Begeisterung in der Erkelenzer Stadthalle Instrumentale Poesie

Erkelenz · Verträumte Szenen und wallende Emotionen: Die Neue Philharmonie Westfalen und die Sopranistin Anne Schwanewilms gaben ein lyrisches Sinfoniekonzert in der Stadthalle.

 Die Neue Philharmonie Westfalen mit Anne Schwanewilms begeisterte die Zuschauer.

Die Neue Philharmonie Westfalen mit Anne Schwanewilms begeisterte die Zuschauer.

Foto: Renate Resch

Nachdem die aktuelle Konzertreihe nach ihrem Auftakt aufgrund der pandemischen Lage für mehrere Monate ausgesetzt werden musste, konnte am Montagabend das sechste Meisterkonzert der Anton-Heinen-Volkshochschule wieder ein breites Publikum in der Erkelenzer Stadthalle bezaubern. Die Neue Philharmonie Westfalen unter der musikalischen Leitung von Rasmus Baumann und die Sopranistin Anne Schwanewilms präsentierten Stücke von Debussy, Berlioz und Reger in einem sinfonischen Abend, der ganz der Lyrik gewidmet war.

Wie untrennbar Musik und Poesie oftmals miteinander verbunden sind, wurde schon mit dem ersten Stück deutlich – für den Konzertauftakt hatten die Musiker die „Prélude à l’après-midi d’un faune“ von Claude Debussy gewählt, der damit das gleichnamige Gedicht von Stéphane Mallarmé frei vertonte. Beide waren miteinander bekannt und den Werken des jeweils anderen vertraut, zudem zeigte sich Debussy fasziniert von der poetischen Szene des Faunes, der an einem heißen Nachmittag aus sinnlichen Träumen erwacht. Seine musikalische Illustrierung, die gekonnt und über die Maßen einfühlsam die Atmosphäre dieser verträumten und begehrlichen Sommerstunden einfängt, zählt seit ihrer Uraufführung 1894 zu den Meilensteinen der Musikgeschichte und konnte auch das Erkelenzer Publikum in ihre instrumentale Traumwelt entführen.

Im Anschluss ertönten „Les nuits d’été op. 7“ von Hector Berlioz. Der orchestrale Liederzyklus ist die Weiterführung seiner Vertonung der sechs Gedichte des romantischen Dichters Théophile Gautier, die er 1834 zunächst für Mezzosopran und Klavier vornahm. Im Gegensatz zu vielen anderen Liederzyklen sind diese nicht durch eine stringente Handlung verbunden, vielmehr vereinen sich die „Sommernächte“ in ihren vielfältigen Betrachtungen der romantischen Liebe. Anne Schwanewilms stellte sich als erstklassige Sopranistin unter Beweis, die eine beeindruckende technische Expertise mit dem Talent vereint, den in Worte gehüllten Empfindungen der Gedichttexte Leben einzuhauchen – verspielt in der „Villanelle“, mit der nötigen Schwere im Klagelied „Sur les lagunes“, dann wieder gleichermaßen zart, kraftvoll und voller Sehnsucht in „Au cimetière (Claire de lune)“. Als eine der renommiertesten Künstlerinnen für Liedprogramme vermochte sie es mit ihrer schier unglaublichen gesanglichen Kontrolle wie kaum eine andere, mit ihrer Stimme Geschichten zu erzählen, und wurde ihrem Ruf als „Tonmalerin“ ein weiteres Mal gerecht.

Nach der Pause gaben die Philharmoniker abschließend die „Romantische Suite op. 125“ von Max Reger zu Besten. Inspiriert von den drei Gedichten „Nachtzauber“, „Elfe“ und „Morgengruß“ von Joseph von Eichendorff interpretiert Reger den Wald lautmalerisch als Ort der Magie und grenzenlosen Fantasie. Den Musikern gelang es mit ihrem virtuosen und detailverliebten Spiel hervorragend, diese Faszination auf das Publikum zu übertragen, und so setzten sie mit dem finalen Satz einen klanggewaltigen und fulminanten Schlusspunkt hinter den Konzertabend.

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