Erkelenz Cusanus-Theatergäste mittendrin bei Woyzeck

Erkelenz · Das Oberstufentheater des Cusanus-Gymnasiums hat Georg Büchners Drama Woyzeck aufgeführt und nahm den Zuschauer dabei in die Mitte: Zwischen vier Bühnen begeisterten die Schüler das Publikum.

 In einer gelungenen Inszenierung brachten Oberstufen-Darsteller das Drama "Woyzeck" auf gleich vier Bühnen.

In einer gelungenen Inszenierung brachten Oberstufen-Darsteller das Drama "Woyzeck" auf gleich vier Bühnen.

Foto: RENATE RESCH

Als Pflichtlektüre in der Schule wird ein Drama wie "Woyzeck" eher mit hohem Anspruch und einer schweren Sprache verbunden, nicht so als Theaterstück: Das Oberstufentheater des Cusanus-Gymnasiums spielte das Stück von Georg Büchner dank guter Schauspielkunst und Requisite leicht verständlich und brachte dem Zuschauer die Welt des armen Soldaten Woyzeck ein Stück näher.

"Wir haben uns nicht nur dazu entschlossen, Woyzeck aufzuführen, weil es im Abitur gelesen wird, sondern auch, weil die Sorgen und Probleme von Woyzeck auch heute noch sehr aktuell sind", erklärte Boris Mischnik, der das Oberstufentheater leitet. Der arme Soldat Franz Woyzeck wird von Wahnvorstellungen geplagt: Um für seine Geliebte Marie und den unehelichen Sohn sorgen zu können, erledigt er verschiedene Arbeiten. Er dient dem Hauptmann, der ihn fortlaufend demütigt, und ist das Versuchsobjekt des Doktors, der ihn noch dazu ausnutzt.

"Auch heute noch regt dieses Thema - ausgebeutet werden und sich nicht wehren zu können - zum Nachdenken an, das Stück ist im Grunde zeitlos", sagte Mischnik. Als Regisseur der Aufführung hatte er sich die neuartige Idee einfallen lassen, gleich vier miteinander verbundene Bühnen aufzubauen und das Publikum auf Drehstühlen in die Mitte zu setzen. Durch das häufige Herumdrehen wird der Zuschauer mitten in das Geschehen gezogen und ist hautnah dabei.

Das Theater startete auf der Bühne mit dem Titel "Freies Feld", auf der Woyzeck mit seinem Freund Andres spricht. Ein einfacher Wechsel der Scheinwerfer auf die gegenüberliegende Seite reichte aus, um eine völlig andere Szenerie zu präsentieren: In "Maries Stube" steht die Geliebte bereits mit ihrem Sohn, als Woyzeck vom "Feld" über die Stege um die Zuschauer herum zu ihr läuft. Laute Musik ertönte von hinten und ließ das Publikum erneut umdrehen, um auf der dritten Bühne eine Jahrmarktsszenerie zu betrachten, die Woyzeck und Marie besuchen. Die kurzen Szenen wechselten so immer wieder zwischen den Bühnen hin und her und veranschaulichten das Leben des unter Druck gesetzten Soldaten. Als er bemerkt, dass Marie ein Verhältnis mit dem Tambourmajor hat, nehmen ihn seine Wahnvorstellungen jedoch vollständig ein: Er hört Stimmen, die ihn dazu auffordern, seine Geliebte zu töten, was er schließlich auch tut.

An dieser Stelle endet Büchners Werk, das Theater spielte aber auch eine Fortsetzung: Woyzeck selbst bringt sich um, sein Freund Andres wird von Hauptmann und Doktor eingenommen und wird so sein Nachfolger - als Zeichen dafür, dass das "Spiel" immer weiter geht.

Für die mehr als 50 vor und hinter der Bühne mitwirkenden Schüler und Schülerinnen gab es großen Applaus für ihre Darbietung. Schulleiterin Rita Hündgen fasste zusammen: "Das Drama Woyzeck ist schon harter Stoff - so wie ihr es rübergebracht habt, war davon aber nichts zu merken".

(kabo)
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