Protest nahe Golfclub Haus Wildenrath 60 Aktivisten blockieren Straßenbau am Tagebau Garzweiler
Erkelenzer Land · Gebraucht wird die Landstraße 354n frühestens 2027, wenn im Rahmen des fortschreitenden Tagebaus Garzweiler II die jetzige Verbindung zwischen Kuckum und Wanlo unterbrochen werden müsste. Mit einer Sitzblockade unter dem Motto „Keinen Meter der Kohle“ auf der Trasse der geplanten neuen Straße nahe des Golfplatzes Gut Wildenrath protestierten am Montag rund 60 Menschen gegen diesen Bau, der nach ihrer Auffassung nicht realisiert werden muss.
Zugleich bekräftigten sie ihre Forderung nach einem Stopp des Braunkohlentagebaus. Gemeinsam zeigten die Bündnisse „Kohle erSetzen!“ und „Alle Dörfer müssen bleiben“ mit ihrer Sitzblockade und einer Mahnwache, dass für sie der Tagebau nicht notwendig ist. „Klimaschutz ist das neue Allgemeinwohl, nicht Braunkohle“, hieß es auf einem der Plakate, mit denen die Verbündeten aus den Erkelenzer Ortsteilen Kaulhausen und Venrath, die hinter einem Westwall direkt am zukünftigen Loch leben müssten, ausdrückten, wie wenig sie von der RWE-Abbautätigkeit halten.
Unbehelligt von der Polizei und dem Konzern konnten die Protestler am frühen Morgen die ausgehobene Trasse, in der zunächst archäologische Arbeiten stattfinden, entern.
„Wir haben unser erstes Ziel schon erreicht“, sagte Mitorganisator David Dresen. „Heute wird hier nicht gearbeitet.“ Britta Kox aus Kuckum, die als entschiedene Tagebaugegnerin die Mahnwache durchführte, pflichtete ihm bei: „Die neue Straße ist völlig nutzlos.“ Mit dem Bau sollte erst dann begonnen werden, wenn die Entscheidung über die zukünftige Nutzung der Braunkohle gefallen sein. Für Oliver Kriescher, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Düren, ist der frühzeitige Beginn der Bauarbeiten eine reine Provokation von RWE, eine Machtdemonstration, mit der Fakten geschaffen werden sollten.
„Um die Menschen in den Dörfern unter Druck zu setzen, baut RWE eine neue Grubenrandstraße weit hinter den Dörfern. Das ist Hohn für all jene, die fest entschlossen sind, in ihren Dörfern zu bleiben“, meint Dresen. „Den Menschen hier gezielt das Leben zur Hölle zu machen, hat bei RWE System.“
Gelegentlich von einer Polizeistreife beobachtet oder von Beamten der Kriminalpolizei aus Mönchengladbach besucht, machten es sich die Teilnehmer der Sitzblockade in der Baugrube bequem. Sie zeigten auf den Bannern RWE die rote Linie auf, hinter der es nicht weitergehen dürfe, markierten mit gelben Bändern die zu schützenden Bereiche und machten deutlich, dass sie den Kampf um die Dörfer noch längst nicht aufgegeben haben. Aber auch der Erhalt des Hambacher Forstes wurde thematisiert. Mit Tanz und Gesang, „Bauarbeiten“ in Form eines eigenen Walls quer durch die Baugrube und mit dem Pflanzen von Büschen und Bäumen verbrachten die Demonstranten die Zeit. „Hier lässt die Politik Fakten schaffen und nötigt uns zu zivilem Ungehorsam“, hieß es. Der zivile Ungehorsam von Jung und Alt verlief ruhig und friedlich. Die Autofahrer zwischen Wanlo und Kuckum wurden durch die Aktion in keiner Weise gestört, so dass die Polizei keinen Grund sah, einzugreifen.