Nach Großdemonstration in Lützerath Aktivisten relativieren Gewalttaten – und kündigen weitere Aktionen an

Erkelenz · Nach der Großdemonstration mit mehr als 15.000 Menschen am Tagebau in Lützerath sprechen die Aktivisten am Sonntag von „massiver Polizeigewalt“ und lebensgefährlich verletzten Menschen. Von Angriffen auf die Polizei distanzieren sie sich nicht.

Lützerath Räumung: Aktivisten durchbrechen Polizeilinien bei Demo
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Aktivisten durchbrechen Polizeilinien vor Lützerath

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Foto: dpa/Oliver Berg

Nachdem es am Samstag bei der Großdemonstration um Lützerath zu Ausschreitungen gekommen war, haben Sprecherinnen und Sprecher mehrerer Aktivistengruppen die Vorkommnisse jenseits der Kundgebung relativiert. Auf einer Pressekonferenz am Sonntag im Aktivisten-Camp in Keyenberg waren sich die Redner keiner Schuld bewusst für den Sturm auf das von der Polizei abgeschottete Dorf.

Er habe „vollstes Verständnis" für die Leute, die Lützerath stürmen wollten, sagte Christopher Laumanns von „Alle Dörfer bleiben". Er kritisierte genau wie Charly Dietz von „Ende Gelände", dass sich in der Berichterstattung auf die wenigen Aktionen konzentriert werde, die von den Aktivisten ausgehe. „Wir haben den Kodex, dass wir deeskalierend vorgehen, ohne Gefahr für Menschenleben", sagte Dietz. Von Steinwürfen und Molotow-Cocktails distanzieren wollte sich keiner der Sprecher – trotz mehrmaliger Nachfrage. „Wir haben vor allem massive Polizeigewalt gesehen“, sagte hingegen Dina Hamid von „Lützerath lebt“.

Braunkohledorf Lützerath: Große Demonstration am Tagebau
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Lützerath – Zahlreiche Demonstranten am Tagebau

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Laut Iza Hofman, die als Demo-Sanitäterin für die Aktivisten fungiert, seien am Samstag zahlreiche Menschen schwer und einige lebensgefährlich verletzt worden. Belege und Details wollte sie aber nicht liefern – sie habe Sorge, dass die Polizei aufgrund der Informationen in Krankenhäuser gehen werde, um dort verletzte Aktivisten zur Rechenschaft zu ziehen.

Lützerath Räumung: Die Bilder vom Sonntag
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Tag fünf in Lützerath — Räumung geht voran

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Organisatoren nannten die Großkundgebung und die davor stattgefundenen Aktionen rund um Lützerath eine Zäsur. Es habe sich gezeigt, dass die Menschen die „alten Verträge“ mit der Politik nicht mehr wollten, den Ausstieg aus fossilen Energiegewinnung forderten und keine weiteren Räumungen oder Abbaggerungen akzeptieren. Egal, wie es mit dem geräumten und weitgehend abgerissenen Ort Lützerath selbst weitergehe, werde der Widerstand fortgesetzt, kündigten sie an. Laut Veranstaltern seien mehr als 35.000 Menschen zur Demo gekommen, laut Polizeiangaben waren es 15.000.

Klimaaktivistin Greta Thunberg in Lützerath
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Greta Thunberg demonstriert in Lützerath

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Foto: AP/Michael Probst

Ein nächster „Aktionstag“ soll bereits am Dienstag stattfinden, kündigten die Sprecher an. Es werde die „ganze Bandbreite an Ungehorsam“ zum Einsatz kommen, sagte Charly Dietz. Präzisieren wollte sie das nicht. Man habe Lützerath jedenfalls noch lange nicht aufgegeben, betonten mehrere Rednerinnen.

Derweil harren weiterhin zwei Aktivisten in einem Tunnel unter Lützerath aus. Ihnen gehe es gut, sie wollen auch nicht gerettet werden, sagte Dina Hamid.

(mit epd-Material)

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