Fußball Kehrtwende am Mittelrhein

Kreis Heinsberg · Der Mittelrhein-Verband hat seine Ansichten revidiert. Bis jetzt sollte die wegen Corona unterbrochene Saison fortgesetzt werden. Doch nun läuft es wie am Niederrhein: Die Spielzeit soll abgebrochen werden.

 Auch die Saison in der Mittelrhein-Bezirksliga, Staffel 4 (hier eine Szene aus dem Spiel Lieck gegen Sparta Gerderath), wird wohl nicht mehr fortgesetzt.

Auch die Saison in der Mittelrhein-Bezirksliga, Staffel 4 (hier eine Szene aus dem Spiel Lieck gegen Sparta Gerderath), wird wohl nicht mehr fortgesetzt.

Foto: Nipko

Willi Wilms weiß noch nicht so recht, ob er sich wirklich freuen soll. „Ehrlich gesagt bin ich da zwiegespalten, weiß nicht, ob ein weiteres Jahr Bezirksliga für uns gut wäre“, sagt der Vorsitzende von Sparta Gerderath, Heimatverein von Ex-Nationalspieler Lewis Holtby und in der Mittelrhein-Bezirksliga, Staffel 4, am Ball. Dort tut sich der Klub nämlich sehr schwer, hat bereits ebenso acht Punkte Rückstand aufs rettende Ufer wie der gleichfalls aus dem Fußballkreis Heinsberg stammende TuS Rheinland Dremmen.

Nach der unter der Woche vollzogenen überraschenden Kehrtwende des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM), der wie der Niederrhein (und die meisten der 21 Landesverbände des DFB) die Saison nicht mehr fortsetzen, sondern abbrechen möchte, wären beide Vereine trotz der sportlich äußerst prekären Lage gerettet. Denn Abstiege soll es beim vom FVM favorisierten Modell nicht geben. Wohl aber Aufstiege: Jeweils einen Aufsteiger pro Staffel per Quotientenregelung sieht dieser Plan vor – wie am Niederrhein.

„Insbesondere die überraschenden Signale der NRW-Landesregierung, Sportarten mit unvermeidbarem Körperkontakt sowie sportliche Wettbewerbe im Kinder-, Jugend- und Amateurbereich möglicherweise schon bald wieder zuzulassen, lassen das Spielen einer vollständigen Saison 2020/21 nun zumindest denkbar erscheinen“, heißt es in der FVM-Pressemitteilung. Dies hätte die Verbandsgremien dazu bewogen, die ursprüngliche Empfehlung zur Fortsetzung der Saison zu überdenken und schließlich zu revidieren.

Zurück zur Sparta: Die kann sich nun also auf ein weiteres Bezirksliga-Jahr einstellen. „Ich hoffe, wir bekommen dafür auch eine taugliche Truppe zusammen. Schwer würde die Saison dann aber auf alle Fälle“, sagt Wilms. Wie Gerderath würde mit dem SV Niersquelle Kuckum ein weiterer Verein aus dem Erkelenzer Stadtgebiet bei einem Abbruch die Klasse halten, was sportlich sehr schwer geworden wäre. Die Niersquell-Kicker haben in der Kreisliga­ A bislang nur acht Punkte eingesammelt – das rettende Ufer ist für den Verein, der tagebaubedingt im nächsten Jahr auch noch umziehen muss, also schon recht weit weg. „Wir freuen uns über diese neue Entwicklung sehr“, versichert Kuckums Vorsitzender Thomas Portz.

Insgesamt zählen im Erkelenzer Land, zu dem auch Wegberg, Hückelhoven und Wassenberg gehören, kurioser Weise fast ausschließlich Vereine aus dem Erkelenzer Stadtgebiet zu den Gewinnern und Verlierern eines Saisonabbruchs. Zu den Letzteren gehört der TuS Germania Kückhoven, der in der A-Liga noch realistische Chancen auf die angestrebte direkte Rückkehr in die Bezirksliga hat: Der Verein liegt nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Viktoria Waldenrath/Straeten. „Natürlich ist es schade, dass wir dann nicht mehr aufsteigen könnten“, sagt Trainer Dirk Valley. Er hätte sich ein anderes weiteres Vorgehen gewünscht. „Meine Lieblingslösung bei einem Abbruch wäre, dass ab September Pokalspiele und Turniere ausgetragen werden und im kommenden Jahr dann mal eine Kalenderjahr-Saison getestet würde, die von März bis Oktober geht. Dafür wäre doch jetzt der ideale Zeitpunkt“, sagte er.

Zu den Gewinnern zählt bei einem Abbruch dagegen der SC 09 Erkelenz, der sich in der B-Liga, Staffel 1, einen Dreikampf mit Stadtrivale Dynamo sowie den Sportfreunden Uevekoven liefert, derzeit aber eben die Nase vorn hat. Der Sportclub würde so nach neun Jahren in den Niederungen des Kreisunterhauses zumindest in die A-Liga zurückkehren. Trainer Christian Grün nimmt aber noch keine Glückwünsche zum Aufstieg entgegen.

Erst mal muss der Verbandstag den Abbruch ja noch absegnen. Fakt ist aber, dass neun Jahre B-Liga für einen Stadtverein wie den SC 09 wirklich reichen“, sagte er. Die Reserve des SC 09 würde zudem bei einem Abbruch aus der C- in die B-Liga zurückkehren. Und Rivale Dynamo könnte sich mit dem Aufstieg der 2018 gestarteten Reserve in die C-Liga trösten.

In die Röhre würden dagegen die Sportfreunde Uevekoven aus Wegberg schauen. Was deren Trainer Daniel Marschalk schon ärgert. „Es sind nur ungefähr 50 Prozent der Saison gespielt worden. Da hätte ich es besser gefunden, wenn die Saison komplett annulliert worden wäre – ohne Auf- und Absteiger. Das würde ich übrigens auch dann sagen, wenn wir Erster wären“, sagte er.

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