Aktionstag Bündnis gegen Rechts Aufkeimenden Rassismus eindämmen
Erkelenz · Es ging bunt, informativ und unterhaltsam zu beim zweiten Aktionstag „Bunte Vielfalt, gegen braune Einfalt“, mit dem sich das Bündnis gegen Rechts im Kreis Heinsberg am internationalen Aktionstag gegen Rassismus beteiligte.
Zwischen der Begrüßung der Besucher und Teilnehmer im Foyer der Erkelenzer Stadthalle durch Bündnis-Sprecherin Maria Sprenger und der Verabschiedung durch ihre Kollegin Anja Schultz lag ein abwechslungsreiches Programm mit informativen Referaten, Berichten, Musik und Literatur.
„Wir wollen nicht auf irgendetwas warten, wir wollen dafür sorgen, dass wir alle im Kreis Heinsberg friedlich zusammenleben können“, sagte Schultz zum Abschied. Sie fasste damit nicht nur das Ergebnis dieses Aktionstages zusammen, sie gab auch einen Ausblick und sie vermittelte zugleich die Stimmung, wonach es gelingen kann, den aufkeimenden Rassismus und Rechtsextremismus einzudämmen und die auflodernden Flämmchen des braunen Gedankenguts zu löschen.
Einen Weg zur Auseinandersetzung mit den überkommenden, menschenverachtenden Ideologien hatte zuvor Professor Thomas Niehr aufgezeigt, der zum Thema „Alltagsrassismus in der Sprache, wie spricht man mit den Rechten?“ gehalten hatte. Der Wissenschaftler der RWTH Aachen kam zu der Erkenntnis, es lohne sich gar nicht, mit den Rechten zu sprechen, da von denen nichts Neues komme, sondern nur alte, falsche und krude Behauptungen in den Raum geworfen würden. „Allein schon auf die Frage: Was nimmt uns denn der Andere weg?, kommt von ihnen keine Antwort.“ Und die ist so einfach: Nichts. Deshalb sei ein Gespräch mit Rechten müßig, nicht hingegen das permanente Gespräch über die Rechten.
Wie mit dem Rechtsextremismus und Rassismus im Kreis Heinsberg umzugehen ist, davon handelt etwa das lokale Handlungskonzept, das im Rahmen des Landesprojekts „NRWeltoffen“ von einer Arbeitsgruppe entwickelt worden war. In diesem Zusammenhang dankte Maria Sprenger insbesondere Wilfried Mercks, der die Arbeitsgruppe gelenkt hat. Das ausgedruckte Handlungskonzept lagen ebenso auf den Tischen aus wie das Informationsmaterial vieler anderer Gruppierungen und Parteien. Bücher zum Thema stellte die Buchhandlung Lyne von de Berg aus Geilenkirchen vor. Trotz des ernsten Themas solle auch der Spaß nicht zu kurz kommen, hatte Maria Sprenger gemeint, als sie die Besucher einlud, sich auf das vielfältige Programm einzulassen. Besonders wies sie auch auf den Europatisch hin, an dem sich Parteien gemeinsam präsentierten und in Anbetracht der anstehenden Europawahlen über ihre Positionen im Kampf gegen des Rassismus und den Rechtsextremismus in Europa darstellten. CDU, FDP, Grüne, Linke und SPD zeigten in Solidarität ihre gemeinsame Überzeugung, dass der Rassismus menschenverachtend ist.
Dieser Rassismus sei als Alltagsrassismus in der Gesellschaft unübersehbar, meinte Professor Karim Fereidooni in seinem Referat. „Niemand wird als Rassist geboren“, sagte der Wissenschaftler der Ruhruniversität Bochum. „Er wird dazu erzogen.“ Deshalb gelte es, im Alltag und schon bei Kindern einzuschreiten, wenn menschenverachtende Dinge erkennbar werden. „Dann darf man nicht neutral sein.“ Der Referent machte schnell deutlich, welches berechenbare, durchschaubare Spiel Rechtspopulisten und Rassisten betreiben. Sie fordern ihre gesetzlich verbrieften Rechte ein, billigen sie aber gleichzeitig anderen nicht zu, die nicht ihrer Meinung seien. „Genauso, wie jeder Mensch das Recht hat, die AFD zu wählen, hat jeder Politikwissenschaftler das Recht, die AFD als rechtsextremistisch zu bezeichnen.“
Wohin es führen kann, wenn Andersdenkende ausgeschaltet und alle gleichgeschaltet werden, darauf ging der Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen in seinem Grußwort ein. Das scheinen viele schon wieder vergessen zu haben, die die Gräuel des Dritten Reiches verdrängen oder als vergangen bezeichnen. „Wir müssen unser Wissen von der Vergangenheit in unser allgemeines Gedächtnis aufnehmen.“ Dieses Wissen werde seiner Meinung nach viel zu wenig, auch im Schulunterricht, angesprochen. Jansen begrüßte deshalb die Durchführung des Aktionstags in einer Zeit, in der es den Menschen in Deutschland gut gehe, sie auf nichts verzichten müssten und keine elementaren Krisen bewältigen müssten. Wenn sich dann Menschenhass breit macht, Hass auf die anderen, die nicht so sind oder die als Flüchtlinge kommen, dann darf die Gesellschaft nicht vergessen, wozu dieser Hass geführt habe: zur Vernichtung, zu Leid und Elend. „Keiner darf einem anderen Menschen Schaden zufügen“, so Jansen – zumal das gilt, was Thiel fragte: „Was nimmt mir der andere weg?“ Nichts. Im Gegenteil, der Fremde, der Andere, er bereichert die Gesellschaft, macht sie bunter und verhindert das eintönige Braun.