Protestzug nach Lützerath Demo gegen Kohleabbau verläuft friedlich

Keyenberg · Die Veranstalter nennen die Zahl von 2000 Teilnehmern, die Polizei spricht von 1000 Menschen. Die Parolen waren jedenfalls so unterschiedlich wie die Besucher. Aus ganz Deutschland – teilweise international – waren Menschen in nahezu jedem Alter nach Keyenberg gekommen, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.

 Stein des Anstoßes: Der Mähdrescher von Eckardt Heukamp wurde zur Demonstration nicht zugelassen, der Musiktruck hingegen wohl.

Stein des Anstoßes: Der Mähdrescher von Eckardt Heukamp wurde zur Demonstration nicht zugelassen, der Musiktruck hingegen wohl.

Foto: Thoma Mauer/THOMAS MAUER

Unter starkem Polizei-Aufgebot vollzog sich am Wochenende ein Demonstrationszug von Keyenberg nach Lützerath, dem Ort, dessen Verschwinden bevorsteht. Nach Angaben der Aktionsbündnisse „Fridays for Future“, „Alle Dörfer bleiben“ und „Lützerath lebt“ nahmen 2000 Menschen an der Demo teil, die Polizei spricht von 1000 Personen, unter denen sie vereinzelt auch Vermummte antraf.

Klimawandel, die ökologische Krise, die Ausbeutung der Natur – das waren für Laetitia, Paul und ihre Freunde selbstverständliche Begriffe. Die Gruppe war aus Wuppertal angereist, mit dem konkreten Erlebnis, dass dort auch ein ganzer Wald verschwunden ist. „Hier geht es konkret um Lützerath, aber im Grunde geht es um das allgemeine Umdenken“, sagten sie. Auch Oliver Dremmel war gekommen, mit seinem Truck. Aus Karlsruhe stammte das Fahrzeug, in Aachen wurde es aufgerüstet und sollte für den musikalischen Schwung der Veranstaltung sorgen. „Ich bin mit meiner Frau hier ein wenig durch die Gegend gefahren. Wir waren beide sehr erschrocken, was hier mit der Landschaft passiert“, bekannte der Badener. Und fügte hinzu: „Die Menschen im Süden von Deutschland wissen davon viel zu wenig.“ Immerhin war die Kunde vom Tagebau bis nach Mexiko gedrungen: Seine Verbundenheit mit den Demonstranten drückte auch Mario Quintero aus. Er ist Delegierter des Nationalen Kongresses der Indigenen. In seinem Bericht tauchten einige Parallelen zum Tagebau auf.

Einer, den es persönlich stark betrifft, war auch gekommen. Mit seinem Mähdrescher wollte Eckardt Heukamp an der Demonstration teilnehmen. Und wurde ausgebremst von der Ordnungsgewalt. Anfang Oktober muss er seinen Hof in Lützerath räumen. Der Landwirt fühlt sich als Spielball der Interessen von RWE und der Landesregierung.

Bevor sich der Zug mit über einer Stunde Verspätung in Bewegung setzen konnte, gab es gleich zwei Schauplätze. Am Truck wurden Reden gehalten, erklang Musik. 100 Meter weiter stritt die Polizei mit den Veranstaltern über die Teilnahme des Mähdreschers. Letztlich aus formalen Gründen verweigerten die Einsatzkräfte die Mitfahrt des Fahrzeugs. „Die Polizei hält sich stark im Hintergrund und möchte so gut wie nicht sichtbar sein“, sagte Stefanie Kutsch von der Pressestelle. Ein ständig kreisender Hubschrauber und viele Mannschaftswagen vermittelten ein anderes Bild. Die Demonstration verlief – auch nach offizieller Aussage – bis zum Schluss friedlich.

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