Emmerich "Wir können Bewohner nicht einschließen"

Emmerich · Die demenzkranke Maria M. wird seit zwei Wochen vermisst. Gut ein Jahr lebte die 59-Jährige im St.-Martinus-Stift Elten, bevor sie am 26. Mai spurlos verschwand. Über den Fall sprach RP-Redakteur Markus Balser mit Heimleiter Hans-Wilhelm Paeßens.

 Hans-Wilhelm Paeßens.

Hans-Wilhelm Paeßens.

Foto: ende

Wie war es überhaupt möglich, dass Frau M. das Martinus-Stift verlassen konnte?

Hans-Wilhelm Paeßens Wir sind ein offenes Haus und keine geschlossene Einrichtung. Unsere Türen werden ab 20.30 Uhr geschlossen. Nicht primär, um unsere Bewohner am Verlassen der Einrichtung zu hindern, sondern weil wir verhindern wollen, dass ungebetene Gäste kommen. Wir können unsere Bewohner auch nicht ständig überwachen. Leider hat Frau M. das Haus verlassen können, ohne dass es gleich bemerkt wurde. Das fiel erst bei einem routinemäßigen Kontrollgang auf.

Frau M. ist an schwerer Demenz erkrankt. Müssen da nicht andere Maßstäbe gelten?

Paeßens Es gibt einen schmalen Grat zwischen dem Selbstbestimmungsrecht des Bewohners und der Beschränkung seiner Freiheit. Wie gesagt, sind wir ein offenes Haus. Wir dürfen unsere Bewohner gar nicht einschließen. Eine Alternative wäre, besonders Kranke zu fixieren oder mit Medikamenten zu sedieren, also ruhig zu stellen. Aber das geht nur mit einer richterlichen Anweisung.

Was wurde unternommen, als klar war, dass Frau M. vermisst wird?

Paeßens In einem solchen Fall setzt ein Notfallstandard ein. Dass Bewohner weglaufen, kann immer mal wieder vorkommen. Sie werden aber meistens gleich im näheren Umfeld des Heimes wieder angetroffen. Wir haben uns sofort auf die Suche nach Frau M. gemacht und uns an weiteren Suchaktionen beteiligt. Leider ohne Erfolg.

(RP/rl)
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