Emmerich Zur Messe über die Grenze

Emmerich · 2010 werden die Kirchengemeinden in den Niederlanden neu organisiert. Sie werden zu riesigen Pfarreien zusammengefasst, Gottesdienste ausgedünnt. Viele Niederländer gehen bereits auf deutscher Seite zur Messe.

HÜTHUM / ELTEN Auch auf deutscher Seite hat die Kirche mit Priestermangel, sinkenden Einnahmen und zurückgehenden Zahlen bei den Gottesdienstbesuchern zu kämpfen. Doch jenseits der Grenze haben diese Problem inzwischen drastische Ausmaße angenommen. "Die Probleme bei uns sind riesengroß", sagt auch Pastor Paul Daggenvoorde, der den Pfarrverband "Zevenaar Gelders Eiland" direkt an der Grenze betreut.

Seit heute ist der Pfarrverband dann auch keiner mehr, denn die bisher eigenständigen Gemeinden fusionieren zur Großgemeinde Sint Willibrordus. Zusammen mit drei weiteren Geistlichen ist Pastor Daggenvoorde jetzt für 20 000 Gläubige zuständig. "Es ist da gar nicht mehr möglich, alle zu bedienen", sagt der katholische Pastor.

Dramatische Auswirkungen

Die Folgen sind teilweise dramatisch. Bereits jetzt gibt es in den sieben Kirchen der Riesengemeinde nur sehr unregelmäßig Gottesdienste. Höchstens alle 14 Tage ist Sonntagsgottesdienst, in der Woche finden kaum noch Messfeiern statt. "Wer ganz sicher gehen will, ob ein Gottesdienst stattfindet, der muss ins Internet schauen", sagt der Pastor. Noch ist die Gemeinde an der Grenze zumindest von Kirchenschließungen verschont geblieben. Doch das scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Denn im nur wenig entfernten Arnheim wurden aus Kostengründen bereits einige Gotteshäuser geschlossen. Eine Entwicklung, die der Pastor mit Bedauern verfolgt.

Eine Entwicklung, die aber auch Folgen für die Gemeinden auf deutscher seite hat. Denn schon seit längerer Zeit beobachtet Pastor Berthold Heuberg, dass immer mehr niederländische Christen die Gottesdienste in Elten, Hochelten und Hüthum besuchen. "Im Gespräch sagen mir diese Leute dann, dass sie auf der Suche nach einem Ort sind, an dem sie ihren Glauben leben können." Dass gleich in unmittelbarer Nähe in drei Kirchen Sonntagsgottesdienste stattfinden, ist auf niederländischer Seite undenkbar. "Daher kommen jetzt die Niederländer zu uns, weil sie dann wissen, dass sie hier jeden Sonntag die Heilige Messe mitfeiern können", sagt Pastor Heuberg, der sich mit seinem Mitgeistlichen Paul Daggenvoorde oft über die Situation austauscht.

Das Bistum Utrecht verteidigt die Neuorganisation. Dadurch bleibe jetzt für die Geistlichen mehr Zeit für ihre eigentliche Aufgabe, die Seelsorge, so Bistumssprecher Roland Enthoven. Weniger Gemeinden bedeuteten nämlich auch weniger verwaltungs- und organisatorische Aufgaben für die Pastöre.

(RP)
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