Emmerich Wut auf die Deutsche Bahn

Emmerich · Die Emmericher sind sauer über die Erklärung der Bahn, dass die Schranken an Bahnübergängen jetzt dauerhaft lange unten bleiben werden. Viele Bürger vertrauen der Bahn überhaupt nicht mehr, einige wittern Kalkül.

 Fußgänger, Radfahrer und Autos warten vor der geschlossenen Schranke in Praest. Gerade in Praest und Vrasselt, Hüthum und Elten haben die Bürger es schwer, Ausweichrouten zu finden.

Fußgänger, Radfahrer und Autos warten vor der geschlossenen Schranke in Praest. Gerade in Praest und Vrasselt, Hüthum und Elten haben die Bürger es schwer, Ausweichrouten zu finden.

Foto: Klaus-Dieter STade

Die Empörung ist groß in Emmerich. "Das ist die Deutsche Bahn AG", sagt Friedhelm Kroes, der in Praest am Bahnweg wohnt: "Die machen, was sie wollen." Sein Sohn Gerd-Wilhelm Kroes glaubt an eine Zermürbungstaktik. Die Städte sollten dazu bewegt werden, auf eigene Kosten Unterführungen zu bauen, statt auf den Betuwe-Ausbau zu warten, vermutet er. Die Leidtragenden seien die Bürger: "Die Bahn setzt einfach alles durch, ohne groß zu fragen. Und nicht mal die Stadt geht dagegen an."

Nachdem jetzt klar ist, dass es mit den langen Wartezeiten an Bahnübergängen niemals besser werden wird, fühlen Einwohner sich getäuscht und hingehalten. In der Vergangenheit war immer wieder von "Anlaufschwierigkeiten" und "Einzelfällen" die Rede gewesen.

"Das ist mir ein Grauen"

Gerade die Vrasselter, Praester, Hüthumer und Eltener haben zu leiden, denn sie können die Bahnübergänge kaum umfahren. "Da baut sich bei den Menschen schon 'ne Wut auf die Bahn auf", sagt Sonja ten Bensel aus Vrasselt. "Und wenn das noch Jahre so bleibt — das ist mir ein Grauen!"

Sie glaube der Bahn kein Wort mehr, schimpft Gertrud Wismans vom Getränkehandel an der Grüne Straße. Sie ist überzeugt, dass die Schließzeiten immer noch heruntergerechnet werden: "Eine halbe Stunde ist oft wirklich nichts!" Man habe ja immer mit der Bahnlinie gelebt, "aber was jetzt hier abgeht, kann man nicht mehr akzeptieren. Das ist doch eine Zumutung."

Den Bürgern ist inzwischen klar geworden, was das Problem alles mit sich bringt: Umweltverschmutzung zum Beispiel. Zeugen berichten von wartenden Bussen, die über eine halbe Stunde lang den Dieselmotor rattern ließen. Ausweichrouten, etwa durch die Hetter, werden "spürbar mehr belastet", erzählen Einwohner. Manchmal kommt durch den Stau vor den Gleisen niemand mehr aus Seitenstraßen oder Einfahrten heraus, etwa an der Raiffeisenstraße. Das ganze hat auch wirtschaftliche Folgen: Lieferdienste und Handwerker schaffen es nicht rechtzeitig zu ihren Kunden. "Wir müssen die Bahnübergänge umfahren oder lange Wartezeiten in Kauf nehmen", erzählt Installateur Manuel Driever.

Kinder warten auf ihre Schulbusse und kommen zu spät zum Unterricht. Und regelmäßig stehen ältere Leute, die nicht mehr gut zu Fuß sind, auf dem Weg zum Friedhof in Vrasselt vor den Schranken.

Internet Bisherige Berichterstattung auf www.rp-online.de/emmerich

(RP/rl/jco)
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