Rees Wilde Energie bei Rock-Spektakel

Rees · Beim ausverkauften "Rock im Saal" bei Tepferdt standen diesmal die rockigen Töne im Fokus.

 Fight Like Apes setzten auf einen wilden Mix aus Synthesizer, Garagenrock und der Partypalme von Frontfrau Mary-Kate Geraghty.

Fight Like Apes setzten auf einen wilden Mix aus Synthesizer, Garagenrock und der Partypalme von Frontfrau Mary-Kate Geraghty.

Foto: Markus van Offern

In diesem Jahr machte "Rock im Saal" in Haldern keine Kompromisse. Es war ein durchweg feinjustiertes Rockspektakel, das sich nach den poplastigen Vorjahren am Samstag auf eine metaphysische Indie-Zappelkiste katapultierte. Lediglich die Dänen von Alcoholic Faith Mission wackelten am Spannungsbogen. Aber eins nach dem anderen.

Was wurde Eliza And The Bear doch im Vorfeld belächelt. In England längst ausverkaufter Kult, fehlte ihnen hier noch die nötige Musikerbasis. Das dürfte sich bei den rund 600 Gäste am Samstag im Gasthof Tepferdt geändert haben. So schwer es ist, als Opener den Abend zu beginnen, so leichtfüßig gelang es dem Quintett aus England. Nach Kate-Nash-Trifft-Two-Door-Cinema-Club-Manier übersprang Eliza And The Bear die Aufwärmphase und überzeugte mit der Kombination aus einem stark frequentierten Keyboard und melodisch verzerrten Gitarrenriffs. Ihre kurzen Texte waren Botschaften an das Leben, über verpasse Chancen ("Upon the north") oder andauernde Freundschaften ("Friends"). Die Engländer waren tiefgründig wie ihr Name - der stammt nämlich aus einer Gedichtsammlung von Eleanor Rees.

Fight Like Apes waren da rabiater. Ein Mix aus Synthesizer, Garagenrock und der Partypalme von Frontfrau Mary-Kate Geraghty, deren Stimme stark an die französische Sängerin SoKo ("I kill her") erinnert, waren Zeichen für anarchistischen Irland-Rock, der klingt, wie man sich Irland-Rock vorstellt: nach viel Whisky und Zigaretten.

Der Vergleich mit The Pixies liegt hier nahe, auch wenn die aus England kommen. Fight Like Apes legten Wert auf den Mittelfinger in Richtung der spießigen Gesellschaft, wo wir auch wieder bei der Partypalme von Frontfrau Mary-Kate Geraghty wären.

Beinahe schwiegersohnähnlich präsentierten sich die Dänen von Alcoholic Faith Mission. Sie legten Wert auf eine klare Struktur, was keineswegs abwertend gemeint ist. Ihre Qualität lag in der Auseinandersetzung des Hier und Jetzt, was sie bilderbuchhaft mit Akkordeon, Keyboard und einem nachvollziehbaren Gitarrenspiel umsetzten. In Songs wie "Nut in your eye" oder "Running with insanity" singt Thorben Seiro Jensen buchstäblich von den verzweigten Hoch- und Tiefgründen unserer Gesellschaft.

Alcoholic Faith Mission waren musikalisch ruhiger als die anderen Künstler des Abends, boten damit aber auch die Möglichkeit, Kraft für Skinny Lister zu sammeln.

Viel sagen muss man zu der Londoner Combo nicht mehr. Skinny Lister ist halt Skinny Lister, die mit rumdurchtränkter Gröl- und Schunkelmusik einen Saal in ein kochendes Hüpfgelage bringen können.

Sie singen dabei von überwindbaren Grenzen, die sich im Grunde jeder selbst aufbürdet. Die Engländer reißen einen los von den Zwängen der Gesellschaft. Tiefgründigkeit, so viel Kritik muss sein, gibt es hier nicht, aber das Einfache kann manchmal so schön sein.

(en)
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