Erkelenz Brunnen 200 Meter in die Tiefe gebohrt

Erkelenz · RWE Power legt Brunnen an, um für den nahenden Braunkohlentagebau den Grundwasserspiegel zu senken. Eine solche Baustelle konnte am Samstag bei Keyenberg besichtigt werden.

 RWE-Mitarbeiter Daniel Maus (l.) ist Ingenieur und für die Rohrleitungen zuständig, während RWE-Mitarbeiter Volker Heinrich (r.) als Geologe über die Bohrungen wacht. Mit Kollegen informierten sie an einer Bohrstelle bei Keyenberg über ihre Arbeit und die Sümpfung des Grundwassers im Tagebauumfeld.

RWE-Mitarbeiter Daniel Maus (l.) ist Ingenieur und für die Rohrleitungen zuständig, während RWE-Mitarbeiter Volker Heinrich (r.) als Geologe über die Bohrungen wacht. Mit Kollegen informierten sie an einer Bohrstelle bei Keyenberg über ihre Arbeit und die Sümpfung des Grundwassers im Tagebauumfeld.

Foto: Laaser

Die Einladung war besonders an die "Nachbarn" gerichtet, aber nicht nur die waren gekommen, um sich in gut drei Stunden über etwas zu informieren, das nur etwa zwei Wochen läuft, aber über Jahrzehnte im Rheinischen Revier Wirkung hat: die Brunnenbohrung zur Sümpfung des Grundwassers am Ortsrand von Keyenberg, die davon kündet, dass der Braunkohlentagebau näher rückt. RWE Power stand am Samstag zur Information und für Fragen zur Verfügung.

 Eines der RWE-Brunnenbohrprojekte bei Keyenberg - hier im Vordergrund der Bohrteich, dahinter das Bohrloch.

Eines der RWE-Brunnenbohrprojekte bei Keyenberg - hier im Vordergrund der Bohrteich, dahinter das Bohrloch.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Als besonders wissbegierig erwies sich der Nachwuchs. Der 14-jährige Christian und sein zehnjähriger Bruder Julius waren mit ihren Eltern aus Wegberg angereist, um sich, wie knapp 40 weitere Interessierte, vor allem über die Technik, aber auch über Lärm-, Schmutz- und Sichtschutz der Bohrung zu informieren. Frank Schippers als Abteilungsleiter "Bohr- und Netzbetrieb" von RWE Power schilderte zunächst, dass bereits im Vorfeld Mitarbeiter an den Bohrplätzen Messungen vornehmen, die mit Erfahrungswerten bisheriger Brunnenbohrungen abgeglichen werden, um Schutzmaßnahmen für die Bewohner der benachbarten Orte planen zu können. Ergebnis für Keyenberg war eine fast vier Meter hohe Lärm- und Sichtschutzwand.

Christian und Julius hatten Fahrsteiger Stephan Breuer zeitweise allein mit Beschlag belegt, um unter anderem darüber zu staunen, dass die eigentlichen Bohrarbeiten für Brunnen/Pumpe nur drei Tage dauern, in denen man auf eine Teufe von etwa 200 Metern kommt. Damit wird auch das tiefstliegende von drei Braunkohlenflözen im Erkelenzer Osten durchstoßen, um das Grundwasser abpumpen zu können. Ebenfalls werden drei Tage für Auf- und Abbau des Bohrgeräts und der Nebenanlagen benötigt, so dass eventuelle Lärmbelastungen sich zeitlich begrenzen. Schmutz durch Transporte will RWE als Bergbautreibender durch das Nutzen von Wirtschaftswegen und möglicherweise das Anlegen von eigenen Transportwegen vermeiden. Reicht das nicht, wird, auch auf Anforderung von Anwohnern, eine Kehrmaschine eingesetzt.

Rauschen und Brummen zeugen werktags 24 Stunden von der Tätigkeit 200 Meter außerhalb und zuletzt auch unterhalb von Keyenberg, mit der der Vertikalbohrmeißel in den Boden getrieben wird. Wobei das Gebrumm in erster Linie vom Dieselaggregat stammt, mit dem die Energie erzeugt wird, die das Bohrgestänge und den Bohrmeißel in die Geologie drückt. Sechs Meter lang sind die Einzelelemente des Gestänges, die horizontal aneinander geschraubt werden, wie sich die Besucher überzeugen konnten. Der Drehtisch kann dazu von der Vertikalen in die Horizontale geschwenkt werden. Und an diesen Elementen lässt sich, so Fahrsteiger Breuer, der manchmal sehr unterschiedliche Bohrfortschritt feststellen - manchmal muss ein neues Element nach einer Stunde, manchmal erst nach zwölf Stunden aufgeschraubt werden.

Das Rauschen auf der Baustelle ist Element des speziellen Bohrverfahrens, dem Lufthebeverfahren, in dem im Bohrgestänge mit einer eigenen Leitung Luft in das Bohrloch gedrückt wird, die dann das Grubenwasser mit den Erd-Formationen hochpresst und in den Bohrteich leitet, der gleich nebenan gebaggert wurde. Und das, so lernten Christian und Julius auch, ohne jegliche Chemikalien. Und die ganze Bohrstelle wird, bis auf den Bereich der Pumpe und deren Zugang, renaturiert.

Und auch die "wartenden" Brunnenrohre lernten die jungen Wissbegierigen aus Wegberg kennen. Die lagen noch im Schatten der Schutzwand und warteten auf ihren Einbau und Einsatz. Zwei Kubikmeter Wasser werden sie künftig pro Minute nach oben leiten, das in eine Ringleitung um den Tagebau herum gespeist wird, um für die verlegten und ausgetrockneten Flüsse und Bäche wiederbelebend zu wirken.

(isp)
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