Braunkohlen-Tagebau Garzweiler Mit dem Tagebau aufgewachsen

Erkelenz · Markus Kosma, neuer Leiter des Tagebaus Garzweiler, stammt aus dem rheinischen Braunkohlenland, schaute als Kind dem Bagger zu.

Dass seine Rolle in Zeiten des Umbruchs der Energiepolitik mit besonderen Herausforderungen verbunden ist, weiß Markus Kosma. Trotzdem geht der neue Leiter des Tagesbaus Garzweiler, der dem im November in den Ruhestand verabschiedeten Lutz Kunde folgt, mit Elan an seine neue Aufgabe. Der 47-jährige promovierte Bergbauingenieur ist seit 22 Jahren bei der Firma beschäftigt, die zu Beginn noch Rheinbraun hieß, und ist mit dem Tagebau im rheinischen Revier groß geworden. Er lebt in Frechen-Habbelrath, einem Umsiedlungsort. „Mein Großvater und mein Vater waren schon bei Rheinbraun beschäftigt und haben die Umsiedlung mitgemacht. Ich erinnere mich lebhaft an den Blick aus meinem Kinderzimmer auf einen Bagger in der nahen Grube.“

Für Kosma ist das Stichwort Umsiedlung nicht wie für viele aktuelle Umsiedler im Erkelenzer Land mit Wehmut oder gar Schmerz verbunden. Habbelrath sei heute für Besucher kaum mehr als typischer Umsiedlungsort wahrnehmbar, die Rekultivierung habe sogar Pluspunkte für die Landschaft gebracht, sagt Kosma und nennt etwa den nahen Boisdorfer See.

Wir treffen uns mit Kosma am Skywalk, der bekannten Aussichtsplattform bei Jackerath. Der Blick schweift über die Grube, die sich schrittweise an die derzeit noch als bewegtes Band wahrnehmbare Autobahn 61 heranfrisst. Schon Ende August, wird nach Öffnung der neu gebauten A44n das A61-Teilstück zwischen Jackerath und Wanlo „abgeschnitten“. Die Abrissarbeiten werden zügig vorangehen, sagt Kosma. 2019 würden die Bagger die heutige Trasse erreichen. Bereits Ende Juni werde ab dem neuen Autobahnkreuz Jackerath die Richtungsfahrbahn nach Norden (Holz) für den Verkehr geöffnet.

Ab dem Skywalk führt die eine Werksstraße hinunter zum heutigen Herz des Tagebaubereichs Garzweiler, dem Bandsammelpunkt, an dem sich die verschiedenen Kohle- und Abraumtransportbänder in mehreren Ebenen kreuzen und wo sich das Betriebsüberwachungsgebäude befindet. In dem bilden Monitore das aktuelle Werksgeschehen an den Baggern, Absetzern und Transportbändern digital ab. Einer der Männer, die dort den Betrieb überwachen, ist der gelernte Fahrsteiger Reinhold Hamacher aus Elsdorf, auch er mit 39 Berufsjahren bei Rheinbraun/ RWE-Power ein „Urgestein“. Und er blickt gerade auf ein blau aufflackerndes Leuchtband, das Steine im Getriebe eines Baggers signalisiert. Kein Grund zur Aufregung, aber Mitarbeiten müssen nun zur Reparatur „ran“.

Kosma ist in Arbeitskluft mit Helm unterwegs, denn zu einer Aufgabe gehört es, oft auch abseits seines Büroschreibtischs in Grevenbroich im Revier unterwegs zu sein. Der Ingenieur hat nach seinem Studium an der RWTH Aachen ein breites Spektrum an Einsatzfeldern im Konzern beackert, war in den Tagebaubereichen Inden und Hambach aktiv, dann in der Kölner Hauptverwaltung für Planungs- und Lenkungsverfahren. Drei Jahre war er in Ungarn bei einer Partnergesellschaft. Seit sechs Jahren ist er für den Tagebau Garzweiler im Einsatz als Leiter für den Produktionsbetieb (Baggereinsatz) und stellvertretender Betriebsleiter.

Wichtig ist dem dreifachen Vater der persönliche Kontakt zu Menschen im Erkelenzer Land, deren Belastungen durch den Tagebau er nicht kleinredet. So war Kosma etwa Gast beim Schützenfest in Borschemich oder beim Schöffenessen der Stadt Erkelenz. „Gute Nachbarschaft mit den Menschen am Tagebaurand ist mir wichtig“, sagt er. Beschwerden von Grubenanliegern etwa über Lärm oder Staub nehme er ernst. „Ich möchte immer informiert werden, wenn es Beschwerden gibt.“

Als Herausforderung sieht er den „demografischen Wandel“ im Unternehmen, die sozialverträgliche Gestaltung des Personalabbaus vor dem Hintergrund der um rund 15 Prozent sinkenden Abbauquote. Gleichwohl werde die Ausbildung junger Leute - derzeit 550 - in 14 Berufen einen hohen Stellenwert behalten. Kosma ist sicher, dass der Nachwuchs weiter gute Chancen in der Firma haben wird. „Dem Tagebau ein Gesicht zu verleihen als Betrieb, in dem viele gerne arbeiten, ist auch meine Aufgabe.“

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