Klimacamp ist gestartet Auftakt für großen Protest am Tagebau

Grevenbroich/Erkelenz · Tausende Menschen werden zum Klimacamp im Rheinland erwartet. Es wird Bildung und Proteste geben, Gesetze sollen übertreten werden. Die Polizei kündigt eine konsequente Strafverfolgung an.

Klimacamp 2017 beim Braunkohle-Tagebau Erkelenz
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Klimacamp 2017 beim Braunkohle-Tagebau Erkelenz

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Foto: dpa, obe wie

Mit dem Start eines "Klimacamps" hat am Freitag ein umfassender Protest gegen den Braunkohleabbau im Rheinland begonnen. Er könnte einer der größten in Nordrhein-Westfalen werden.

Bis zu 6000 Teilnehmer sollen nach und nach auf einem Acker in Erkelenz am Tagebau Garzweiler eintreffen. Auf dem Programm steht unter anderem am Sonntag eine Podiumsdiskussion in der Stadthalle Erkelenz über den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Das Connecting Movements Camp wolle zudem verschiedene soziale Bewegungen miteinander in Verbindung setzen. Anschließend, vom 24. bis zum 29. August, hat das Bündnis "Ende Gelände" Aktionen des zivilen Ungehorsams wie Sitzblockaden geplant.

"Wir werden Grenzen überschreiten, Gesetze übertreten. Aber wir werden achtsam miteinander umgehen und keine Menschenleben gefährden", sagte Johanna Winter, Sprecherin des Klimacamps. Und weiter: "Nach 23 Jahren UN-Klimaverhandlungen steuern wir immer noch auf einen unkontrollierbaren Klimawandel zu. Deshalb nehmen wir Klimaschutz selbst in die Hand, indem wir gegen die Ursachen von Klimawandel und Ungleichheit aktiv werden und Alternativen dazu ausprobieren." Die einzelnen Gruppen würden zu ganz unterschiedlichen Protestformen greifen.

Die Aachener Polizei schließt gewaltsame Proteste nicht aus. Sie wird von Einsatzkräften aus ganz NRW unterstützt und kündigte eine konsequente Strafverfolgung an. Die Polizei werde dafür Sorge tragen, dass die Infrastruktur weder angegriffen noch beschädigt oder zerstört werde.

So lief der Protest der Braunkohleaktivisten 2016
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So lief der Protest der Braunkohleaktivisten 2016

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Foto: Laaser, J�rgen

Das Aktionsbündnis "Ende Gelände" kündigte die bisher größte Aktion zivilen Ungehorsams in der Geschichte der Klimabewegung an. Das Bündnis schloss die Zerstörung von Infrastruktur und die Gefährdung von Menschen dabei aus. "Wir werden uns ruhig und besonnen verhalten, von uns geht keine Eskalation aus", versichern die Veranstalter.

Die örtliche Bergbaugewerkschaft IGBCE rief ihrerseits zu Mahnwachen gegen Gewalt auf und verwies auf frühere Ausschreitungen. "Wir wollen daran erinnern, dass auf der anderen Seite der Proteste Menschen arbeiten", heißt es auf einem Flugblatt der Gewerkschaft. Die wollten nach der Arbeit heil nach Hause kommen, genauso wie die Polizisten.

16 Umweltverbände und Initiativen erklärten sich solidarisch mit dem Protest von "Ende Gelände": "Wir können angesichts der bedrohlichen Klimakatastrophe nachvollziehen, wenn sich jetzt Menschen zum zivilen Ungehorsam gegen den Kohleabbau gezwungen sehen", heiß es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung unter anderem von BUND und Umweltinstitut München. Ziviler Ungehorsam gegen existenzielle Gefahren und Missstände habe eine lange und bedeutende demokratische Tradition.

Unterdessen hat der Betreiber des Tagebaus, der Essener Energiekonzern RWE, die Teilnehmer des Klimacamps davor gewarnt, in Anlagen von Tagebauen und Kraftwerken einzudringen. Für Betriebsfremde bestehe Lebensgefahr, stellte das Unternehmen mit. "Das Eindringen in betriebliche Anlagen oder die Blockade von Infrastruktur sind nicht akzeptabel", hieß es in einer Mitteilung. Wer das ignoriere, werde angezeigt. Das Unternehmen sicherte die Tagebaue nach eigenen Angaben mit Erdwällen und Zäunen und stellte Warnschilder auf.

Im Jahr 2015 kam es bei Protesten am Braunkohletagebau Garzweiler II zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, als Hunderte Aktivisten auf das Tagebaugelände vordrangen und teils Bagger besetzten. Mehrere Demonstranten und Polizisten wurden verletzt. Im vergangenen Jahr verliefen die Proteste des Klimacamps weitgehend friedlich.

Die so genannten Aktionstage im Rheinland finden vor dem Weltklimagipfel im November in Bonn statt.

(cbo)
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