Erkelenzer Baumesse Experten rechnen mit Rückgang bei Immobilienpreisen
Erkelenz · Nach 2019 tagt die Erkelenzer Baumesse erstmals wieder in der Stadthalle. Was die aktuellen Trends sind und wieso die Experten mit einem deutlichen Preisrückgang auf dem Immobilienmarkt rechnen.
Besser eine Baumesse in einer Baustelle als gar keine Baumesse, meinte der Interessent, der sich am Samstag auf den Weg zur Erkelenzer Stadthalle gemacht hatte. Nachdem es dort 2019 die letzte Erkelenzer Baumesse gegeben hatte, veranstaltete Markus Dannhauer nach corona- und baustellenbedingter Zwangspause nunmehr die 17. Auflage. Auch sie leidet noch unter der Großbaustelle am Franziskanerplatz. „Der Bereich feht uns“, bedauerte Dannhauer. Es gab viele Interessenten für den Außenbereich an der Stadthalle, denen er schweren Herzens absagen musste. Auch die Hoffnung, durch eine zeitliche Verlegung von März auf Ende April, einen nutzbaren Franziskanerplatz vorzufinden, zerschlug sich.
„Dafür wird es im nächsten Jahr umso schöner“, tröstete Bürgermeister Stephan Muckel den Veranstalter in seiner Eröffnungsrede. „Ich bin stolz darauf, dass diese Veranstaltung in der Stadthalle seit so vielen Jahren ein wichtiger Treffpunkt für Handwerkerfirmen, Bauunternehmen, Dienstleister und Bauwillige in der Region geworden ist.“ Wie Dannhauer betonte auch Muckel die Nachhaltigkeit, die in diesem Jahr das Schwerpunktthema ist. „Als Teil des Umweltschutzes ist die Nachhaltigkeit endlich viel stärker in unseren Fokus gerückt“, sagte der Veranstalter, der froh darüber ist, dass die Ausstellerzahl in der Stadthalle auf dem Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie liegt.
Allerdings gibt es bei den Ausstellern Veränderungen. Viele neue sind hinzugekommen, langjährige Teilnehmer haben in diesem Jahr verzichtet. Dennoch findet der Besucher bei kostenfreiem Eintritt, der an einem Neubau interessiert ist, einen umfassenden Überblick vom Grundstückerwerb über den Hausbau bis hin zur Finanzierung. Auch für Inhaber oder Interessenten von Bestandsbauten gibt es ausreichend Angebote vom Immobilienerwerb bis hin zur Sanierung oder Restaurierung. „Solaranlagen und Sanierungen stehen hoch im Kurs“, meinte Dannhauer, dessen Innovationskraft Muckel ausdrücklich lobte. Erstmalig hat der Veranstalter an die ganz jungen „Bauherren“ gedacht, die sich in einer Bauecke unter fachkundiger Anleitung eines Tischlermeisters handwerklich beweisen können.
Steigende Baupreise und Hypothekenzinsen könnten abschreckend sein, sind es offenbar aber nicht, wie Gottfried Schnitzler, Geschäftsführer der stadteigenen Grundstücks- und Entwicklungsgesellschaft Erkelenz (GEE) erkannt hat. Nach wie vor übersteigt die Anfrage von Bauinteressenten das Angebot an Baugrundstücken. Auch gebe es keine Rückgabe von Grundstücken an die GEE. „Allenfalls bitten uns die Käufer, das Zeitfenster für eine Bebauung des Grundstücks zu vergrößern.“
Die GEE kann also gar nicht alle Wünsche erfüllen. Vornehmlich im großen Baugebiet Oerather Mühlenfeld hat die Gesellschaft derzeit nur noch zehn Grundstücke zur Verfügung. 230 zusätzliche im Abschnitt West kommen 2025 hinzu. Auch kann die GEE einige Grundstücke in Außenorten anbieten.
Auf dem Neubausektor sei kein Rücktritt, wohl aber eine Veränderung bei den Bauwilligen zu erkennen, wie Götz Northemann als Vertreter von Okal Haus meinte. Der Anteil des Eigenkapitals werde größer, was in den meisten Fällen daran liege, dass Eltern und Großeltern die jüngeren Familienmitglieder unterstützen. Vier Prozent Hypothekenzinsen kämen jungen Menschen, die die Zeit der acht bis elf Prozent früherer Jahre nicht bewusst mitbekommen haben, viel vor.
„Zum Bauen gehört auch eine gute Finanzberatung“, sagte Northemann und verwies auf die Berater in der Stadthalle. Dort finden sich auch die Vertreter von Volksbank und Kreissparkasse mit ihren Immobilienangeboten. Bei den Bestandsbauten sinken die Preise langsam. Bis zu 20 Prozent könnten es werden, schätzen die Experten. Dabei spielen nicht nur die Zinsen eine Rolle, hinzukommen auch die preissenkenden Kosten für eine energetische Sanierung. Wie diese aussehen könnte, zeigten die Anbieter von Solaranlagen, Wärmepumpen oder Dach- und Hausisolierungen.