Erkelenz Bürger werden zum Burgdach befragt

Erkelenz · Wasser dringt von oben in den Erkelenzer Burgturm. Der Förderverein möchte ein mit dem Denkmalschutz abgestimmtes Dach aufsetzen.

 Die "Freunde der Burg" schlagen für den Erka-Turm ein flachgeneigtes Zeltdach vor, das installiert werden soll, um die Mauern vor eindringendem Wasser zu schützen. Dazu werden die Bürger befragt.

Die "Freunde der Burg" schlagen für den Erka-Turm ein flachgeneigtes Zeltdach vor, das installiert werden soll, um die Mauern vor eindringendem Wasser zu schützen. Dazu werden die Bürger befragt.

Foto: Freunde der Burg/Wortmann

Die Politik schaltet dem Entschluss, in welcher Art und Weise das marode Dach des Erkelenzer Burgturms saniert werden soll, eine Bürgerbefragung vor. Dazu hat sich der Bauausschuss am Donnerstag überraschend entschlossen. Die Bürgerpartei hatte dazu den Antrag gestellt, weil ein Dach das Erscheinungsbild des städtischen Wahrzeichens stark verändere.

Sehr genau hat sich der Förderverein "Freunde der Burg" mit den Schäden am Burgturm, auch Erka-Turm genannt, beschäftigt. Heinz-Peter Dahmen, Technischer Geschäftsführer des Erkelenzer Denkmalentwicklers Schleiff, Erkelenzer Burgfreund und Mitglied im Burgenverein Deutschland, erläuterte im Bauausschuss, wieso der Turm aus Vereinssicht ein Dach benötigt und dass die "Freunde der Burg" dafür gerne Spenden sammeln würden. "Der Turm hat heute ein Dach, das als Trog ausgebildet ist, und das ist eine problematische Konstruktion", erklärte Dahmen. Denn Tröge halten das Wasser. Ein weiteres Problem sei, dass es auf dem Turmdach im Sommer bis zu 60 Grad Celsius warm werde und im Winter bis zu minus 20 Grad kalt. "Die in den Jahren seit der Sanierung nach dem Zweiten Weltkrieg schon dreimal ausgebesserte Trogabdichtung noch mal zu erneuern, macht aus meiner Sicht keinen Sinn, weil die Spannung durch die Temperaturunterschiede bleibt", erklärte Dahmen. Und solche Spannungen führten immer wieder zu Rissen in der Abdichtung. Das bis in das Mauerwerk eingedrungene Wasser würde durch eine erneute Sanierung dieser Art ebenfalls nicht verschwinden. Sein Fazit: "Das Dach muss anders abgedichtet werden. Bergfriede wie dieser waren früher immer von einem Dach oder Turmhelm geschützt." Nach Gesprächen mit einem Statiker schlage der Förderverein ein "einfaches, die Mauersubstanz erhaltendes Schutzdach vor, das die Burg auf 100 Jahre schützt". Von etwas Auffälligem sei abzusehen, "da keiner genau sagen kann, wie der Turm historisch aussah".

Allenthalben erntete der Förderverein "Freunde der Burg" Lob und Dank. So viel ehrenamtliches Engagement und die Idee, das in einer über Spenden finanzierte Dachsanierung fortzusetzen, sei nicht selbstverständlich. "Wir sehen aufgrund der Schäden, dass etwas geschehen muss", sagte Rainer Merkens (CDU). Er sehe bei einer vorgelagerten Befragung der Bürger im Internet die Gefahr einer nicht repräsentativen Teilnehmerzahl. "Wir tuen uns schwer, eine Bürgerbeteiligung nicht stattfinden zu lassen", betonte Astrid Wolters (SPD), "aber eine Ja-oder-Nein-Frage zu einem neuen Dach bringt uns nicht weiter." Dem pflichteten unter anderen Ulrich Wendt, Stephan Pütz (beide Grüne), Kerstin Schaaf (CDU) und Otto Hübgens (Freie Wähler) bei. Thorsten Odenthal (FDP) hingegen wandte ein, dass "es sich um ein emotionales Thema handelt, bei dem die Bürger beteiligt werden sollten". Andere Möglichkeiten, den Erka-Turm dauerhaft zu schützen, sah Karl-Heinz Frings (Bürgerpartei), der Vorsitzende des Bauausschusses. Es sei sehr wohl möglich, das Dach abzudichten, ohne dafür eine Haube auf den Erka-Turm zu setzen.

Weil die Parteien letztlich hin und her gerissen waren, weil ihnen mehr Bürgerbeteiligung grundsätzlich sinnvoll erschien, war es der Technische Beigeordnete Ansgar Lurweg, der die Diskussion mit einem Vorschlag zum Ende brachte: "Als Verwaltung sind wir nicht abgeneigt, über die Internetseite der Stadt ein Meinungsbild abzufragen." Dieses könne der Politik gleich zu Beginn der neuen Wahlperiode — am 25. Mai ist Kommunalwahl — für weitere Beratungen zur Verfügung gestellt werden. Bei einer Gegenstimme akzeptierte der Bauausschuss diesen Weg. Wobei Lurweg noch betonte: "Wir freuen uns, dass der Förderverein das Projekt angehen will. Vorgestellt hat er die beste Variante."

(RP)
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