Kommentar Der Mensch ist ein Verdrängungskünstler

Erkelenz · Fleisch ist meine Gemüse? Wir sollten uns schnell an den Gedanken gewöhnen, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Gerade auch bei unserem Essverhalten. Die Uhr tickt.

 Gute Miene zum bösen Spiel: Die industrielle Massentierhaltung verbraucht unwahrscheinlich viele Ressourcen.

Gute Miene zum bösen Spiel: Die industrielle Massentierhaltung verbraucht unwahrscheinlich viele Ressourcen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Wahrheit ist: Es gibt mehr Gründe, die für den Kostenpflichtiger Inhalt Verzicht auf Fleisch sprechen als dagegen. Aus Respekt vor dem Leben an sich. Um Tierleid bei der Aufzucht, Haltung und Schlachtung zu vermeiden. Als Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, denn die industrielle Massentierhaltung erfordert einen enorm hohen Einsatz von Ressourcen. Laut Greenpeace werden pro Kilogramm Rindfleisch umgerechnet 13,3 Kilogramm CO2 freigesetzt. Die gleiche Menge Mischbrot verursache 0,75 Kilo CO2, Äpfel 0,5 Kilo, und Tomaten 0,2 Kilo CO2. Je mehr Fleisch wir also „produzieren“, desto schneller schreitet die Erderwärmung voran. Auch gesundheitliche Motive können eine Rolle spielen. Davor sollten und dürfen wir nicht die Augen verschließen.

Aber der Mensch ist ein Verdrängungskünstler. Und es gelingt uns vortrefflich gut, alle Argumente auszublenden. Niemand erträgt den Anblick geschundener Kreaturen in den Schlachthöfen auf dem Weg zum Bolzenschussgerät. Und gleichzeitig möchte niemand Omas Sauerbraten missen. Wir leben in dem Widerspruch, das Richtige zu wollen und das Falsche zu tun. Aus Gewohnheit, aus Fantasielosigkeit oder aus dem bloßen Verlangen nach einem saftigen Steak. Ein „Weiter so“ wird es aber nicht geben können, wenn wir diesen Planeten erhalten wollen. An diesen Gedanken sollten wir uns gewöhnen, und zwar schnell. Die Uhr tickt.

stephan.vallata@
rheinische-post.de

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