wird durch Zuschüsse seitens der NVV gefördert, die Umsetzung besorgen Installateure aus der Region.

(RP)
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