Erkelenz 1714 - Geldern übergibt Erkelenz an Jülich

Erkelenz · 300 Jahre ist es her, ein Jubiläum: Durch den Friedensvertrag von Utrecht/Rastatt 1714 wechselte in "Erkalens" die Herrschaft.

"Nichts davon ausgenommen als nur Erkalens mit seinen Zu- und Angehörungen . . ." So klingt ein Auftritt der Stadt Erkelenz in der Europapolitik, die zu der Zeit, 1714, auch Weltpolitik war - vor genau 300 Jahren wurde der Friedensvertrag von Rastatt geschlossen, und die Passage besagt, dass Erkelenz vom früheren Herzogtum Geldern in das Herzogtum Jülich transferiert wurde, dem das übrige Land an Rur und Wurm schon lange angehörte. Wovon Erkelenz ausgenommen war, das war die Überführung des übrigen Teils des geldrischen Oberquartiers Roermond an das Königreich Preußen und Österreich. Die "Zu- und Angehörungen" waren die zu Erkelenz gehörenden Dörfer.

Damit ging ein wechselhafter Geschichtsabschnitt der Stadt zu Ende, in dem Erkelenz als Objekt verschiedener Landesherren hin und her geschoben worden war. Es war das Ergebnis des "Spanischen Erbfolgekriegs", der mit mehreren Friedensverträgen beendet wurde: Utrecht 1713, Rastatt (am Oberrhein) und Baden (in der Schweiz) 1714.

Das Herzogtum Geldern hatte zu den "Spanischen Niederlanden" gehört und wurde so in den Krieg um die Nachfolge des ohne Nachkommen verstorbenen spanischen Königs Karl II., dem letzten Habsburger auf dem Thron, hineingezogen, um die die österreichischen Habsburger und die Franzosen kämpften. Durch zahllose Bündnisse und Dynastien-Verbindungen fanden zwischen 1701 und 1714 europaweit und sogar in Brasilien rund 35 Schlachten statt. Erkelenz kam insofern glimpflich davon, als es 1702 von den Preußen (bis 1713) praktisch kampflos besetzt wurde, denn wehrhaft war die Stadt nicht mehr, nachdem am 9. Mai 1674 Franzosen Tore und Stadtmauern in Sturmangriffen mit Kanonen zerstört hatten.

Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts gehörte Erkelenz zu Geldern, dessen Landesherr Graf Gerhard III. von Wassenberg war, der später als Graf Gerhard I. von Geldern amtierte.

Wenn man die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Erkelenz' ab der Industrialisierung außer Acht lässt, war die Periode vom 11. bis zum 16. Jahrhundert mit Zugehörigkeit zur eigenständigen Grafschaft/Herzogtum Geldern eine Blütezeit, in der der Begriff vom "korenrijke Erkelens" geprägt wurde. Der Lössboden brachte gute Korn-Ernten, auch der Flachs blühte, und Erkelenz war eine vorgeschobene Bastion Gelderns, das von Nordwesten als Keil in das Herzogtum Jülich hinein und zwischen Kurköln, Kleve, Limburg und Brabant ragte. Auch Wegberg lag in diesem Keil.

Erkelenz hatte damit Anschluss an die reichen Niederlande, Korn und Leinen wurden dorthin verkauft. Sukzessive wurde Erkelenz mit der Stadtwerdung zu einem einzigartigen Bollwerk mit riesiger Burg, Stadtmauer mit Toren und Türmen sowie einem doppelten Grabenring gegen die Nachbarn ausgestattet.

Dennoch kam es durch unter anderem Erbfolgestreitigkeiten häufiger zu Kampfhandlungen, 1371 wurde die Stadt teilweise zerstört, 1498 von Jülich erobert. 1543 wurde sie durch Kaiser Karl V. eingenommen mit dem Herzogtum Geldern, das dabei als solches aufgelöst wurde, es kam mit Erkelenz an die "Spanischen Niederlande".

Trotz der häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen um und in Nordwesteuropa prosperierte die Stadt weiterhin, denn sonst hätten nicht die opulenten Bauwerke Burg, Lambertiturm und Rathaus entstehen können. Mit der Stadterhebung war allerdings auch der Bau der Befestigungsanlagen verbunden - auf eigene Kosten, wie auch deren militärische Verteidigung. Inzwischen war Erkelenz zur geldrischen Enklave geworden, umgeben von anderen Territorien, die Verbindung Richtung Wegberg gekappt, Erkelenz war eine politisch-geografische Insel.

Die Blüte Erkelenz' verwelkte wie die so vieler anderer niederrheinisch-niederländischer Städte in den religiös-politisch motivierten Kriegen und territorialen Zugehörigkeiten der 15. bis 18. Jahrhunderte. Komplizierte Zusammenhänge in der Geschichte der Stadt Erkelenz und des Herzogtums Geldern und seiner übriggebliebenen Quartiere.

Die und auch die der Frühgeschichte Gelderns und Erkelenz' bieten noch viel Gelegenheit zur Erforschung und Darstellung.

(isp)
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