Massives Polizeiaufgebot Räumung von Lützerath hat begonnen

Es regnet und stürmt, der Boden ist aufgeweicht: Die Bedingungen im besetzten Braunkohleort Lützerath sind schwierig. Trotzdem hat die Polizei am Mittwoch mit der Räumung begonnen.

Lützerath Räumung: So läuft der Polizei-Einsatz - Fotos
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Polizei startet Räumung in Lützerath

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Energiekonzern RWE hatte angekündigt, an diesem Mittwoch mit dem „Rückbau“ des rheinischen Braunkohleortes Lützerath zu beginnen. Um 8.35 Uhr war es so weit. Die Polizei hat damit begonnen, das besetzte Dorf Lützerath zu räumen.

Dort sollten in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung abgerissen werden. Auch Bäume und Sträucher würden entfernt. RWE rief die Protestierenden dazu auf, die widerrechtliche Besetzung friedlich zu beenden.

So sieht es kurz vor der Räumung in Lützerath aus​
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So sieht es kurz vor der Räumung in Lützerath aus

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Foto: dpa/Oliver Berg

Der Aachener Polizeipräsident hatte zuvor mitgeteilt, der Räumungseinsatz stehe unmittelbar bevor. „Als eine der ersten Maßnahmen wird aus Sicherheitsgründen ein gut anderthalb Kilometer langer Bauzaun aufgestellt“, teilte der derweil RWE am Morgen mit. „Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt.“

Am frühen Mittwochmorgen wurden bereits starke Einsatzkräfte rund um Lützerath zusammengezogen, wie dpa-Reporter berichteten. Es regnete stark und anhaltend, ein kräftiger Wind wehte, die Böden waren aufgeweicht. In unserem Live-Blog werden Sie über alle aktuellen Entwicklungen informiert.

Klimaaktivisten haben die verlassene Siedlung besetzt und wollen sich der angekündigten Räumung widersetzen. „Alle erforderlichen Genehmigungen und gerichtlichen Entscheidungen liegen vor, und alle ursprünglichen Einwohner haben den Ort längst verlassen“, betonte RWE. „Das Unternehmen bedauert, dass der anstehende Rückbau nur unter großem Polizeischutz stattfinden kann und dass Gegner des Tagebaus zu widerrechtlichen Störaktionen und auch Straftaten aufrufen.“

Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte der Energiekonzern. Die Aktivisten bestreiten das und verweisen dabei unter anderem auf eine Studie von Wissenschaftlern mehrerer Universitäten, die sich als „CoalExit Research Group“ zusammengeschlossen haben. Demnach reicht die Kohle im aktuellen Abbaubereich allemal aus - auch unter den Bedingungen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise.

Die bevorstehende Räumung des Protestdorfs ist nach Einschätzung des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach einer der herausforderndsten Einsätze der letzten Jahre. Die Polizei erhält dafür Unterstützung aus dem ganzen Bundesgebiet. Aktivisten haben etwa 25 Baumhäuser errichtet, einige davon in großer Höhe.

„Trotz des Regens sind die Leute weiter entschlossen“, sagte Aktivistin Lakshmi am Mittwochmorgen in Lützerath. „Wir werden weiter Blockadetechniken anwenden, um uns der Polizeimacht entgegenzustellen.“

Lützerath ist ein Ortsteil der 43 000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden.

(dtm/dpa)
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