Erkelenz Der närrische Dorfreporter

Erkelenz · Am Tulpensonntag endet bei der KG "Venroder Wenk" eine lange Ära: Präsident Lothar Fischer tritt von der Bühne ab. Aus dem Karneval wird er aber nicht ganz aussteigen. Mit der RP warf er einen Blick zurück auf 42 Jahre.

Lothar Fischer (62) hat's nicht mit Zahlen. "So etwas ist mir nicht wichtig," sagt er. Nur die eine hat er sich gemerkt: 1966. Vor 42 Jahren stand Fischer erstmals auf der Bühne der KG "Venroder Wenk". Am Tulpensonntag geht eine Ära zu Ende. Der Präsident der Gesellschaft wird letztmals durch eine Wenk-Sitzung führen. Der frühere Lokalredakteur zieht sich in die zweite Reihe zurück.

"Ich werde nicht aus dem Karneval aussteigen," betont der Venrather. Seine karnevalistischen Aktivitäten sind noch nicht beendet. Nur mit dem Präsidenten ist Schluss, daher wird die Kostümsitzung noch ein Höhepunkt werden; etwa in der Mitte der Veranstaltung will Fischer die Federn von seiner Kappe nehmen und die Insignien seines Amtes an seinen Nachfolger weitergeben. "Jupp" Gormanns macht's, der Wenk-Vorsitzende.

Alles fing mit einer Büttenrede an. Als Dorfreporter stand er auf der Bühne und bestand damit seine karnevalistische Prüfung. Die nächste gab es Tage später, als Fischer die Abiturprüfung ablegte. "Ich habe alles gemacht, was man auf der Bühne machen kann", erinnert er sich. Präsidenten-Luft schnupperte er als Moderator der Kindersitzung, etwa zwölf Jahre nach seinem Debüt. "Keine leichte Aufgabe", sagt Fischer. Im Lauf der Zeit hat er Tricks kennen gelernt, mit dem Publikum umzugehen.

Viel gelernt hat Fischer, als er damals den bekannten Redner Karl-Heinz Koken aus Tüddern begleitete. Mit ihm kam Fischer herum und knüpfte Kontakte. Kontakte, die für seinen Weg als Präsident sehr wichtig wurden. "Zuerst hatte ich Lampenfieber, der Weg bis zur Bühne war schrecklich."

Vor 25 Jahren übertrug ihm der Wenk das Präsidenten-Amt, "dabei verstehe ich mich als Moderator, der sich selbst nicht zu ernst nehmen darf". Ruhig auf der Bühne zu sitzen, kam für Fischer nie in Frage: "Ich muss mich bewegen, darum bin ich auch immer in den Zuschauerraum gelaufen." Die Gestaltung des Programms lag in Fischers Hand. Oft hatte er den richtigen Riecher und Künstler verpflichtet, die später bekannt wurden. So wie Bernd Stelter oder auch Hätzblatt. Fischer lockte Kölner Spitzenkräfte, zuletzt Kalle Pohl. Dank seiner Kontakte brauchte er sich um das Programm nie zu sorgen. Sein Rekord: Nachmittags vor einer Sitzung musste er Ersatz besorgen.

Klar, dass er sich an Ereignisse erinnert, die den Karneval geprägt haben, eines aber vermisst er: "Ich bedaure, dass das politische Geschehen aus den Sitzungen verschwindet, das gehört dazu. Heute ist vieles Show." Fischer resümiert: "Ich habe sehr viel Glück gehabt."

Karneval im Erkelenzer Land unter

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort