Erkelenz Daseinskompetenzen lassen sich lernen

Erkelenz · Belegte Erfolge des sozial-emotionalen Kompetenzkonzepts für Schüler und Lehrer an der Franziskus-Schule Erkelenz und Houverath.

Kinder kommen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten in die Grundschule und sollen von Lehrern das Rechnen, Schreiben sowie Lesen lernen. Fünf Jahre ist es her, da stellte sich die Franziskus-Schule als zusätzliche Aufgabe, ein Konzept zu erstellen und umzusetzen, wie den Schülern zusätzlich "Daseinskompetenzen" wie Motivation, soziales Verhalten, Anstrengungsbereitschaft und Solidarität sowie Lernkompetenzen vermittelt werden können. Schulleiterin Hedwig Michalski hat in einer empirischen Studie an der Universität zu Köln, begleitet von Professor Dr. Karl-J. Kluge, das "Erkelenzer Trainingsprogramm der Daseinskompetenzen" auf seine Wirksamkeit hin überprüft - mit erfreulichen Ergebnissen.

Im Jahr 2009, zum Projektbeginn, konnten alle Drittklässler der Franziskus-Schule in einem Fragebogen ihre Lern- und sozial-emotionalen Kompetenzen selbst einschätzen. Eineinhalb Jahre später wurde der Fragebogen - erstellt mit Professor Dr. Christian Rietz, einem ehemaligen Schüler der Cusanus-Gymnasiums - von den Schülern erneut ausgefüllt; eine andere Grundschule beteiligte sich zudem als Kontrollgruppe. "Es hat sich gezeigt, dass vor allem die Jungen von dem Konzept profitieren sowie die Mädchen, die bei der ersten Fragebogenrunde ihre Kompetenzen niedrig einstuften - bei beiden wuchs die Eigeneinschätzung ihrer Kompetenzen. In der Kontrollgruppe war das nicht der Fall", berichtet Michalski.

Was aber hat die Lern- sowie sozial-emotionalen Kompetenzen ausgebaut? Die Grundschüler haben dahingehende Fähigkeiten gezielt trainiert. Sie engagierten sich in der Gemeinde, bildeten ein Schülerparlament, führten ein Lerntagebuch, tauschten mit Lehrern die Rollen oder übten Lernstrategien. Dabei trafen sie auf Lehrer, die in dem "Erkelenzer Trainingsprogramm der Daseinskompetenzen" ebenfalls geschult wurden. "Wir haben ein Lehrertraining mit installiert. Dabei bilden zwei Lehrer ein Tandem. Sie besuchen sich gegenseitig in den Klassen und geben Rückmeldungen zum Unterrichtsstil. Sie erarbeiten Strategien, zu dessen Verbesserung - so lebten die Lehrer in einem gegenseitigen Austausch", erklärt Michalski. Auch die Lehrer, 29 sind an den beiden Schulstandorten derzeit beschäftigt, wurden zweimal zu dem Konzept befragt. "Sie haben geäußert, dass sie sich insgesamt kompetenter und durch das Tandem gestützt fühlen." Es biete ihnen unter anderem eine emotionale Entlastung: "Diese Erkenntnis hat für mich mit dem Krankenstand in vielen Kollegien einen sehr hohen Stellenwert", erklärt Michalski.

Bei Lehrern wie Schülern hat die Schulleiterin "nachhaltige Effekte" ausmachen können - das Konzept wird deshalb seit fünf Jahren angewandt und wird es auch in Zukunft. Gerade erst wurde die Schule vom Landesschulministerium zur Referenzschule im "Netzwerk Zukunftsschulen NRW" ernannt. 14 gibt es im Regierungsbezirk Köln. "Die Referenzschulen sollen anderen Schulen Hospitanzen ermöglichen und Materialien zur Verfügung stellen", erläutert die Erkelenzer Schulleiterin. "Unser Konzept soll präventiv wirken."

(RP)
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