Erkelenz Cusanus-Gymnasium simuliert Europa-Politik

Erkelenz · Lehrer des Cusanus-Gymnasiums führen mit ihren Schülern seit 2010 jährlich ein fächerverbindendes Projekt durch: Rund 190 Schüler aller neunten Klassen haben dieses Jahr ihre eigene Haltung zu Europa reflektiert. In Planspielen widmeten sich die Klassen jeweils einem speziellen Thema, entwickelten Zukunftsentwürfe und simulierten Verhandlungen bis zur Entscheidungsreife. Die angebotenen Themen waren breit angelegt: Die bilinguale Klasse entwickelte auf Englisch Szenarien zum Beispiel zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU. Die Schüler anderer Klassen versuchten in der ihnen zufällig zugewiesenen Rolle eines der 28 Mitgliedsstaaten Verhandlungen zu einem gesamteuropäischen Ausstieg aus der Atomenergie oder zur Idee eines europaweiten Wlan-Netzes durchzuführen. Nicht weniger aktuell und schülernah war unter dem Motto "Festung Europa?" die abgehandelte Problematik, was Europa tun müsse, um das massenhafte Ertrinken von Flüchtlingen im Mittelmeer zu verhindern.

Schon Wochen zuvor bereiteten Politik- und Erdkundelehrer in ihrem Unterricht die Klassen auf den Tag vor, um diesen dann dazu zu nutzen, komplexe politische Abläufe zielführend zu organisieren. In zwei der sieben Klassen übernahmen fünf für die Planspiele ausgebildete Studenten und Doktoranden vom Team Europa der Landeszentrale für Politische Bildung NRW die Durchführung. Eine große Gemeinsamkeit aller Projekte war die Erkenntnis der meisten Schüler, dass der Weg zu Europa nur über Kompromisse möglich ist, und oft ging es dabei um Geld: Wie teilt man die Kosten für die als sinnvoll erachteten Sprachkurse für Flüchtlinge gerecht auf? Wer bezahlt ein europaweites Wlan-Netz und sichert den Datenschutz? Die Methode der Rollenspiele erlaubte es den Schülern, sich in die Situation anderer Länder hineinzudenken und damit Wege zueinander zu finden. Franziska Kaes (9b) brachte abschließend die großen Herausforderungen auf den Punkt: Zwar müssten die Staats- und Regierungschefs auf ihren Gipfeln zunächst die Interessen des eigenen Landes vertreten, zugleich aber so flexibel sein, dass Kompromisse möglich sind: "Es geht doch in Europa um Gemeinsamkeit, ohne dass sich jemand dauerhaft übergangen fühlt." Politiklehrerin Heike Engelmann merkte dazu an: "Die Schüler spüren auf die Weise die politische Realität eines vereinten Europas, die für sie jetzt kein Fremdwort mehr ist", und Erdkundekollegin Sandra Danczyk stellte am Ende fest: "Die Schüler waren auch in den schwierigen und langwierigen Arbeitsphasen sehr motiviert."

(RP)
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