Serie Mannis Museum Eine der ältesten Schulen des Landes

Emmerich · Die Ursprünge des Willibrord-Gymnasiums gehen zurück bis ins 8. Jahrhundert. Eine bewegte Geschichte.

 Eine Luftbild-Aufnahme des Willibrord-Gymnasiums aus dem Jahr 1977.

Eine Luftbild-Aufnahme des Willibrord-Gymnasiums aus dem Jahr 1977.

Foto: Mannis Museum

Emmerich am Rhein war früher nicht nur ein bedeutendes Handelszentrum, sondern erlebte während seiner wirtschaftlichen Blütezeit auch einen beispielhaften Aufstieg des kulturellen und geistigen Lebens. Das Willibrord-Gymnasium Emmerich führt seine Ursprünge bis ins 8. Jahrhundert auf die Lateinschule des Martinistifts zurück und zählt damit zu den ältesten Schulen des Landes. Propst Graf Moritz von Spiegelberg gestaltete im 15. Jahrhundert das Gymnasium um: Lehrer wie Alexander Hegius (1439 -1498), Petrus Homphaeus (1524-1601), Matthias Bredenbach (1499-1559) und Heinrich Uranius (gestorben 1572) wurden an die Schule berufen. Auch aus entfernten Ländern kamen die Schüler. Unter Rektor Bredenbach sollen 2000 junge Menschen das Gymnasium besucht haben.

Im Jahr 1592 übernahmen die Jesuiten den Unterricht am Gymnasium. 1609 wurde an der Wollenweberstraße ein neues Schulgebäude errichtet. Die Schule hatte einen so guten Ruf, dass auch viele Schüler aus dem benachbarten Holland dort den Unterricht besuchten. Das alte Gebäude auf dem Geistmarkt, ein länglicher, dreistöckiger Backsteinbau mit einem Dachreiter, das zwischen dem Rathaus und der Evangelischen Kirche lag, wurde von 1673 bis 1715 als eine französisch-reformierte Kirche genutzt. Es hatte zuvor ab 1504 den Schulzwecken gedient. Im Erdgeschoss befand sich die Hauptwache der Polizei.

Nach den Jesuiten kamen mit der Auflösung des Ordens im Jahr 1788 die Kreuzherren, die in der Nähe des Gymnasiums ein Kloster bewohnten. Durch sie wurde die Schule zu einem akademischen Gymnasium. Hier konnte man alles erlernen, um Priester zu werden, es wurden aber auch Lehrer für die Volksschule unterrichtet. Doch die Kreuzherren hatten nicht die Erfahrung der Jesuiten und so nahm die Schülerzahl rapide ab. Zwischen 1788 und 1809 schwankte die Schülerzahl zwischen 30 und 50.

Ein Dekret von Napoleon I. „über die Aufhebung der geistlichen Kooperation im Lippe-Department“ setzte der Schule im Jahr 1811 ein vorläufiges Ende. Auf Drängen vieler Bürger und auf Befehl von Friedrich Wilhelm III. wurde die Schule an der Wollenweberstraße im Mai 1832 als staatliches Gymnasium wiedereröffnet. Am Eingang Ecke Paaltjessteege befand sich eine Gedenktafel mit einer lateinischen Inschrift: „Nachdem die Wissenschaften hier 4 mal 5 Jahre heimatlos waren, konnten sie auf Befehl des frommen Königs in dieses neu errichtete Gebäude wieder einziehen.“

 Die Musikkapelle des Gymnasiums, aufgenommen im Jahr 1929.

Die Musikkapelle des Gymnasiums, aufgenommen im Jahr 1929.

Foto: Mannis Museum

1932 feierte die Schule das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung „Hinter dem Schinken“ für ein Städtisches Neusprachliches Gymnasium für Mädchen. Der „Vorgänger“, das Katholische Privat-Lyzeum, stand vorher an der Gasthausstraße. Während beim Bombenangriff auf Emmerich am 7. Oktober 1944 das Gebäude des Jungengymnasiums komplett zerstört wurde, überstand das Gebäude des Mädchengymnasiums, das mit einem Flachdach aus Stahlbeton versehen war, den Angriff recht gut. Im Herbst 1945 wurde dort der Unterricht für Jungen und Mädchen im damaligen Staatlichen und Städtischen Gymnasium wieder aufgenommen. Als 1954 der Aufbau des Jungengymnasiums fertiggestellt war, wurde die Schule wieder zu einem reinen Mädchengymnasium, das 1976 in einen Neubau an der Hansastraße zog. Das alte Schulgebäude wurde 1999 wegen des Rhein-Center-Neubaus abgebrochen. Zum Schuljahr 1990/91 wurden beide Gymnasien zusammengelegt in das Schulzentrum Hansastraße, so entstand das Städtische Willibrord-Gymnasium in seiner heutigen Form. Das Willibrord-Gymnasium feierte im Jahre 2007 die 175-Jahrfeier der Wiedereröffnung. Im Jahre 2006 wäre das Mädchengymnasium 150 Jahre alt geworden.

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