Coronavirus-Krise Hotel- und Restaurantbetreiber im Kreis Heinsberg bangen um ihre Existenz

Wassenberg/Erkelenz · Das Coronavirus schreckt die Gäste ab. Der Dehoga-Kreisvorsitzende Wolfgang Wahl hält für den Kreis Heinsberg einen Umsatzrückgang um 90 Prozent in Hotels und Gaststätten für realistisch. Er ist in Sorge.

 Tische, Stühle und Bänke in den Restaurants bleiben leer. Auch die Hoteliers im Kreis Heinsberg klagen über die Folgen des Coronavirus.

Tische, Stühle und Bänke in den Restaurants bleiben leer. Auch die Hoteliers im Kreis Heinsberg klagen über die Folgen des Coronavirus.

Foto: Foto: Engin Akyurt/Pixabay

Das Cornonavirus treibt Hotelbetreiber und Gastronomen im Kreis Heinsberg an den Rand des Ruins. Sie unternehmen große Anstrengungen, um die derzeitige Flaute in ihren Betrieben zu überstehen. Jörg Savio von der Burg Wassenberg spricht Klartext: „Aufgrund der Infektionen mit dem Coronavirus im Kreis Heinsberg haben wir deutliche Einbußen hinnehmen müssen.“

Die aktuelle Situation stellt laut Savio schlichtweg eine Katastrophe dar. Zwischen Aschermittwoch und Mittwoch dieser Woche wurden 50 Reservierungen storniert, darunter einige Großveranstaltungen mit mehr als 100 Personen. „Insgesamt kommen bis Ende dieser Woche 800 Personen weniger in unsere Burg als erwartet.“ Nicht nur im Restaurant wurden viele Reservierungen zurückgenommen. Auch das Hotel ist nach den Worten des Gastronoms betroffen: „Im Moment möchte niemand in den Kreis Heinsberg reisen, weder dienstlich, noch privat.“ Zudem würden Veranstaltungen reihenweise von den Organisatoren storniert, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Diese Situation stellt uns vor große Herausforderungen, die – wenn dies so weiter geht – unsere Existenz bedrohen.“

Rund 30 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende, sind in Hotel und Restaurant angestellt. „Wir haben schnell gehandelt. Bereits am Freitagabend haben wir mit den Mitarbeitern nach Lösungen gesucht, die für alle Beteiligten erträglich sind.“ Sollte sich die Situation zuspitzen, müssten drastischere Maßnahmen ergriffen und möglicherweise an einzelnen Tage in der Woche das Restaurant geschlossen werden, um Kosten zu sparen. „Wir hatten ein tolles letztes Jahr“, sagt Savio, doch jetzt habe das Virus das wieder anlaufende Geschäft fast auf Null reduziert. Es sei auch kein Licht am Ende des Tunnels zu erblicken. „Niemand kann uns sagen, ob in 14 Tagen der Spuk vorbei ist und Normalität eintritt.“ Und selbst dann würde es noch einen Monat dauern, bis der Betrieb wieder normal laufen kann, glaubt Jörg Savio. Die Gäste würden derzeit einen großen Bogen um den Kreis Heinsberg machen. Der habe ein negatives Image, obwohl der Landrat ausgezeichnete Arbeit mache, um das Problem sachlich und ohne Hektik zu bewältigen.

Bei Alexander Wulf ist die große Freude über die Verteidigung des Michelin-Sterns für das Restaurant Burgstuben Residenz in Heinsberg-Randerath in dieser Woche schnell verflogen. Gemeinsam mit Marcel Kokot und Ronny Schreiber hat er zum vierten Mal in Folge den Stern erhalten, den zuvor Rainer Hensen im Jahr 2002 für 2003 für das Restaurant erobert hatte. Das Coronavirus hat für massive Einbrüche gesorgt. Am vergangenen Wochenende war das Restaurant geschlossen, weil sämtliche Vorbestellungen storniert wurden. Stornierungen kamen auch in den nächsten Tagen zuhauf. Erst jetzt trauen sich wieder Gäste, die zumeist aus dem Großraum Aachen, Düsseldorf und Köln kommen, so dass am Wochenende die Küche geöffnet werden soll. Dennoch ist die Krise fast schon existenziell. Die Rücklagen nach den „guten“ Monaten November und Dezember sind durch die „schlechten“ Januar und Februar aufgezehrt. „Die Kosten laufen weiter, auch wenn keine Kunden kommen“, sagt Wulf. Das Personal soll entlohnt werden, Lebensmittel müssen entsorgt werden. Da fällt schnell der Begriff vom „Zwangsurlaub“. Von einer Aufgabe des Restaurants wegen des Virus, wie in einer ersten Reaktion angedeutet, könne keine Rede sein. „Die Leute verstehen langsam, dass Panik fehl am Platz ist und werden sicherlich bald wieder in gewohntem Maße zu uns kommen.“

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„Grausam.“ Mit einem Wort fasst Wolfgang Wahl, Betreiber des Hotels am Weiher in Erkelenz und Vorsitzender des Kreisverbands Heinsberg des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, die Situation der Hoteliers und Restaurantbetreiber im Kreisgebiet zusammen. „Dieser Monat ist weg“, meint er in Hinblick auf Geschäftsbetrieb und Einnahmen. Die Absagen von Messen und Versammlungen in Düsseldorf und Köln hätten zu zahlreichen Stornierungen gesorgt. „Die Betten sind nicht mehr zu vergeben“, beklagt Wahl, zugleich seien die Lebensmittelvorräte nicht nutzbar. Fehlende Einnahmen würden sich mit getätigten Ausgaben verbinden. Insofern seien beide Branchen getroffen, das Hotelgewerbe ebenso wie der Restaurantbetrieb. Man könne nur hoffen, dass sich die Situation bald ändere. Sicher müssten sich alle ernst und besonnen verhalten. „Ja, das Problem ist da. Aber es gibt keinen Grund für Panik.“ Wahl hofft, dass sich diese Einsicht auch bei Kunden einstellt. Ein geradezu paradoxes Beispiel erzählt er aus dem Kollegenkreis: Ein Gast wollte in Düsseldorf für einen Flug nach München einchecken. Er sei abgewiesen worden, weil er im Kreis Heinsberg übernachtet habe.

Seine Kollegen müssten wie er schauen, wie sie über die Runden kämen. Das Verbrauchen von Rücklagen und Einsparungen sei momentan die einzig Möglichkeit. „Wir überlegen, ob wir nicht vorübergehend das Restaurant schließen.“ Nur die wenigen Hotelgäste, die sich nicht haben abschrecken lassen von den Meldungen über das Coronavirus im Kreis Heinsberg, würden dann noch verköstigt. Einen 90-prozentigen Umsatzrückgang im Hotel- und Gaststättengewerbe sieht Wahl als durchaus realistisch an. Und ob alle Kollegen diese Krise unbeschadet überstehen, da hat der Dehoga-Kreisvorsitzende Bedenken.

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