Erkelenzer Land Alter als Chance begreifen
Erkelenzer Land · Professor Engelbert Kerkhoff (62) entwickelte an der Hochschule Niederrhein den Forschungsschwerpunkt "Kompetenz im Alter" und das Gasthörer-Programm "Faust". Seine Altersgenossen regt er an, sich einzubringen.
Er ist der "Vater" des Forschungsschwerpunkts "Kompetenz im Alter zwischen Routine und Neubeginn" an der Hochschule Niederrhein sowie des im Rheinland einzigartigen Gasthörerprogramms "Faust" – und mittlerweile selbst Senior. Professor Engelbert Kerkhoff (62) wirbt dafür, nicht "Katastrophen", sondern die Chancen des tiefgreifenden demografischen Wandels zu erkennen.
Dazu müssten die "jungen Alten" die Herausforderung aber auch annehmen. Der Forscher rüttelt seine Altersgenossen auf: "Ihr um die 60 könnt jetzt noch selbst eure Rollen im sozialen Netzwerk definieren und das eigene Altersbild gestalten – macht das, bevor es andere für euch tun." Vielleicht auf eine Weise, wie es Senioren nicht wollen.
Denn eines ist für den Erziehungswissenschaftler wichtig, der die Lebensberichte von Senioren schon beim ehrenamtlichen Altenheim-Einsatz als junger evangelischer Predighelfer faszinierend fand: Angesichts der gewachsenen Lebenszeit im Ruhestand – neben den jungen Alten steht deren Elterngeneration der über 80-Jährigen mit ihren eigenen (Kriegs-)Erfahrungen – müsse sich das Bild vom Leben im Alter ändern. Die Gesellschaft erwarte zu Recht einen Beitrag der Senioren im Gemeinwesen. Das kann in der Familie ebenso sein wie in Nachbarschaft und Politik. "Die spannende Frage wird sein, wie die Generation 60plus mit der gewachsenen Ressource Zeit umgeht", sagt Kerkhoff. Darüber nachzudenken, lohne sich vor der ersten Rentenüberweisung.
Dabei ist für den Forscher das Stichwort "Partizipation" (Teilhabe) wichtig, das Miteinander der Generationen, die mit- und voneinander lernen. So wie es der Forschungsschwerpunkt am FH-Institut für Sozialwesen seit 15 Jahren praktiziert. Ältere Gasthörer und Studierende entwickeln Modelle der Stadtteil-Arbeit, Bücher, Ausstellungen, erforschen Biografien der Generationen und arbeiten Unterschiede heraus. Sie fragen sich, was sich warum gewandelt hat – und überdenken dabei kritisch Geschlechterrollen und Erziehungsstile im gesellschaftlichen Wandel. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" – Unsinn, sagt Kerkhoff. Die Forschung hat längst die lebenslange Fähigkeit zu lernen und sich zu wandeln bewiesen. Solche Sinnsprüche nahm eine Arbeitsgruppe aus Jungen und Alten unter die Lupe. Ein Buch entstand, bei dem auch Senior-Autoren aus dem Erkelenzer Land mitwirkten.
Und welche Schwerpunkte setzt sich "Jungsenior" Kerkhoff für seinen eigenen, in zwei Jahren beginnenden Unruhestand? "Mehr Zeit fürs Enkelkind, weiter mitarbeiten im Kuratorium Deutsche Altershilfe, kirchliche Arbeit als Predigthelfer und das Akkordeon-Spiel" sind nur einige Stichworte.